Ein glückliches Händchen bewies VfB-Trainer Bruno Labbadia, denn er wechselte kurz vor Schluss mit Sven Schipplock den Torschützen zum 2:1-Sieg ein. In einer temporeichen und kampfbetonten Partie hatte St. Pauli über weite Strecken mehr vom Spiel, die Punkte im direkten Kellerduell fuhr allerdings der Gegner ein.
Die Partie bot allein von der Ansetzung her schon einiges an Spannung. Sowohl der FC St. Pauli, als auch der VfB Stuttgart brauchten Punkte im Kampf um den Klassenerhalt und konnten bei einem Sieg gleichzeitig einen direkten Konkurrenten in Schwierigkeiten bringen. Als hätten die Stuttgarter Spieler dies noch nicht realisiert, überließen sie in der Anfangsphase St. Pauli die Initiative. Die Hanseaten, nach drei Niederlagen ohne eigenen Treffer in den letzten drei Spielen höchst motiviert, begannen forsch, konnten aus ihrem Übergewicht jedoch kein Kapital schlagen. Chancen waren auf Stuttgarter Seite nicht vorhanden, St. Pauli kam dagegen in der 14. Minute durch Charles Takyi das erste Mal gefährlich vor das Tor des VfB, der Stürmer wurde allerdings wegen einer Abseitsstellung zurückgepfiffen. Aufregend wurde es dann in der 19. Minute, als erst Max Kruses Versuch abgeblockt wurde, der nächste Hamburger Angriff dann aber Früchte trug. Nach Vorlage von Fin Bartels war es Fabian Boll, der Stuttgarts Torwart Ulreich aus kurzer Distanz überwinden konnte. Wie ein Weckruf wirkte das Gegentor auf den VfB Stuttgart. Nach Möglichkeiten durch Okazaki und Hajnal (22.) setzte Zdravko Kuzmanovic zum Distanzschuss an und drosch den Ball aus knapp 30 Metern zum Ausgleich in die Maschen. Bis zum Pausenpfiff entwickelte sich eine unterhaltsame Partie, in der beide Teams zwar zu Chancen, aber zu keinem weiteren Erfolg kamen.
Im zweiten Durchgang war dann doch zu spüren, dass es sich bei den Kontrahenten um direkte Konkurrenten um den Klassenerhalt handelte – das Spiel wurde mehr und mehr vom Kampf bestimmt. St. Pauli hatte trotz völlig neu formierter Viererkette weiterhin mehr vom Spiel, traf aber das Tor nicht. Stuttgarts Gefährlichkeit beschränkte sich auf Standards, so scheiterte z.B. Kuzmanovic in der 67. Minute mit einem Freistoß an Keeper Kessler. Wer sich zum Ende des Spiels bereits mit einem Remis abgefunden hatte, wurde in der 88. Minute eines Besseren belehrt. Eine zu kurze Abwehr des FC St. Pauli nutzte der erst fünf Minuten vorher eingewechselte Schipplock aus 20 Metern zum Siegtreffer, St. Pauli hatte dem in den verbleibenden Minuten nichts mehr entgegenzusetzen. Stuttgart verbesserte sich mit dem dritten Sieg in Folge auf Platz 13, die Kiezkicker hingegen rutschten auf den Relegationsplatz ab.
Lisa Ramdor
Die Spieler sind heute zum Teil kleine Bratwürste. Schlafmützen, die pennen, und kommen nicht aus den Füßen. Heute schleicht sich keiner mehr ins Trainingslager, früher mussten wir die Jungs mit dem Lasso einfangen.
— Reiner Calmund bringt eine Episode aus der Reihe ,,Früher war alles besser"...