Michael Preetz hatte vor dem Spiel noch gewitzelt, notfalls könne er sich ja wieder in den Hertha-Sturm stellen. Nach dem blamablen Ausscheiden durfte man den Gedanken gar nicht mal als abwegig abtun, denn zum wiederholten Mal brachten die Berliner im Sturm rein gar nichts zustande und blieben auch im fünften UEFA-Cup-Spiel hintereinander ohne Tor.
Wie jede Woche hatten Dieter Hoeneß und Falko Götz eine deutliche Reaktion der Mannschaft angekündigt, und diesmal schienen sie tatsächlich Recht zu behalten. Hertha begann erheblich engagierter und mit spürbar besserer Einstellung als in den letzten Wochen, obwohl neun Stammspieler verletzt oder gesperrt nicht zur Verfügung standen. Das Mittelfeld gehörte anfangs klar den Berlinern, die durch Okoronkwo (5.) und Gilberto (19.) zu ersten Möglichkeiten kamen. Vom lautstark angefeuerten Bukarest war im ersten Durchgang so gut wie nichts zu sehen, man spürte, dass die Gastgeber gerade das zweite Pflichtspiel des Jahres bestritten, denn erst Anfang März geht in Rumänien die Winterpause zu Ende. Insofern war es fahrlässig, dass Hertha in dieser Phase nicht den fälligen Führungstreffer erzielte. Die beste Chance des ersten Durchganges hatte Sverkos, als er aus spitzem Winkel die Latte traf (40.). Berlin war klar überlegen, doch der Sturm war wieder einmal zu schwach, um das Übergewicht in Tore umzumünzen.
Waren die Gäste noch frohen Mutes in die Halbzeit gegangen, so ging im zweiten Abschnitt plötzlich alles daneben. Bukarest war nun erheblich aggressiver und brauchte nicht lange, um die unterschwellige Verunsicherung in den Berliner Köpfen wieder zum Vorschein zu bringen. Marcelinho setzte mit einem lustlosen Distanzschuss einen Schlussstrich sowohl unter Herthas Angriffsbemühungen als auch unter seinen divenhaften Auftritt (49.). Der Brasilianer tauchte wieder unter und wurde eine halbe Stunde später mit einem Zweikampfwert von 30 Prozent ausgewechselt. Das Spiel machte jetzt nur noch Rapid Bukarest. In der 51. Minute schoben die Hausherren den Ball noch knapp am Pfosten vorbei, doch drei Minuten später zappelte das Leder dann im Netz. Niculae erhielt den Ball am Strafraumeck, düpierte Dick van Burik und schoss flach ins linke Eck. Bei Hertha machten sich die zehn sieglosen Spiele in Folge bemerkbar, denn in der Abwehr häuften sich die Fehler und nach vorn ging fast gar nichts mehr, auch wenn Chahed direkt nach dem Rückstand hätte ausgleichen können. Bukarest suchte die Entscheidung und fand sie eine Viertelstunde vor Schluss. Badoi flitzte über den rechten Flügel und konnte derart ungedeckt flanken, dass ihn nur noch sein Kollege Buga in der Mitte überbot. Er musste für seinen Kopfballtreffer nicht einmal hochspringen. Letztlich verdient schied Hertha BSC sang- und klanglos aus dem UEFA-Cup aus, weil es in zwei Vergleichen mit den keineswegs übermächtigen Rumänen nur eine passable Halbzeit zustande brachte. Mit etwas Wohlwollen darf der erste Durchgang des Rückspiels dennoch Auftrieb geben; außerdem gab es diesmal keinen Platzverweis.
Hoffentlich haben's eine Wiese vorm Gericht, dann trainieren wir in den Verhandlungspausen.
— Max Merkel zur Verhandlung gegen den ,,FC Meineid" Schalke 04 im Zuge des Bundesliga-Skandals.