HSV: 100 Jahre Ernst Happel – Seine Titel, seine besten Sprüche

Er war „der Grantler“, Ernst Happel, Trainer-Legende aus Wien. Am vergangenen Sonntag hätte Ernst Happel seinen 100. Geburtstag gefeiert. Ob Happel dem Fußballgott vor dem 2:1 seines HSV gegen den VfB Stuttgart einen Wink gegeben hat, wissen wir nicht. Aber wir wissen. Ernst Happel lebt auch über 30 Jahre nach seinem Tod in den Erinnerungen von Fans und Journalisten weiter. Seine Titel, aber auch seine Sprüche sind legendär. Fast jeder HSV-Fan kennt eine Anekdote mit Ernst Happel.

Günter Netzer
•Mittelfeld•Deutschland
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Zum 100. Geburtstag von Ernst Happel bei Instagram viral, das den „Grantler aus Wien“ in seiner unnachahmlichen Art zeigte. Die Bitte, nach dem letzten Bundesliga-Spiel vor Weihnachten 1986 in der Pressekonferenz „doch ein paar Worte zum Spiel“ zu sagen, beantwortete Ernst Happel so: „Ich wünsche allen Anwesenden angenehme Feiertage. Auf Wiedersehen!“
Ein klassischer Happel. Wie auch Günter Theodor Netzer (81), der ihn als HSV-Manager nach Hamburg lotste, bestätigt: „Vor manchen Pressekonferenzen wurde mir Angst und bange. Manchmal hat er sich hingesetzt, drei Sätze gesagt, ist aufgestanden und wieder gegangen.“
Ernst Happel Sprüche: „Ich habe kein Rauchverbot erteilt“
In einer TV-Talkshow sagte der passionierte Raucher einmal: „Ich hab kein Rauchverbot erteilt. Ich hab‘ nur g’sagt, ich will niemanden rauchen sehen.“
Bei dem von Dieter Hallervorden (90) zeitgleich verkörperten Unternehmer „Hans Immer“ im Kino-Hit „Didi, der Doppelgänger“ war es genau umgekehrt: „Ich hatte doch Rauchverbot erteilt? Hatte ich oder hatte ich nicht?“
- Ernst Happel geboren am 29. November 1925 in Wien, holte er mit Rapid Wien zwischen 1938 und 1954 fünf Meisterschaften und nah mit Österreich 1954 an der WM-Endrunde in der Schweiz teil, wo im Halbfinale gegen Deutschland Schluss war.
- Auch 1958 spielte Happel mit Österreich die WM in Schweden.
- Er machte 51 Länderspiele für den ÖFB und nahm 1954 beim 7:5 gegen die Schweiz in Lausanne am torreichsten WM-Spiel aller Zeiten.
Nach dem Halbfinal-„Aus“ gegen Deutschland gaben die österreichischen Medien dem damals 29-jährigen Happel die Schuld an der Niederlage, was ihn, so seine Enkeltochter Christina im Kicker-Sportmagazin (Montags-Ausgabe) dazu brachte, zu Journalisten auf Distanz zu gehen. „Wehe, wonn’s an Schurnalistn mitbringst!“, sagte er zu einem mit ihm im Winter urlaubenden Kicker-Redakteur.
- „Der Grantler“ wurde 1970 als Coach von Feyenoord Rotterdam der erste und bis heute einzige österreichische Trainer, der den Europapokal der Landesmeister gewann.
- Erst 2022 konnte mit dem Oberösterreicher Oliver Glasner, der mit Eintracht Frankfurt in der Europa League triumphierte, wieder ein Coach aus der Alpenrepublik wieder einen europäischen Titel feiern.
- Als Nationaltrainer der Niederlande erreichte Ernst Happel 1978 in Argentinien das WM-Finale, verlor aber mit „Oranje“ 1:3 nach Verlängerung.
Mit dem ebenfalls in Wien geborenen, ersten deutschen Bundesliga-Meistertrainer Max Merkel († 2006 / 1860 München, 1. FC Nürnberg) verband ihn eine kalte Rivalität.
„Ernst Happel sieht aus wie Beethoven in der Endphase“, hatte Merkel einmal über ihn gesagt. Happel konterte 1982 im ZDF-„Sportstudio“: „Den Mann muss man nicht so tierisch ernst nehmen.“
„Der elektrische Hase“
Ernst Happel 100 – Für den Hamburger SV war seine Verpflichtung 1981 der größte Glücksgriff der Vereinsgeschichte.
Happel baute eine Erfolgsmannschaft auf, wie sie der HSV zuvor und danach nie wieder hatte.
Spieler wie Bernd „Fummel“ Wehmeyer sichtete er auf die ihm eigene Art: „Wer ist denn der elektrische Hase da?“
- Mit Ernst Happel wurde der HSV zwei Mal Deutscher Meister (1982 und 1983), gewann 1983 sensationell gegen Juventus Turin (1:0) in Athen den Europapokal der Landesmeister und stand mit dem Wiener noch zwei weitere Male (1980 / Meistercup gegen Nottingham Forest und 1982 / UEFA-Cup gegen IFK Göteborg und Sven-Göran Eriksson) im Europapokalfinale.
Der letzte Titel mit Happel war auch der letzte für den HSV seither: DFB-Pokalsieger 1987 nach 3:1 gegen Kickers Stuttgart in Berlin. Danach verschwand Happel still und leise nach Wien. Karten spielen, Kaffee trinken, belgische Zigaretten rauchen.
Felix Magath, Stratege unter Happel und beim Pokalsieg 1987 schon HSV-Manager: „Das kann man heute kaum noch jemandem vermitteln, aber Ernst Happel hat nicht geredet.“
Nein, reden war nicht seine Sache.
Als ihn Hans-Peter „Hansi“ Müller (68) beim FC Tirol Innsbruck einmal ins Vertrauen ziehen wollte, Motto: „Trainer, wir müssen reden“, sagte Happel nur: „Wenn’s reden wollen, müssen’s Staubsaugervertreter werden, ich brauche nur Fußballer.“
Ein Spruch von Ernst Happel könnte auch als Credo für unsere Redaktion durchgehen: „Ein Tag ohne Fußball ist ein verlorener Tag.
Ernst Happel verstarb am 14. November 1992 in Innsbruck im Alter von 66 Jahren.
Schon schwer von seiner Krebserkrankung gezeichnet, trainierte er bis zu seinem Tod die ÖFB-Nationalmannschaft.
Der österreichische Fußballverband benannte das Praterstadion in Wien nach ihm.


