Den guten Kurs aus der Hinserie konnte Hertha BSC nicht halten - nach sechs sieglosen Spielen riss der Kontakt zu Uefa-Cup-Platz fünf ab. Der Leistungsknick berührt alle Mannschaftsteile; Goalgetter Pantelic traf seit Januar nicht mehr und die Abwehrbilanz konterkariert die Träume vom internationalen Startplatz.
Guthaben aufgebraucht
In den letzten acht Jahren pegelte sich Hertha BSC am Saisonende zuverlässig zwischen den Rängen drei und sechs ein - Ausnahme die Saison 2003/04 (Platz 12). Damit war man zumindest auf Höhe der Uefa-Cup-Ränge, die seit der vergangenen Spielzeit mindestens das Erreichen von Platz fünf erfordern. Eine Wiederholung dessen ist immer noch möglich, nach den Resultaten der letzten Wochen allerdings unwahrscheinlicher geworden. Seit sechs Spieltagen wanderte kein Dreier mehr auf das Hertha-Konto. Das in der Hinrunde erspielte Guthaben, als Hertha zeitweise mit erfrischendem Fußball überzeugte, wurde aufgebraucht. Die Partie beim 1. FC Nürnberg, der einem internationalen Startplatz derzeit deutlich näher steht, könnte Herthas Hoffnungen auf einen Tiefpunkt katapultieren. Schon vor diesem Spiel beträgt der Rückstand auf Rang 5 fünf Zähler.
Pause für den Außenrist
Michael Preetz (mittlerweile Leiter der Hertha-Lizenzspielerabteilung) war der letzte Berliner Stürmer, der seine Profession mit einer befriedigenden Torquote ausfüllte. Seine Nachfolger, ob Bobic, Wichniarek oder Reina, blieben hinter der Effektivität des ehemaligen BL-Torschützenkönigs (1999, 23 Treffer) zurück. Im Laufe der aktuellen Spielzeit wähnte man die lange quälenden Sturmprobleme endlich überwunden: Christian Gimenez (8 Tore) und Marco Pantelic (11) verpassten dem Angriff der Herthaner wesentlich mehr Durchschlagskraft, als in den Jahren zuvor vom Hauptstadtklub ausging. Doch Dribbelkünstler und Außenrist-Spezialist Pantelic konnte seine Torgefährlichkeit nicht mit ins Kalenderjahr 2007 retten. Ein Elfmetertreffer aus dem Januar war sein letzter Torerfolg. Aus Reihen der Mittelfeldspieler produzierten die Berliner nur selten direkte Torgefahr. Die Gründe: Marcelinho, das war jedoch jedem Beobachter vorab bewusst, konnte nicht Eins-zu-eins ersetzt werden. Von der ausgeprägten Verletzungsanfälligkeit des Nachfolgers Yildiray Bastürk (nur zwölf Einsätze) war zudem nicht auszugehen. Den jungen Kevin Boateng, Ebert und Dejagah fehlt es noch an Erfahrung, so kommt der zeitweilig schon als Abgänger gehandelte Routinier Pal Dardai zur überraschenden Ehre, mit drei Treffern Herthas erfolgreichster Torschütze aus dem Mittelfeld zu sein.
Verlieren verboten
„Wir haben zurzeit in der Abwehr einen negativen Lauf. Zurzeit ist fast jeder Treffer drin“ - dieses in der Hitze des Gefechts herausgeplatzte Preetz-Zitat ist antiquiert, und seine tatsächlich beabsichtigte Aussage nicht auf den aktuellen Zustand der Hertha anwendbar. Festzuhalten bleibt allerdings, dass in den letzten acht Jahren zu diesem Saisonzeitpunkt die Anzahl der Gegentore nur zweimal höher waren, als derzeit (42). Und aktuell haben auch nur zwei Bundesligakonkurrenten mehr Buden eingefangen (Frankfurt 44; Aachen 45). Kapitän Arne Friedrich wird in Nürnberg wohl fehlen (Patellasehnen-Probleme), auch Jerome Boateng kann wegen einer Wadenprellung nicht auflaufen. Keine optimalen Voraussetzungen vor einem Spiel, von dem Hertha-Geschäftsführer Dieter Hoeneß sagt: “Wenn wir noch eine Chance auf den UEFA-Cup haben wollen, dürfen wir dort nicht verlieren.“
André Schulin
Ich hab mit Riesenrads nichts zu tun, ich bleibe lieber auf meinem Zimmer und spiele Play Station, das ist besser.
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