La Ola in der Lausitz

von Günther Jakobsen22:53 Uhr | 14.12.2007

Hannover verschlief den ersten Abschnitt völlig, geriet früh in die Mühlen der Cottbuser Leidenschaft und fand niemals wieder heraus. Nach einem 3:0 zur Pause spielten die Lausitzer weiter wie im Rausch, erlebten das völlig neue Gefühl eines Kantersieges und steckten zumindest über Nacht ihren Kopf aus der Abstiegszone. Am Ende hieß es 5:1.

Die Partie war von Beginn an besser als ihr Klang, weil besonders die Gastgeber nichts von einer Mauertaktik wissen wollten. Giftig und entschlossen wühlten sich die Lausitzer nach vorn und erzwangen gleich nach drei Minuten einen Freistoß, den Rangelov knapp verzog. Hannover war überhaupt nicht bei der Sache und trat auf, als hätte es noch nie in Cottbus gespielt. Als Skela eine Ecke hereinschlug, gingen zwei enge Zweikämpfe zugunsten der Heimelf aus – Bassila kam schließlich an den Ball und köpfte ihn mit etwas Glück unter die Latte (12.). Einen kurzen Moment gab Hannover nun Gas, kam durch Krebs zu einer aussichtsreichen Schusschance (17.) und kurz darauf zu einem weiteren Abschluss durch Hanke. Der Rest der Halbzeit aber gehörte nur Cottbus. Nach einem verunglückten Schuss von Sörensen kam plötzlich Rangelov ganz allein vor Enke an den Ball, war nur zu überrascht für einen schnellen Schuss (27.). Drei Minuten später aber machte er es besser, tanzte Vinicius am äußeren Strafraum schwindelig und flankte punktgenau in die Mitte. Wie weiland Frank Mill legte sich dort Sörensen in die Luft und bugsierte den Ball per Flugkopfball ins Eck. Was Cottbus spielte, war keine Daueroffensive, allerdings war es mehr als genug, um die Behäbigkeit der Niedersachsen zu bestrafen. Eine Minute vor der Pause kassierten die Gäste sogar noch das 3:0, weil Sörensen sich bei Rangelov revanchierte und mit einem schnittigen Steilpass zum Schuss einlud (44.). Schon zur Halbzeit stand Hannover vor einem Scherbenhaufen.

Doch es kam noch dicker. Knapp 20 Minuten lang bewiesen die Gäste zunächst so etwas wie Moral und nahmen, verstärkt um zwei frische Offensive, das Tor von Gerhard Tremmel ins Visier. Nachdem Huszti (47.) und Hanke (57.) ihre Chancen aber vergeben hatten, verpuffte das zarte Übergewicht sofort. Erst schlängelte sich Ziebig an drei Hannoveranern vorbei durch den Strafraum, schoss an Cherundolos Bein und auf diesem Umweg ins Tor (65.). Vier Minuten später köpfte dann zwar Kleine aus einem Gewühl heraus das vermeintliche Ehrentor, doch machten sich die Gäste gleich in der nächsten Szene wieder lächerlich, weil Rangelov am wehrlosen Schulz vorbeikam und nach einem simplen Haken gar das 5:1 erzielte (71.). Der Rest des Spiels dümpelte dahin und war ein feierlicher Abgesang der völlig entfesselten Gastgeber. Monatelang hatte Cottbus am Ende der Tabelle gebaumelt, teils erbärmliche Leistungen gezeigt und erst Anfang November seinen ersten Saisonsieg gefeiert. Nun kraxelten die Ostdeutschen, die noch niemals fünf Treffer in der Bundesliga erzielt hatten, sogar kurzzeitig über den Strich. Hannover hingegen hätte auf Platz fünf überwintern können und musste sich nun trotz einer überragenden Hinrundenbilanz für seinen letzten Auftritt des Jahres schämen.

Maik Großmann



Ja, Statistiken. Aber welche Statistik stimmt schon? Nach der Statistik ist jeder vierte Mensch ein Chinese. Aber hier spielt gar kein Chinese mit.

— Werner Hansch über den praktischen Wert von Datenbänken bei einer Reportage