Immer wieder Liverpool

von Günther Jakobsen09:42 Uhr | 02.05.2007

Auch im dritten Anlauf schaffte es Jose Mourinho nicht, den FC Chelsea ins Finale der Königsklasse zu führen – genau wie vor zwei Jahren hieß die letzte Ausfahrt Liverpool. Geführt wurde das Prestigeduell wie immer auf Messers Schneide. Mit einem Freistoßtrick tilgten die „Reds“ zunächst die Hinspielschuld und trugen die hart umkämpfte Beute danach bis ins Elfmeterschießen. Dort fiel Chelsea dann endgültig um.

Den Gästen aus London fehlte nicht nur der frisch operierte Michael Ballack, sondern kurzfristig auch Carvalho und Shevchenko. Umso fester daher Chelseas Wille, in erster Linie den dünnen Vorsprung zu verteidigen, was mit viel Disziplin und Kraft zunächst auch gelang. Liverpools Aufgabe war dagegen schwieriger, weil sowohl Drogba an die Kette gelegt als auch die beste Abwehr den Premier League geknackt werden musste. Letzteres gelang mit einem Trick. Einer von vielen Freistößen aus dem Halbfeld kam von Gerrard in die Mitte, allerdings nicht wie allgemein erwartet hoch und geschnitten, sondern plötzlich und flach. Als einziger eingeweiht war Agger, der dem Ball klug entgegenkam und ihn flach aus 15 Metern ins Tor drosch – damit begann der Kampf ums Finale neu (22.). Bis zur Pause entwickelte Chelsea etwas mehr Zug zum Tor, zweimal war es Drogba, der nicht präzise genug zum Abschluss kam (32./43.). Liverpool dagegen hatte vorerst, was es wollte und ging bis auf weiteres kein Risiko mehr ein.

Mit dem Seitenwechsel änderte sich dieser Eindruck wieder. Die „Reds“ versuchten Chelsea kalt zu erwischen und brachten über die Außenbahnen gleich mehrere gefährliche Flanken vor das Tor. Erster Abnehmer war naturgemäß Crouch, der fast schon getroffen hätte, bevor Kuijt dem 2:0 dann noch näher kam; sein Kopfball aus zwölf Metern krachte an die Querlatte (58.). Danach wurde es merklich ruhiger, doch bewiesen die Rivalen eindrucksvoll, dass Fußball auch ohne Torszenen Spaß machen kann, solange Einsatz und Kampfbereitschaft entsprechend justiert sind. Auffällig war auch die niedrige Fehlerquote auf beiden Seiten. Vor allem, weil es mehr Ballbesitz hatte, traute man Liverpool eher noch ein weiteres Tor zu. Weil jedoch der Schaden eines Gegentreffers höher gewesen wäre, willigten die Gastgeber zu einer Verlängerung ein. Vorher allerdings musste Carragher noch in brenzliger Lage vor Drogba klären, der nach Coles Hereingabe schon einschussbereit am langen Pfosten stand. Dass sich in der Verlängerung dann nicht mehr viel tat, konnte man nicht sagen. In der 100. Minute flog fast das Stadiondach weg, als Kuijt per Abstauber ins Tor traf, der spanische Schiedsrichter ihm aber eine knappe Abseitsstellung zum Vorwurf machte. Kurz vor dem Ende hatte wieder der Niederländer dann die Entscheidung auf dem Stiefel, als er im Einzelduell an Cech scheiterte. Zwei Minuten vorher hätte aber auch Droga fast das Ticket gelöst. Erneut war es Carragher, der ihn maßgeblich behinderte. So kam es zur Lotterie vom Punkt, die wie so oft ein Torhüter entschied. Reina parierte sowohl gegen Robben als auch gegen Geremi, während Liverpool keinen einzigen Schuss vergab. Kuijt verwandelte den letzten Elfer sicher und brachte die „Reds“ zum zweiten Mal innerhalb dreier Jahre ins Endspiel der europäischen Königsklasse.

Maik Großmann



Wir sind eigentlich ein untypischer Tabellenletzter, wir können eigentlich mithalten.

— Gaizka Garitano, Trainer des nach 27 Spieltagen noch sieglosen spanischen Tabellenletzten UD Almeria.