Dass der Fußballsport in Asien an Popularität und Qualität zunimmt drückt sich auch darin aus, dass die besten Kicker des Kontinents Zugang zu den europäischen Topligen finden. In der Bundesliga sind es momentan japanische Fußballer, die vermehrt den Konkurrenzkampf um die Startplätze aufnehmen.
In der Vergangenheit fanden nur wenige japanische Profis Zugang zur Bundesliga. Lediglich zwei Akteure konnten sich langfristig etablieren: Yasuhiko Okudera (1977-1986, bei 1. FC Köln/Hertha BSC/Werder/234 Spiele, 26 Tore) und Naohiro Takahara (2002-2008, HSV/Eintracht Frankfurt/135 Spiele, 25 Tore). Junichi Inamoto, einer der Stars Japans bei der WM 2002, spielte zwei Jahre bei der Frankfurter Eintracht (2007-2009). Von 2008 bis 2010 stand Shinji Ono, 2002 Asiens „Fußballer des Jahres“, beim VfL Bochum unter Vertrag, konnte sich jedoch - auch bedingt durch Verletzungspech - nicht durchsetzen (29 Spiele).
In jüngster Zeit hingegen nahm die Präsenz japanischer Fußballer hierzulande einen ungeahnten Aufschwung: Zehn Kicker stehen bei Erstligisten auf der Lohnliste, allerdings sind längst nicht alle als Stammkräfte zu betrachten. Die Youngster Yuki Otsu (Mönchengladbach) und Takashi Usami (FC Bayern) durften bislang nur kurzzeitig Bundesligaluft schnuppern. Der Freiburger Kisho Yano wird den Klub möglicherweise bald verlassen, während Tomoaki Makino sich beim 1. FC Köln nicht festbeißen konnte und derzeit an die Urawa Red Diamonds ausgeliehen wurde. Atsuto Uchida hat es bei Schalke schwer, in die Formation zu rücken während Makoto Hasebe beim launischen VfL Wolfsburg auf immerhin 14 Einsätze in dieser Saison kam. Sein beim FC Augsburg spielender Landsmann Hajime Hosogai indes fehlte nur beim Bundesligastart und konnte als Mittelfeldakteur mit drei Treffern eine akzeptable Ausbeute in seinem ersten Bundesliga-Halbjahr ausweisen. Dem Stuttgarter Shinji Okazaki gelangen im zweiten Jahr bei den Schwaben ebenfalls bislang drei Tore. Mit dem Abwehrspieler Gotoku Sakai bekam er in der Winterpause einen Landsmann beim VfB zur Seite gestellt. Überragender Kicker aus dem Land der aufgehenden Sonne blieb indes der Dortmunder Shinji Kagawa, auch wenn ihm die Frische seiner spektakulären ersten Saison zeitweilig fehlte.
Sollten weitere Spieler aus Japan ins Visier von Bundesligascouts geraten, wird man vermutlich auch die Erstplatzierten der J-League unter die Lupe nehmen. Meister des Jahres 2011 wurde Aufsteiger Kashiwa Reysol (72 Punkte), ganz knapp vor Nagoya Grampus Eight (71) und Gamba Osaka (70). Das restliche Feld wurde deutlich distanziert. Der erfolgreichste Torschütze der Saison war jedoch kein Japaner und zudem ein Spieler, der in der Bundesliga schon bei diversen Klubs (Wolfsburg, Köln, Nürnberg, Karlsruhe) tätig war: Der Australier Joshua Kennedy. Für Vizemeister Nagoya traf er 20 Mal.
André Schulin
Der ist uns zugelaufen!
— Bayern-Präsident Professor Fritz Scherer über den Wiener Harald Cerny.