Der Betzenberg kam an den Bökelberg und gewann den Größenvergleich. Lautern spielte ruhig, kompakt und produzierte Torgefahr. Gladbach fehlte die Durchschlagskraft, auch schon bevor ein individueller Fehler die Partie entschied.
Ein verregneter Abend in Mönchengladbach - für die Gastgeber sogar in doppelter Hinsicht. Dabei fing es nicht so schlecht an. Die gegenüber der Vorwoche nur auf einer Position veränderten Westdeutschen (Nordtveit ersetzte Marx) erwarben sich in dem von Beginn an hart umkämpften Spiel deutliche Feldvorteile. Zu beanstanden blieb indes der Mangel an Torchancen. Nur einmal, in der 16. Minute, herrschte Alarmzustand im Sechzehner der Gäste. Im Anschluss an einen Eckball gelang es Stranzl, Lautern-Keeper Trapp - der erneut Sippel vertrat - mit einem Lupfer zu überwinden. In höchster Not sprang Rodnei jedoch noch rettend ein und köpfte den Ball über den Querbalken. Mit Ungenauigkeiten im Abspiel beraubten sich die Gastgeber in der Folgezeit oft selbst der Möglichkeit, die Pfälzer unter Druck zu setzen. Kaiserslautern wurde sicherer und konnte es sich gegen Ende des ersten Spielabschnitts leisten, selbst in die Offensive zu gehen. Dabei sprangen, jeweils nach Freistößen, zwei recht gefährliche Situationen heraus (41., Kopfballaufsetzer von Nemec/43., Abel verpasste Tifferts Hereingabe äußerst knapp), die gut und gern die Führung des FCK hätten bringen können.
Dem 1. FC Kaiserslautern drohte im Borussia Park ein Jubiläumstor der unangenehmen Art: 1.499 Gegentreffer hatten die „Roten Teufel“ bislang in ihrer Ligahistorie angesammelt - Gladbachs einfallsloses Spiel in den zweiten 45 Minuten war jedoch nicht dazu angetan, die 1.500 voll zu machen. Schon früh ergriff man VfL-seitig das Stilmittel langer, einfach hoch in den Lauterer Sechzehner geschlagener Bälle, da gegen die gut stehende Defensive der Pfälzer keine Anspielstationen auszumachen waren. Die „kick and rush“-Variante beeindruckte die Gäste allerdings auch nicht. Gladbachs Nervosität wurde greifbar und durch einen herben Patzer Baillys noch gesteigert: Einen von Tiffert getretenen Eckball faustete sich der Belgier ins eigene Netz (61.). Gegen den später eingewechselten Lakic konnte Bailly mit großer Rettungstat zwar einen weiteren Gegentreffer verhindern (79.), der Schaden war jedoch nicht mehr abzuwenden. Die Gäste kontrollierten die zweite Halbzeit und nahmen nicht unverdient drei wichtige Zähler mit.
André Schulin
Ich weiß noch, wie Winnie Schäfer vor einem Spiel die Aufstellung an die Taktiktafel geschrieben hat und dann sagte: ,,So spielen wir heute." Darauf musste ich allerdings erwidern: ,,Trainer, Entschuldigung, der da vorn auf rechts, der spielt gar nicht bei uns."
— Ansgar Brinkmann in seinem Buch ,,Wenn ich du wäre, wäre ich lieber ich" über seine Zeit bei Tennis Borussia Berlin 1999/2000 und Coach ,,Wild Winnie" Schäfer.