Ein großer Favorit auf das Weiterkommen in Gruppe B ist Japan. Das laut Weltrangliste beste Team Asiens konnte bei vergangenen Weltmeisterschaften nie entscheidend auf sich aufmerksam machen, das Überstehen der Gruppenphase ist für die Mannschaft um Trainer Norio Sasaki dennoch lediglich das Minimalziel.
Seit 1991 in China die erste Weltmeisterschaft der Frauen stattfand, ist Japan Dauergast. Obwohl das Team trotz fünf Finalteilnahmen bei den Asienmeisterschaften nie als Sieger vom Platz ging, qualifizierten sich die Japanerinnen bislang souverän für jede WM. Die Kickerinnen aus dem Land der aufgehenden Sonne schafften es jedoch nur ein einziges Mal, die Vorrunde zu überstehen; zu stark war jeweils die Konkurrenz aus dem europäischen und nordamerikanischen Raum. Lediglich 1996 erreichte Japan als eine der beiden besten Drittplatzierten das Viertelfinale, dort setzte es allerdings eine klare 0:4-Niederlage gegen die USA.
Für das diesjährige Turnier qualifizierte sich das Team um Trainer Norio Sasaki durch einen dritten Platz bei den Asienmeisterschaften. Die Japanerinnen starteten die Gruppenphase souverän und gewannen 8:0 gegen Myanmar sowie 4:0 gegen Thailand. Im Spiel um den Gruppensieg setzte sich der Drittplatzierte der vorigen Asienmeisterschaft mit 2:1 gegen Nordkorea durch und erreichte so das Halbfinale. Dort wartete Australien, das seit 2006 aufgrund der höheren Konkurrenz mit um den Titel in Asien spielt. Japan unterlag knapp mit 0:1 gegen den späteren Finalsieger, da man aber das Spiel um Platz drei gegen China mit 2:0 gewinnen konnte, war die Qualifikation für die WM in Deutschland erreicht.
Im Verlauf des Turniers stachen zwei Spielerinnen besonders hervor: Japans Rekordnationalspielerin Homare Sawa (33, Washington Freedom), die drei Treffer erzielen konnte, ist seit Jahren der Dreh- und Angelpunkt des japanischen Spiels und machte auch während der Asienmeisterschaft durch Übersicht und Torgefährlichkeit auf sich aufmerksam. Ebenfalls drei Tore erzielte Kozue Ando. Die 29-jährige Stürmerin ist für den FCR 2001 Duisburg aktiv und bringt auch dank ihrer Zeit bei den Urawa Red Diamonds eine Menge Erfahrung mit. Mit Yuki Nagasato (23, 1. FFC Turbine Potsdam), die mit ihrem Bundesligaklub 2011 deutscher Meister wurde, und Aya Miyama (26, Los Angeles Sol) stehen zwei weitere Spielerinnen im Kader der Japanerinnen, die ihre Klasse auf internationalem Niveau bereits bewiesen haben.
Was die FIFA-Weltrangliste über die aktuelle Spielstärke eines Teams aussagt, darüber darf man diskutieren. Dass Japan auf Rang fünf jedoch an der Weltspitze schnuppert und, dicht gefolgt von Nordkorea, die beste Mannschaft Asiens stellt, ist unumstritten. In der Qualifikation scheiterten die Japanerinnen nur am späteren Asienmeister Australien, den Spielerinnen des krisengeschüttelten Landes ist in sportlicher Hinsicht also einiges zuzutrauen. Obwohl die Japanerinnen noch keine internationalen Titel errungen haben, kommen sie aufgrund ihrer Spielstärke und Erfahrung mindestens für das Erreichen des Achtelfinales in Frage. In einer Gruppe mit Neuseeland, Mexiko und England werden sie dies zunächst beweisen müssen, doch wenn sich die Damen Nippons auf ihre spielerischen Stärken besinnen, können sie für jeden Gegner gefährlich werden.
Lisa Ramdor
Die schönsten Tore sind diejenigen, bei denen der Ball schön flach oben rein geht.
— Mehmet Scholl