Keinerlei Aufbauhilfe mehr

von Günther Jakobsen11:51 Uhr | 12.03.2004

Nach dem Champions-League-Aus gegen Real Madrid muss sich der FC Bayern München wieder ausschließlich dem Bundesligaalltag zuwenden. Da stehen zunächst die Rostocker auf der Matte, deren Leistungskurve in der Rückserie klar nach oben zeigt. Die letzten direkten Vergleiche gingen jedoch an die Münchener.

Angstgegner früherer Jahre
Von „Aufbauhilfe Ost“ war vielfach die Rede, als in der Saison 1991/92, Hansas erstem Bundesligajahr, den Rostockern zwei Siege gegen die Münchener Bayern gelangen. Trotzdem stiegen die Mecklenburger damals ab. 1995/96 schipperte die Hansa-Kogge dann wieder in der Ersten Liga und versenkte das Bundesligaflaggschiff Bayern erneut: Ein Remis und ein 1:0-Auswärtserfolg in München. Erst danach streifte der Rekordmeister den Rostock-Komplex ab und drehte die Bundesligabilanz (19 Spiele) zu seinen Gunsten: Zwölf Siege, ein Unentschieden, sechs Niederlagen. Die letzten vier Vergleiche gewannen die Münchener.

Schlünz bestimmt den Kurs
Bei Hansas Bundesligadebüt wirkte der Mann noch aktiv mit, der derzeit das sportliche Ruder in der Hand hält: Juri Schlünz. In 328 Spielen (63 Tore) lief der Mittelfeldmann für den Ostsee-Klub auf; zuerst in der DDR-Oberliga und dann in der Bundesliga. Nach dem Bundesligaabstieg kickte er bis April 1994 auch noch in der Zweiten Liga für die Rostocker. Sein letztes Spiel im Hansa-Dress, gegen den Chemnitzer FC, geriet zum Kurzauftritt. Zur zweiten Halbzeit eingewechselt, ließ sich Schlünz zu einem Revanchefoul hinreißen und kassierte die Rote Karte. Derlei Kontrollverlust war in seiner Trainerfunktion bislang nicht zu beobachten. Warum auch? Schon frühere Einsätze als Interimscoach brachten Erfolg: Zunächst im September 2000 (ein Sieg/ ein Remis), nach Andreas Zachhuber und im Dezember 2001 (zwei Siege, darunter ein 1:0-Erfolg gegen Bayern/ eine Niederlage), nach Friedhelm Funkels Demission. „Ich hoffe, es war das letzte Mal, dass ich einspringen muss“, lehnte Schlünz damals eine Cheftrainer-Offerte kategorisch ab und reihte sich wieder als Co-Trainer ein. Der Sinneswandel kam nach Armin Vehs überraschender Abdankung im Oktober 2003. Mit dem Hansa-Urgestein (seit 1968 im Verein) in leitender Position verloren die Rostocker in der Liga seitdem nur vier Mal und spielten vier Mal remis, konnten aber sieben Mal drei Punkte bejubeln.

Keine Aufbauhilfe
Als sich beide Teams zuletzt im Olympiastadion gegenüber standen (26. Spieltag, März 2003), war Rostocks Position fast identisch mit der aktuellen Ausgangslage: Platz zehn (31 Punkte; derzeit Platz neun mit 30 Zählern). Die Bayern hingegen thronten mit 13 Punkten Vorsprung vor Borussia Dortmund an der Tabellenspitze und entledigten sich der Pflichtaufgabe durch einen zäh erspielten 1:0-Sieg, der nur einem Hansa-Eigentor (Kovar) zuzuschreiben war. Deutlich mehr Engagement als damals dürfte seitens der Gastgeber beim bevorstehenden Spiel vonnöten sein, will man im Titelkampf, diesmal in der Verfolgerrolle, nicht vollends den Anschluss verlieren. Aber Vorsicht. Hansas Steuermann Juri Schlünz hat sowohl als Spieler, wie auch als Trainer eine hundertprozentige Erfolgsquote gegen die Bayern und wird kaum eine „Aufbauhilfe Süd“-Parole ausgegeben haben.

André Schulin



Wat woll'n Sie jetzt von mir? Glauben Sie, unter den letzten 16 ist irgendwie eine Karnevalstruppe?! Ich lege mich jetzt erstmal für drei Tage in die Eistonne.

— Per Mertesacker im ZDF-Interview nach dem 2:1-Achtelfinal-Sieg gegen Algerien bei der WM 2014