Seit mehr als zwei Jahren gab es kaum Erfreuliches aus Kaiserslautern zu berichten. Sportliche und andere Krisen hatten sich auf dem „Betze“ eingenistet. Nachdem auch diese Saison katastrophal begann, gelang Trainer Kurt Jara und seinem Team nach dem zehnten Spieltag die Wende. Die Lauterer sind mittlerweile einem Platz im internationalen Geschäft wesentlich näher als dem Abstieg.
Durchgestartet
Nur eine Niederlage aus den letzten zehn Spielen (1:3 bei Bayern München), aber sechs Siege und drei Unentschieden - der 1. FC Kaiserslautern, so scheint es, hat die kritische Phase überwunden die die Pfälzer in den Abgrund hätte reißen können. Drei Spieltage lang am Ende der Tabelle platziert, baute sich das Jara-Team beharrlich ein Zwölf-Punkte-Polster zu den Abstiegsplätzen auf. Der wieder erstarkte FCK bot zuletzt sogar den Großen der Liga Paroli, erkämpfte Punkte in der Fremde (jeweils ein 1:1 in Bremen und Stuttgart) und vereitelte daheim mit einem 2:0-Sieg den Sprung der Schalker an die Tabellenspitze. Rauschende Fußballfeste begleiteten die Erfolge nicht, aber die Resultate stimmten.
Perspektiven
Analog zum sportlichen Aufschwung verstummten die auf dem Betzenberg lange präsenten Negativ-Nachrichten über finanzielle Notstände, Unstimmigkeiten im Team und gerichtliche Auseinandersetzungen mit ehemaligen Vereinsverantwortlichen. Ein denkbarer neuer Unruheherd, die Vertragsverhandlungen mit Keeper Tim Wiese (unterschrieb bei Werder), wurde schnell gelöscht. Nun war Platz, sich den Leistungen auf dem grünen Rasen zuzuwenden, und da zeichnen sich positive Entwicklungen ab. Nur acht Gegentreffer in den letzten zehn Spielen - in den ersten zehn Partien fingen sich die Roten Teufel deren 20 ein - sind ein Spitzenwert (gemeinsam mit Hertha) in der Liga. Mit dem 24-jährigen Marco Engelhardt stellt Lautern zudem wieder einen Nationalspieler mit Perspektive und auch andere Neuverpflichtungen, wie Blank, Zandi und Amanatidis schlugen gut ein, was in jüngerer Vergangenheit beim 1. FCK nicht gerade die Regel war.
Unbeirrt
Bemerkenswert, mit welcher Ruhe Trainer Kurt Jara die speziell für ihn kritische Zeit nach dem schlechten Saisonstart hinnahm. Die Misserfolge der stark veränderten Mannschaft wurden dem Übungsleiter angelastet; „Jara raus“-Rufe schallten durchs Fritz-Walter-Stadion. Gerüchte, Jara wäre gedanklich schon bei Österreichs Nationalelf - dort war Coach Hans Krankl stark in der Kritik - machten die Runde. „Österreich hat einen Trainer. Auch wenn ich nie verschwiegen habe, dass ich das irgendwann gern machen würde. Aber im Moment bin ich FCK-Trainer“, wehrte Jara ab und zog seine Linie durch. Die nachfolgende Erfolgsserie änderte die Vorzeichen grundlegend. Der bis Sommer 2005 datierte Vertrag soll verlängert werden. Jara signalisierte Bereitschaft, schränkte aber ein: „Ich will nur weitermachen, wenn die Mannschaft verstärkt wird. Wenn ich bleibe, möchte ich eine Mannschaft, mit der sportlich etwas zu bewegen ist“. Ob die immer noch angespannte Finanzsituation des Klubs diesem Wunsch entsprechen kann, ist eine andere Frage.
André Schulin
Nein, liebe Zuschauer, das ist keine Zeitlupe, der läuft wirklich so langsam.
— Werner Hansch