Keiner legt vor, keiner hängt hinterher. Am vorletzten Spieltag fallen zeitgleich auf neun Plätzen die Entscheidungen bzw. letzte Weichenstellungen im Saisonendspurt. Kurios: Ausgerechnet der Kick der Gegensätze, zwischen dem Tabellenletzten Kaiserslautern und neuen wie alten Meister Dortmund ist die einzige Partie, die - abgesehen von etwaigen Rekordmarken - den Klubs keine relevanten Ziele mehr offen lässt. Ansonsten stehen zumindest für ein beteiligtes Team noch Klassenerhalt oder Europapokalplatzierung auf dem Spiel.
Für den bereits für das internationale Geschäft qualifizierten VfB Stuttgart geht es darum, seinen derzeit direkt zur Europa-League-Gruppenphase ausreichenden fünften Platz zu sichern. Dazu wäre etwas Zählbares aus dem Gastspiel beim FC Bayern hilfreich, der sich in der Liga vorzeitig mit Platz zwei abfinden muss. Zur CL-Finalteilnahme gratulierte Bruno Labbadia den Münchnern, bei der Vergabe der Punkte will er jedoch mitreden: „Natürlich wollen wir gewinnen, das haben wir in den letzten Wochen immer wieder gezeigt, ob in Hamburg, Dortmund oder Augsburg.“ Ein direkter Kampf um den Europapokal steht zwischen den Tabellennachbarn Leverkusen (48 Punkte) und Hannover an (45). „Wir werden alles tun, um den sechsten Platz zu sichern - und dann auch noch Platz fünf anzugreifen“, zeigt sich Bayers Teamchef Sami Hyypiä offensiv. Kadlec will trotz seines Nasenbeinbruchs spielen, als ein - wie in letzter Zeit häufiger zu beobachtender - „Maskenmann“. Von den Gästen aus Hannover überraschte die zumindest zu diesem Zeitpunkt unerwartete Meldung, dass Manager Jörg Schmadtke um die Auflösung seines Vertrages bat. Die Kontrahenten des Nordduells VfL Wolfsburg (41) vs. Werder Bremen (42) halten es nicht mehr in eigenen Händen, den Europa-League-Einzug zu schaffen. Werder-Geschäftsführer Klaus Aloffs drückt Hoffnung und Größe der Aufgabe aus: „Natürlich glauben wir an die Europa League. Doch sechs Punkte werden es wahrscheinlich schon sein müssen.“ Hoffenheim (41), das sich interessiert an Bremens Keeper Tim Wiese zeigt, will seine Restchancen durch einen Erfolg über den 1. FC Nürnberg wahren.
Borussia Mönchengladbach verabschiedet sich von seinem Heimpublikum mit der Partie gegen den FC Augsburg aus der Saison. Für Dante, Neustädter und Reus wird es nach ihren bekannt gewordenen Wechseln der letzte Auftritt für MG sein. „Noch sind diese Spieler alle bei uns. Und das ist gut“, beschäftigt sich Lucien Favre zunächst nur mit der Gegenwart. Einen Zähler braucht seine Mannschaft noch, um den vierten Platz abzusichern. FCA-Coach Jos Luhukay steht mit dem Aufsteiger dicht davor, die Klasse zu halten. „Es ist volle Konzentration gefragt“, motiviert er seine Elf, denkt aber auch an seine Gladbacher Zeit zurück: „Ich freue mich auf die Partie und wenn ich einmal träumen darf, dann wünsche ich mir, dass nach dem Spiel zwei Mannschaften allen Grund zum feiern haben“. Dem Hamburger SV dürfte vermutlich schon ein Punktgewinn gegen Mainz genügen, den Klassenerhalt zu sichern. „Wir wollen das letzte Heimspiel überzeugen und einen Sieg mit unseren Fans feiern“, will Thorsten Fink sich aber nicht auf Rechenspiele verlassen. Eine besondere Anmerkung hat er zu Schlussmann Jaroslav Drobny, der im letzten Spiel eine schwere Prellung davontrug: „Er ist an Hüfte grün, blau, schwarz. Das ist nicht ohne und dennoch wird er es sich nicht nehmen lassen, das letzte Spiel der Saison vor dem eigenen Publikum zu bestreiten.“
Die schwersten Gänge des vorletzten Spieltages warten indes auf die Kölner und Herthaner, die jeweils auswärts ihre letzten bzw. vorletzten Chancen zu wahren haben. Kölns Interimstrainer Frank Schaefer würdigte vor der Reise in den Breisgau sein Freiburger Gegenüber Christian Streich, dem er größtenteils den Aufschwung des SC in der Rückserie anrechnet: „Vor seiner Arbeit kann man nur den Hut ziehen“. Die eigenen Interessen unterschlägt Schaefer dabei nicht: „Wir haben jetzt zwei Finalspiele und wir fahren nach Freiburg, um drei Punkte zu holen“. Hertha BSC fährt nach Gelsenkirchen als eine Mannschaft, die „Um jeden Zentimeter kämpft …“, erwartet Otto Rehhagel. Levan Kobiashvili kann dabei nicht mithelfen; einen Einspruch der Berliner gegen seine Zwei-Spiele-Sperre lehnte der DFB auch beim zweiten Versuch ab. Schalkes Fans können zum letzten Mal Raúl zujubeln, der seinen Abschied nach zwei Jahren bekannt machte.
Conor Casey, ich adoptier dich!
— Jürgen Klopp über Conor Casey, dessen 1:0-Siegtor für den KSC gegen Aufstiegs-Konkurrent Alemannia Aachen den Bundesliga-Aufstieg von Mainz 05 (2004) möglich machte.