Da die unmittelbare sportliche Zukunft der Teams vorab geklärt war, maßen sich Kameruner und Holländer fast unter freundschaftlichen Bedingungen. Die zweiten 45 Minuten boten immerhin ansehnlichen Fußball und den geglückten Turniereinstieg Robbens.
Die ganz große Bedeutung ging der Begegnung der Holländer mit Kamerun bereits vor dem Anpfiff ab. Aufgrund der beiden 0:1-Niederlagen (gegen Japan und Dänemark) hatten die Afrikaner keine Chance mehr auf die K.o.-Runden. Den Oranjes hingegen war der Gruppensieg kaum noch zu nehmen. Unter diesen Vorzeichen entwickelte sich das Spiel äußerst schleppend. Bei annähernd ausgeglichenem Ballbesitz hielt man das Tempo niedrig; Höhepunkte entfielen. Nach etwa einer halben Stunde schlugen die Holländer, angetrieben von Sneijder, eine höhere Gangart ein. Mit Erfolg, denn ein feiner Doppelpass zwischen van der Vaart und van Persie brachte die Führung für den Favoriten (36.). Kamerun schloss sich dem etwas gesteigerten Niveau an, trug aber lediglich durch hohe Flanken von der rechten Seite einen Hauch von Gefahr in den niederländischen Sechzehner. Kurz vor dem Halbzeitpfiff bereinigte Stekelenburg eine im Ansatz gefährliche Situation, als er im Herauslaufen den Ball vor dem durchgestarteten Eto´o abfing.
In den zweiten 45 Minuten hatten beide Mannschaften mehr zu bieten, als in der weitgehend langweiligen ersten Hälfte. Schon bevor Kamerun zum Ausgleich kam - van der Vaart verursachte einen Handelfmeter, als er bei einem Freistoß der Kameruner in der Mauer hochstieg und die Arme ausfuhr - spielten sich in den Strafräumen interessante Szenen ab. Nachdem Eto´o den Elfer sicher verwandelte (65.), erhielten die Afrikaner moralischen Auftrieb, und die Holländer mehr Platz für ihre Angriffsaktionen. Zwei Einwechslungen würzten das Geschehen zusätzlich an. Diejenige auf Seiten Kameruns hatte eher folkloristischen Charakter: Oldie Rigobert Song durfte in der 74. Minute den Einsatz bei seiner vierten WM feiern, derweil Holland eine Minute zuvor Arjen Robben ins Turnier integrierte. Der Bayern-Spieler begnügte sich beileibe nicht mit der bloßen Anwesenheit - drei brandgefährliche Angriffe liefen über ihn und seiner Vorarbeit entsprang der Treffer zum 2:1-Endstand. In typischer Manier zog er von links in die Mitte und knallte den Ball gegen den rechten Torpfosten. Huntelaar stand richtig, um den Abpraller im Netz unterzubringen (84.). Kamerun versuchte nochmals auszugleichen, hatte aber Glück, dass ein Foul an Huntelaar nicht mit einem Strafstoß geahndet wurde (89.).
André Schulin
Sepp Maier hat seinen Hund erschossen. Immer wenn er ihn gefragt hat, wer der beste Torwart in Deutschland sei, hat er gesagt `Kleff, Kleff`
— Wolfgang Kleff