Immer für eine Überraschung gut

von Günther Jakobsen12:17 Uhr | 21.12.2007

Dem tollen Abschneiden in der vergangenen Bundesligasaison und dem Gewinn des DFB-Pokals fügten die Nürnberger eine weitere Überraschung im Jahr 2007 hinzu: Durch einen 3:1-Sieg gegen Larisa kletterte der Club in seiner UEFA-Cup-Gruppe vom vierten auf den zweiten Rang und qualifizierte sich damit für die Zwischenrunde. Dort trifft das Team von Hans Meyer auf einen der acht Gruppendritten aus der Champions League.

Nach der Auftaktniederlage gegen Everton und dem unerwarteten Abstiegskampf in der Liga hatte wohl kaum jemand diesen Erfolg der Franken für möglich gehalten. Und in den ersten 40 Minuten sah es auch nicht danach aus, als verfügten sie an diesem Abend über die Qualität, um den zum sicheren Weiterkommen notwendigen Dreier landen zu können. Während in der Defensive die Zuordnung fehlte, versuchten es die einfallslosen Mittelfeldakteure immer wieder durchs Zentrum und brachten zunächst keinen einzigen durchdachten Spielzug zustande. Die Platzherren, die bereits abgeschlagen am Tabellenende festsaßen und deshalb einige Stammkräfte für die Meisterschaftspartie gegen Olympiakos Piräus schonten, legten dagegen munter los und durften in der elften Minute jubeln. Kalantzis’ Versuch innerhalb des Strafraums prallte von Reinhardt zu Josef Kozlej, der nicht lange fackelte und ins kurze Eck einschoss. Mit der Führung im Rücken ließen sich die Griechen zurückfallen, waren bei ihren schnellen Gegenstößen aber jederzeit dazu in der Lage, die Nürnberger Hintermannschaft alt aussehen zu lassen. So zog der von drei FCN-Akteuren nicht konsequent attackierte Parra im 16-Meter-Raum ab, fand jedoch nicht an Schlussmann Blazek vorbei (16.). Bezeichnend für die Harmlosigkeit der Gäste war die Tatsache, dass ihre ersten drei Torgelegenheiten aus Distanzschüssen von Mintal (23./35.) und Kluge (38.) resultierten – und diese waren auch noch zu ungenau. In der 40. Minute inszenierte der Club dann über Mintal, Misimovic und Schütze Charisteas seinen ersten sehenswerten Angriff, der zwar keinen erfolgreichen Abschluss hatte, dafür aber als Knotenlöser fungierte. Denn von nun an spielten die Meyer-Schützlinge kombinationssicherer und entschlossen in die Spitze. Das Resultat war wenige Momente vor dem Halbzeitpfiff auf der Anzeigetafel ablesbar: Galitsios wollte Misimovics Hereingabe von der rechten Seite klären und traf dabei Charisteas; die Kugel kam genau zu Ivan Saenko, dem aus kurzer Entfernung sein erster Treffer seit 24 Begegnungen gelang (45.).

Durch die guten Angriffsaktionen am Ende des ersten Spielabschnitts wirkten die Franken nach dem Wechsel viel gefestigter und hatten in Person von Marek Mintal auch gleich die Chance zur Führung. Den 18-Meter-Schuss des Slowaken konnte Larisas Ersatztorwart Kipouros aber gerade noch über die Latte spitzeln (51.). Sechs Minuten später war Mintals Visier dann goldrichtig eingestellt, als er einen selbst eingeleiteten Konter nach Pass von Saenko mit links volley im kurzen Eck unterbrachte. AE-Coach Georgios Donis reagierte mit der Einwechslung der offensivstarken Stammkraft Cleyton für Gikas (61.). Die Spieler verstanden das Zeichen ihres Trainers, erhöhten das Risiko und kamen durch Kalantzis (62.), dem Nürnbergs Innenverteidiger Andreas Wolf das Spielgerät großmütig überlassen hatte, und Bachramis (70.) zu dicken Möglichkeiten. Einzig und allein dem reaktionsschnellen Jaromir Blazek war es in dieser Phase zu verdanken, dass der Club seine Führung behielt. Die Entscheidung besorgte dann in der 73. Minute Angelos Charisteas, der nach einem langen Ball von Beauchamp aus der eigenen Hälfte und dem anschließenden Stellungsfehler von Venetis alleine auf Kipouros zulief. Der Nationalspieler blieb in seinem Heimatland eiskalt und schob in die linke Ecke ein. Dass sich Charisteas die Kugel zwischenzeitlich regelwidrig mit dem Arm vorgelegt hatte, war dem Schiedsrichter zum Glück der Gäste entgangen. Ohne größere Schwierigkeiten brachte Nürnberg den verdienten Vorsprung schließlich ins Ziel.

Christian Brackhagen



Du schießt nicht, das sind nur elf Meter!

— DFB-Teamchef Franz Anton Beckenbauer vor dem Elfmeterschießen im WM-Halbfinale 1990 gegen England zu Bayern-Distanzschütze Klaus Augenthaler.