Genau ein Jahr nach dem 5:2-Triumph im Champions-League-Viertelfinale bei Inter Mailand musste Schalke 04 im Rückspiel des Europa-League-Viertelfinales bei Athletic Bilbao antreten. Nach der 2:4-Hinspielniederlage hatten die Knappen ein Wunder nötig, um das Ausscheiden zu verhindern. Doch trotz einer couragierten Leistung kamen sie über ein 2:2-Unentschieden nicht hinaus.
Schalke-Trainer Stevens schien nicht an ein Wunder zu glauben. Der Kampf in der Bundesliga um die direkte Champions-League-Qualfikation war wichtiger. Deswegen saßen die nicht hundertprozentig fitten Farfan und Uchida erst einmal nur auf der Bank. Stattdessen stand Hoogland zum ersten Mal seit seiner Rückkehr aus Mainz vor knapp zwei Jahren in der Startformation. Youngster Draxler durfte wie der grippekranke Fuchs sogar zu Hause bleiben. Stevens‘ Mannschaft schien dagegen an ein Wunder zu glauben und begann dominant. Aber die baskischen Gastgeber standen in der Defensive gut geordnet und besaßen durch Muniain (8.) sogar die erste Torchance. Auf der Gegenseite entstand die erste Möglichkeit der Schalker eher zufällig. Jones brachte einen schon verloren geglaubten Ball wieder in den Strafraum zu Huntelaar, doch der Schuss des Niederländers wurde vom gegnerischen Schlussmann Iraizoz über die Latte gelenkt (10.). Danach beruhigte sich das Spiel erst einmal. Die Basken beschäftigten ihren Gast aus Deutschland nun auch in der Defensive. Nicht, um Treffer zu erzielen, sondern vor allem, um das Geschehen zu kontrollieren. Bis zur 29. Minute ging es aus Sicht der Hausherren gut. Dann spielte jedoch Herrera den Ball mit einem haarsträubenden Fehlpass Huntelaar in die Füße. Und weil der S04-Goalgetter zudem von seinem Gegenspieler Amorebieta nicht gestört wurde, jagte er die Kugel zur Schalker Führung ins Netz. Nach dem überraschenden Gegentreffer zeigten sich die Basken erst einmal verunsichert. Doch die Knappen verpassten es in dieser Phase, gegen angeschlagene Gastgeber nachzulegen. Stattdessen kam Bilbao in der Schlussphase der ersten Halbzeit noch einmal auf. Ein Muniain-Schuss verfehlte lediglich knapp das Zielgebiet (39.). Ausgerechnet der für den verletzten Herrera eingewechselte Ibai machte es zwei Minuten später besser und zirkelte die Kugel aus knapp zwanzig Metern und halbrechter Position ins Tor. Kurze Zeit später hatten die Schalker Glück, dass ein ähnlicher Schuss des Ausgleichstorschützen nicht ebenfalls den Weg ins Netz fand (44.). Wie aus dem Nichts hätte Raul in der Nachspielzeit für die Pausenführung der Gäste sorgen können, aber sein Seitfallzieher landete lediglich auf dem Tordach.
Aus der Kabine kamen die Königsblauen wiedererstarkt, während Bilbao zu Beginn der zweiten Halbzeit seltsam lethargisch wirkte. Bei einem Obasi-Schuss bekam Iraizoz seine Finger dazwischen (49.). Raul vollendete dagegen eine schöne Ballstaffelte über Jones, Huntelaar und Obasi mit der erneuten Führung (52.). Doch nur drei Zeigerumdrehungen später glich die Platzelf aus dem Baskenland wieder aus. Muniain steckte zu Susaeta durch, und der Spanier traf aus einer von den Unparteiischen nicht erkannten Abseitsposition zum 2:2. Das Tor änderte zwar fast gar nichts an der Ausgangslage - Schalke brauchte immer noch zwei Treffer, um das Ausscheiden zu verhindern. Aber nach dem Ausgleich war Athletic wieder im Spiel und schnürte den Gegner in dessen eigener Hälfte ein. Die stärkste Phase der Basken in diesem Spiel wurde immerhin nicht mit einem Treffer belohnt, so dass sich die Gelsenkirchener nach einer guten Stunde wieder befreien konnten. In der Schlussphase artete die Partie zu einem offenen Schlagabtausch aus. Schalke musste, Bilbao wollte den Weg nach vorne suchen, um den Gegner von der eigenen Gefahrenzone fernzuhalten und den Ball laufen zu lassen. Holtby (65.) und der eingewechselte Farfan (67.) bereiteten mit ihren Distanzversuchen Iraizoz Schwierigkeiten. S04 fehlte anschließend jedoch die Kraft, um den gegnerischen Schlussmann noch öfter zu prüfen. Weil beide Mannschaften die Laufwege nicht mehr unbedingt gehen wollten, gab es dafür in den letzten Minuten umso mehr Fouls und Zweikämpfe. Oscar hatte in der Nachspielzeit sogar den Siegtreffer für die Basken auf dem Fuß, allerdings verzog er frei vor dem Tor.
Senthuran Sivananda
Den Pass zum 1:0 können nur zwei Leute spielen: Franz Beckenbauer und ich.
— Holger Fach, Fortuna Düsseldorf, nach einem 2:6 gegen den 1. FC Köln...