Gegen einen sich absolut bescheiden darstellenden Club benötigte Bochum nur ein frühes Tor und eine solide Abwehrleistung, um die niedrig hängenden Trauben in Nürnberg zu pflücken.
Es war eigentlich die erste gelungene Offensivaktion der Partie, die nach sieben Spielminuten zum 1:0 für die Gäste führte. Imhof hatte den rechtzeitig startenden Freier am rechten Flügel steil geschickt, dessen flache Hereingabe von Epallé durchgelassen wurde, Klimowicz erreichte, der von der Torraumgrenze aus problemlos einlochen durfte. Die nun geforderten Franken mühten sich nun ihrerseits offensiv gegenzuhalten, doch bereits in diesem Abschnitt deckte sich das Manko der Elf von Michael unbarmherzig auf: es fehlte an Kreativität, Durchschlagskraft und Passgenauigkeit. Zudem hatte der vermeintliche Kopf der FCN-Vorwärtsbewegung, Marek Mintal, einen ganz unscheinbaren Tag erwischt. Da auch dessen Kollegen im Mittelfeld, vom emsigen Gündogan in wenigen Szenen abgesehen, kaum Erhellendes einfiel, hatten die tief stehenden Bochumer wenig Arbeit mit den "Angriffen" der Gastgeber. Im Gegenteil: der VfL wurde immer frecher. Das Team von Interimscoach Heinemann überbrückte im weiteren Verlauf der ersten Hälfte oft zügig das Mittelfeld und deckte viele Schwächen der Club-Deckung auf, die allerdings auch früh auf den angeschlagenen Wolf im Abwehrzentrum verzichten musste (26.). Azaouagh, Epallé, Freier und Imhof hatten nach verschiedenen Konterattacken jeweils die Chance, den Vorsprung der Gäste auszubauen, scheiterten aber in letzter Konsequenz. Desweiteren erregte eine glatte Fehlentscheidung von Schiri Fritz die Gemüter, der Pinola nach einer Ellenbogenattacke Rot hätte zeigen müssen, es allerdings bei einer mündlichen Ermahnung beließ. Eine einzige Torchance hatte der Club zu bieten: Choupo-Motings Schlenzer wurde jedoch von Luthe spektakulär über die Querlatte gelenkt (36.).
Auch im zweiten Durchgang setzte sich die Ideenlosigkeit der Heimelf ausnahmslos fort. Möglichkeiten zu einem weiteren Treffer hatten, wenn überhaupt, die punktuell weiterhin ansehbar konternden Bochumer. Freier, Azaouagh und Epallé, dessen Distanzschuss von Pinola noch an den Pfosten abgefälscht wurde (66.), sowie ein weiterer Schuss des Kameruners (70.) bestätigten die Dominanz des VfL. In den letzten 20 Minuten machte Bochum dann kaum mehr etwas nach vorn, stellte sich hinten wie eine Mauer auf und ließ den Club daran abprallen. Dieser versuchte es dann nur noch mit wenigen Distanzschüssen, die allerdings durchweg zu hoch angesetzt waren (Frantz, Judt). Entweder hatte Nürnberg sein Pulver somit verschossen oder gar nicht erst ins Stadion mitgebracht. Jedenfalls schien der Erfolg der Heinemann-Elf eigentlich nie wirklich gefährdet.
Ulrich Merk
Mir sin noch net im Finale, mir müsset erst Fußball spiele!
— Christian Streich, Trainer des SC Freiburg, vor dem Pokal-Halbfinale beim Hamburger SV (3:1) in der ARD.