Das erwartete Geduldsspiel fand niemals statt, weil Nürnberg mit dem Anpfiff in Führung ging und sich sofort ein äußerst lebhafter Schlagabtausch ergab. Frankfurt war nie wirklich schlecht und hätte mehrfach auch ausgleichen können, doch spielte der Club ein derart abgebrühtes Spiel, dass es am Ende sogar 4:0 stand. Erstmals nach 25 Jahren zogen die Franken damit ins Pokalendspiel ein.
Frankfurt schwirrte der Traum von einer erneuten Finalteilnahme noch in den Köpfen, da rannten die Hessen schon einem Rückstand hinterher. Weil Fink kurz eingeschlafen war, flitzte Saenko nach einem Einwurf auf und davon und zwang Nikolov aus spitzem Winkel zu einer Faustabwehr. Der Abpraller tropfte genau vor die Füße von Engelhardt, der aus zehn Metern abzog und das frühe 1:0 markierte (3.). Die Zuschauer waren sofort hellwach und bald nach ihnen auch die Gäste aus Frankfurt, die mit wütenden Angriffen und giftigem Pressing reagierten. Huggel schoss aus fast 30 Metern aufs Tor, und das so gefährlich, dass er damit eine Ecke erwirkte. Gleich zweimal tauchte bald der junge Heller vor Schäfer auf, musste erst von der Abseitsfahne und dann von Wolf gestoppt werden. Dann verpasste auch noch Köhler eine Amanatidis-Flanke knapp. Vom frühen Tor abgesehen spielte zu dieser Zeit einzig Frankfurt, doch als Nürnberg endlich einmal zum Kontern Raum fand, wurde es sofort gefährlich: Zweimal vergab Saenko die große Gelegenheit zum 2:0 (15./18.) und ließ sie sich ein drittes Mal nicht nehmen. Als Wolf nach schönem Solo einen perfekten Pass in die Lücke spielte, stand der Russe allein vor Nikolov und passierte ihn mühelos – erst ein Viertel des Spiels war vorbei, und schon lag die Eintracht trotz ordentlichen Spiels mit zwei Toren hinten. Doch Chancen gab es weiterhin. Nach einem Querschläger von Wolf stand unvermittelt Amanatidis aussichtsreich vor Schäfer, nur hatte er Pech, dass der Schlussmann sofort seine Fäuste hochbekam, um den strammen Schuss zu meistern (34.). Damit war Nürnberg endgültig im Glück, zum Seitenwechsel derart komfortabel zu führen.
Beide Teams hatten sich derart verausgabt, dass mit Wiederbeginn erstmal eine ruhige Kugel rollte. Frankfurt aber musste kommen und hatte sich gerade auch für den Aufschwung gesammelt, als es ein drittes Mal einschlug. Torschütze war Galasek mit einem Freistoß aus gut 25 Metern, der so in die untere Ecke einschlug, dass Nikolov keine Chance hatte, ihn zu halten. Seine Mauer allerdings hatte er nicht optimal gestellt (54.). Der Jubel war noch nicht vorbei, da rannte Köhler plötzlich ohne Gegenspieler aufs Tor zu. Gerade bei Schäfer angekommen zögerte der 26-Jährige aber so lange, bis Glauber ihn abgegrätscht hatte. Damit war das Spiel entschieden. Nürnberg ließ den Abend auslaufen und sich dafür vom Publikum feiern, während Frankfurt immer weniger Ärger machte. Nach 66 Minuten hatte Saenko sogar noch das 4:0 auf dem Kopf, was seiner Leistung auch gerecht geworden wäre, der der Hessen allerdings nicht. Als der eingewechselte Pagenburg mit der Schlusssirene doch noch einmal erhöhte, war dies kaum noch relevant. Trotzdem verlor die Eintracht um mindestens ein Tor zu hoch und stand letztlich da, als hätte sie leichtfertig das Finale und damit den UEFA-Cup verspielt. Dort einzuziehen, war wiederum der schlaueren Mannschaft vorbehalten, die nicht immer diszipliniert, aber zumindest offensiv äußerst effektiv gespielt hatte. Genau ein Vierteljahrhundert nach der letzten Teilnahme durfte Nürnberg somit erneut das Endspiel buchen. Das letzte Mal hatte es noch in Frankfurt stattgefunden.
Maik Großmann
Es muss Elfmeter gewesen sein, Schwalben kann ich überhaupt nicht.
— Fredi Bobic