Bundesliga - News

King Ottmar schlägt King Otto

von Günther Jakobsen10:33 Uhr | 16.10.2008

Eine erfrischend solide und respektlos auftretende Schweizer Nationalmannschaft besiegt das mit bisher makelloser Bilanz in die WM-Qualifikation gestartete Griechenland in Piräus verdient mit 2:1. Das Duell der beiden großen deutschen Trainer Hitzfeld und Rehhagel, konnte der Lörracher souverän zu seinen Gunsten entscheiden.

Die große Frage auf Seiten der Schweizer vor dem Spiel war, ob Barnetta trotz einer Schleimbeutelentzündung spielen konnte. Er spielte, musste aber schon nach 33 Minuten Gelson Fernandes Platz machen. Vor dem Spiel meinte Ottmar Hitzfeld, dass man vor dem Europameister von 2004 keine Angst zu haben brauche, weil die Schweiz an der EM und an der WM besser gespielt hätte. Sieben Spieler aus dem Kader von 2004 sind noch dabei. Neun Griechen sind über 30 Jahre alt. Trotzdem bleib ihre Weste in den ersten drei WM-Quali-Spielen rein, was man von den Eidgenossen ja nicht behaupten konnte. Deshalb stellte Otto Rehhagel sein Team mit dem gleichen 3-4-3 System auf wie in der vergangenen Woche gegen Moldawien. Die Schweiz hingegen wirkte wie verwandelt gegenüber dem Spiel gegen Lettland. Die Abwehr stand solide, die Zweikämpfe wurden angenommen und der Angriff agierte ideenreich und schnörkellos.

Der Start gehörte klar den Rot-Weißen. Schon in der sechsten Minute wehrte Seitaridis einen Schuss von Barnetta im eigenen Strafraum mit der Hand ab. Schiedsrichter Medina Cantalejo gab den fälligen Elfmeter nicht. Acht Minuten später stellte Frei Chalkias mit einem Distanzschuss auf die Probe. Benaglio musste hingegen erstmals in der 21. nach einem Freistoss eingreifen. Beide Trainer waren gezwungen, schon nach einer halben Stunde erstmals zu wechseln. Patzatzoglu kam für den verletzten Kyrgiakos und Barnetta überließ Fernandes den Platz. Kurz darauf folgte der erste wirklich gefährliche Schuss der Griechen durch Samaras. Vier Minuten vor der Pause foulte Torosidis Behrami im Strafraum. Frei verwertete den Elfmeter locker mit einem präzisen Schuss, obschon Chalkias die Ecke geahnt hatte.

In der zweiten Hälfte nahm der Druck des Heimteams erwartungsgemäß zu. Doch es war Inler, der den ersten Schuss knapp neben den Pfosten setzte. Das Spiel der Hellenen wirkte aber umständlich und überraschend fehlerhaft. Doch auch die Schweizer wurden nachlässig und brachten den Ball kaum mehr aus der eigenen Zone. Rehhagel brachte für die letzte halbe Stunde Karagounis für Samaras. Das tat dem Spiel der Griechen sichtlich gut. Schon nach fünf Minuten bediente dieser von der schwachen linken Schweizer Seite aus Charisteas mit dem Aussenrist: 1:1 (68.). Der Ausgleich war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr unverdient. Doch auch Hitzfeld bewies mit seinen Wechseln ein goldenes Händchen. Yakin kam für Frei (77.) und dieser spielte nur Sekunden später N’Koufo herrlich frei, der die erneute Führung besorgte. Es war der vierte Treffer des Enschede-Stürmers im vierten Quali-Spiel unter Hitzfeld, unter dem er sichtlich aufblüht. Die Griechen, die schon nach dem Ausgleich das Tempo nicht mehr halten konnten, waren nicht mehr zu einer deutlichen Steigerung fähig. Der Sieg der Schweiz war verdient.

Die peinliche Niederlage gegen Luxemburg hat vielleicht gut getan, um die Starre des „Hitzfeld wird’s schon richten“-Effektes zu lösen. Der Trainer schießt die Tore nicht selber. Das hat man nun offenbar doch begriffen. Hitzfeld freute sich auf die Chance, die Qualifikation auf Platz Eins zu beenden. Das sind für Schweizer Verhältnisse ungewohnte Töne. Das stimmt zwar nicht ganz. Auch unter Jakob Kuhn hat die Mannschaft wurden selbstbewusst Ziele formuliert. Aber irgendwie ist man eher bereit, solchen glauben zu schenken, wenn sie aus dem Mund eines Ottmar Hitzfeld stammen.

Andreas Beck, Bern



Telefonieren Sie mit uns oder rufen Sie uns an!

— Jörg Wontorra