Bevor je ein Geduldsspiel möglich war, schoss Roy Makaay das schnellste Tor der Wettbewerbsgeschichte und drehte damit die Vorzeichen um. Es ergab sich ein glühend heißer Tanz, bei dem auch Real oft genau die Führung übernahm und wie die Gastgeber große Chancen vergab. Zum besten Zeitpunkt aber trafen die Bayern ein zweites Mal und kegelten die „Königlichen“ damit endgültig aus dem Wettbewerb.
Sowohl mit Lucio als auch mit Salihamidzic konnte die Platzelf die Aufholjagd angehen – und nach zehn Sekunden war die Schuld auch schon getilgt. Roberto Carlos brachte den Ball nicht unter Kontrolle, was Salihamidzic auf der rechten Seite für einen Blitzangriff nutzte. Präzise legte er in die Mitte, wo Makaay sofort abzog und ins lange Eck traf. Besonders peinlich für Real: Die Gäste hatten sogar Anstoß gehabt. Als Spieler und Fans wieder zu sich kamen, lag noch das ganze Spiel vor ihnen, nur dass jetzt die Bayern im Viertelfinale standen und nicht mehr Madrid. Hochklassig war die Begegnung dann vorerst nicht, jedoch ungeheuer spannend und mitreißend. Real sah sich unter Zugzwang, fand aber gegen Bayerns kompakte Abwehr keine Mittel. Wie offen die Gäste in der Defensive waren, erstaunte andererseits sehr. Erst Podolski (21.) und wenig nach ihm Roy Makaay konnten mit langen Pässen auf die Reise geschickt werden, standen beide auch allein vor Casillas, aber schossen ihn jeweils an. Dennoch war Madrids Anfälligkeit erstaunlich, zumal der Lohn für die offene Abwehr nicht einmal ein schickes Offensivprodukt war. Nach einer halben Stunde schon platzte Fabio Capello der Kragen, Emerson musste runter und wurde durch Guti ersetzt. Die nächste Chance hatten dennoch die Bayern, als van Buyten nach einem Freistoß unweit vom Tor zum Kopfball kam; Casillas aber war rechtzeitig bei ihm (38). Erst unmittelbar vor der Pause wurde Real endlich gefährlich. Von van Nistelrooy mit der Hacke bedient zielte Guti um zwei Meter vorbei, gleich danach kam der Niederländer selbst völlig ungehindert zum Kopfstoß, nickte Olli Kahn aber butterweich in die Arme (44.). Schließlich rasierte Raul mit einem scharfen Schuss gar noch das das Außennetz.
Um ein Haar hätte sich der Paukenschlag vom Anfang dann wiederholt. Diesmal war es van Bommel, den Real noch nicht einsortiert hatte, der völlig frei vor Casillas auftauchte, aber wie seine Vorgänger am Schlussmann scheiterte. Gute 20 Sekunden war die zweite Halbzeit da alt. In der Folge ergab sich ein sehr intensives Spiel, das von beiden Seiten mit hohem Tempo angeheizt wurde. Vor allem Real riskierte jetzt mehr. Nach einem Fehlversuch von Cassano (51.) kam van Nistelrooy zu seiner besten Möglichkeit, als er Lahm pflichtgemäß übersprang, mit seinem Kopfball aber an Kahn scheiterte (56.). Um selbst wieder in Aktion zu treten, mussten die Bayern das Spiel erst beruhigen. Umso gewaltiger kam die Platzelf dann aber zurück. Eine eher befreiende Ecke schlug Sagnol auf den Kopf von Lucio, der sich am Strafraumeck in die Luft geschraubt hatte und wuchtig zum 2:0 traf (67.). Real öffnete sich weiter und kassierte fast das dritte Tor, als Salihamidzic ganz verlassen aus kurzer Distanz daneben traf (71.), direkt im Gegenzug kam aber auch Raul frei zum Kopfball und vergab eine Riesenchance zum Anschluss. Wenn sie überhaupt je verflogen war, dann kehrte die Spannung nach 80 Minuten schließlich zurück. Robinho, gerade erst eingewechselt, erwirkte gegen Lucio einen Strafstoß, dessen van Nistelrooy sich annahm. Bevor er schießen konnte, gab es noch eine dumme Rangelei, die sowohl van Bommel als auch Diarra mit der Gelb-Roten Karte bezahlten. Das Tor aber fiel trotzdem und sorgte für mehr als zehn Minuten knisternder Anspannung. Kurz vor dem Ende verfärbten sich die Gesichter der Bayern-Fans noch einmal grau, als Ramos ins Tor traf, aber den Treffer wegen eines Handspiels nicht gestattet bekam. Danach war der Krimi vorbei, und die Bayern standen im Viertelfinale.
Maik Großmann
Alles spricht von Werbung auf den Trikots. Wir auch. Wir werben allerdings für uns selbst.
— Schalke-Präsident Günter ,,Oskar" Siebert über den Schriftzug ,,Schalke 04" auf den Trikots.