Jünger und besser

von Günther Jakobsen11:00 Uhr | 10.01.2009

Für das Projekt Jürgen Klopp hatte man sich eigentlich Zeit erbeten. Schon jetzt bekam der BVB aber wieder ein Gesicht, spielte zwar selten hübsch, dafür aber enorm effektiv und hielt sich konstanter als erwartet in der oberen Hälfte. Nach Jahren als Taubenschlag scheint Dortmund damit endlich wieder über ein schlüssiges Konzept zu verfügen.

Wenn es irgendein Startprogramm in sich hatte, dann das der Borussia, die es gleich mit Leverkusen und den Bayern zu tun bekam und dann noch ins ungeliebte Cottbus reisen musste. Fast eine Sensation insofern die Punktebilanz: Jeweils ein Dreier bei der Werkself und in der Lausitz sowie ein Heimspiel gegen den Meister, in dem die Klopp- die Klinsmann-Truppe um ein Haar geschlagen hätte. Dortmund sprang der Liga regelrecht ins Auge in diesen Wochen, weil nicht zu übersehen war, dass sich etwas bewegte. Der Grund war natürlich Jürgen Klopp. Sein Konzept, das Team sowohl zu verjüngen als auch zu stabilisieren, ging speziell in der Defensive auf, die sich mit dem 19-jährigen Subotic von einer maroden und belächelten Seniorenkette zur zweitbesten Abwehr der Liga mauserte. Mit Ausnahme des 1:4 in Mannheim, dem einzigen echten Fehltritt der Hinserie, war der BVB damit neuerdings schwer zu besiegen. Und als sich das Team aus einem 0:3-Würgegriff gegen Schalke noch befreite und kurz vor Schluss zum 3:3 ausglich, erfüllte sich zumindest einmal sogar des Trainers platte Parole, den BVB-Fans wieder Fußball mit Herz anzubieten.

Eine weitere Qualität des neuen Übungsleiters zeigte sich darin, dass man die durchaus vorhandenen Rückschläge kaum registrierte. Dedes Verletzung etwa war ein schwerer Schlag ins Kontor, ebenso der Wegtausch von Petric gegen Zidan, aus dem der BVB zumindest sportlich als Verlierer hervorging. Als Psychologen brauchte es Jürgen Klopp besonders dann, als die junge Mannschaft im UEFA-Cup-Auswärtsspiel in Udine auf heldenhafte Weise ihre 0:2-Hinspiellast tilgte und letztlich umso bitterer im Elfmeterschießen ausschied. In der Liga wurde es im Anschluss etwas knifflig. Auch der Trainer hörte aus dem Publikum Pfiffe, als Dortmund nach Hannover und Hertha auch den VfL Bochum zu Hause nicht schlug. Auswärts dafür kam Schwarz-Gelb weiter bestens zurecht, mischte etwa bei einem verrückten 3:3 in Bremen mit und fuhr zwei clevere 1:0-Erfolge in Köln und beim KSC ein. Die Hinrunde kam damit zu einem seltsamen Ende. Einen spiel- und vor allem angriffsstarken BVB, wie man ihn sich vom Trainertausch weit eher versprochen hatte, sah man eigentlich nie. Blaszczykowski und zum Teil Hajnal hatten hier zwar starke Momente. Im Sturm aber konnten weder Klimowicz und Valdez noch Mohamed Zidan jemals auffangen, dass Alex Frei nach seiner EM-Verletzung nicht wieder zu sich fand. Wie aus Versehen bot der BVB daher in erster Linie Sicherheitsfußball an. Das allerdings auch mit erstaunlichem Erfolg, was nicht nur Platz sieben und die nicht abwegige Aussicht auf einen UEFA-Cup-Platz beweisen, sondern auch die wenigen Einträge in der Niederlagen-Spalte: So selten wie Schwarz-Gelb verlor in der gesamten Liga sonst nur der FC Bayern.

Maik Großmann



Vom Slang her sind sie ein bisschen anders.

— Sandro Wagner vergleicht Jupp Heynckes mit Julian Nagelsmann