Ein Spiel um die „Goldene Ananas“, ohne Bedeutung für das Saisonende? Am 32. Spieltag kommt einer solchen Einstufung das Spiel der bereits als Absteiger feststehenden Gladbacher gegen den nur theoretisch an Platz drei heranreichenden FC Bayern noch am nächsten. In allen anderen Begegnungen werden in Sachen Meisterschaft, Champions League, Uefa- und UI-Cup sowie Abstieg Weichen gestellt, bzw. Entscheidungen herbeigeführt. Die drei verbliebenen Titelkandidaten treffen dementsprechend auf ambitionierte Widersacher.
Votum für ein „Altmeister-Double“
Die Fanfreundschaft der Schalker und Nürnberger Anhänger führt erwähnenswerterweise dazu, dass in der Veltins-Arena beim Treff der beiden abwehrstärksten Bundesligateams (jeweils nur 29 Gegentreffer) die Sektorentrennungen im Gästebereich aufgehoben werden. Den Erfolgswillen beider Mannschaften dürfte die lange gepflegte Harmonie der Fans kaum beeinflussen; dazu steht zuviel auf dem Spiel: Schalke sehnt den ersten Titelerfolg in der Bundesliga herbei, Nürnberg will nach langer Abstinenz (zuletzt 1988) wieder international dabei sein. „Wir wollen uns jetzt auch nicht all das, was wir uns über das Jahr so hart erarbeitet haben, durch die letzten drei Spiele wieder zunichte machen“, verspricht Hans Meyer vollen Einsatz der Clubberer, die das bereits gesicherte Pokalfinale in Hinterhand wissen. Das so genannte „Altmeister-Double“ - die Schale für Schalke, den Pokal für den Club - präferiert, wie die meisten Fans, auch Gerald Asamoah. „Aber um Meister zu werden, brauchen wir einfach einen Sieg. Das muss unser Ziel sein“, lässt er allerdings keinen Zweifel daran, wo seiner Meinung nach die Punkte hingehören. Sollte der Spielverlauf die Gemüter der Fans doch zu stark beanspruchen, könnten die an den Toren bereit stehenden Ordner die Sektoren wieder trennen…
Votum zur Stress-Nutzung
High Noon in Stuttgart - für beide beteiligten Mannschaften gleichermaßen. Ein Fehltritt muss für den VfB allerdings nicht zwangsläufig das Aus aller Titelhoffnungen bedeuten; der vergangene Spieltag lieferte ein Musterbeispiel für die unberechenbaren Wendungen dieser Saison. Eine vergebene Chance der Schwaben wäre es allemal. Den Gästen aus Mainz jedoch steht das Wasser bis zum Hals. Eine rechnerische Möglichkeit zum Klassenerhalt bliebe selbst nach einer Niederlage im Gottlieb-Daimler-Stadion noch erhalten. Sie könnte jedoch bei ungünstigem Verlauf zur Miniatur einer Chance verkommen. „Andere mögen das vielleicht nicht glauben, aber ich bin naiv genug und glaube, dass wir unter Stress richtig gut spielen können“, hat FSV-Coach Jürgen Klopp längst noch nicht die Hoffnung auf einen zählbaren Ertrag aufgegeben. Auch wenn die Bundesligabilanz (vier Niederlagen, ein Remis) den VfB nicht als Lieblingsgegner der Mainzer ausweist.
Votum gegen Fehleinschätzung
Werder Bremen muss bei der Hertha antreten, bei der noch Hoffnungen auf eine direkte Qualifizierung für das internationale Geschäft gehegt werden. Aus eigener Kraft können die Berliner, die an 15 Spieltagen unter den ersten Fünf der Tabelle rangierten, dieses Ziel nicht mehr erreichen. Ausrutscher von Leverkusen und/oder Nürnberg wären erforderlich, sowie ein Sieg gegen Bremen. „Nur dann haben wir gegen Leverkusen eventuell ein Endspiel um den Uefa-Cup-Platz“, spekuliert Mittelfeldmann Gilberto. Werders Zusatzbelastung im Uefa-Cup, mit den unerfreulichen Schlappen gegen Espanyol Barcelona, könnten der Hertha in die Karten spielen. „Bei uns sollte sich niemand darauf verlassen, dass Werder platt ist“, warnt jedoch Hertha-Boss Dieter Hoeneß. Damit hat er Recht; verkalkuliert haben sich in dieser Saison viele. Auch deshalb wird das Titelrennen - egal wie die Spiele am Wochenende ausgehen - weiterhin spannend bleiben.
André Schulin
Der Schuss hätte auch unter dem Tribünendach landen können.
— Eintracht Frankfurts Trainer Niko Kovac zum 2:1-Siegtreffer von Ante Rebic in Hannover.