Über die ersten 45 Minuten konnte getrost der Mantel des Schweigens gelegt werden, die weitaus interessantere Hälfte war die Zweite. Mit seinen beiden ersten Bundesligatreffern trug Anthony Ujah wesentlich dazu bei, den Negativlauf der 05er zu beenden.
Weder Christian Wetklo, der in der 7. Minute einen Kopfball Kuzmanovics parierte, noch kurz darauf sein Gegenüber im Stuttgarter Kasten, Sven Ulreich, der einen von Ivanschitz aus spitzem Winkel abgefeuerten Schuss ins Toraus lenkte (10.) mussten an ihre Grenzen gehen, um ihren Teams einen Rückstand zu ersparen. Die seit Langem nach einem Sieg lechzenden 05er konnten sich zwar etwas größere Spielanteile als die Gäste sichern, kamen jedoch kaum einmal in aussichtsreiche Schusspositionen. Da Stuttgarts Offensivbemühungen ähnlich unbefriedigende Resultate erbrachten und zumeist vorzeitig im Mittelfeld stecken blieben, hielt sich der Unterhaltungswert des zähen Kicks in sehr engen Grenzen. Cacau hätte in der 25. Minute mehr aus seiner Kopfballchance machen können, platzierte das Leder aus sechs Metern jedoch genau auf Wetklo. Mainz‘ beste Führungschance zerplatzte in der 37. Minute, als Ivanschitz den Ball zwar an Ulreich vorbei brachte, Boulahrouz jedoch noch rettend eingriff. Den schwachen Gesamteindruck konnten diese wenigen interessanten Szenen jedoch nicht vertuschen.
Mit Schiedsrichter Winkmanns erneutem Anpfiff begann ein anderes Spiel. Plötzlich fanden beide Mannschaften Zugang zum gegnerischen Strafraum; rasch wechselten die Schauplätze des Geschehens hin und her. Gerade noch hatte Ulreich eine Tormöglichkeit Ujahs vereitelt, da markierte Cacau auf der Gegenseite, nach Vorarbeit des rechts durchgestarteten Harnik, die 1:0-Führung der Schwaben (50.). Die Freude der Gäste verflog schnell, denn als Ujah im Stuttgarter 16er genügend Freiraum vorfand, eine Flanke Sotos per Kopf auf den rechten Torwinkel zu platzieren, war der Gleichstand fällig (53.). Ein von Winkmann hart bewerteter Einsatz Mazas gegen Müller im Gästestrafraum bescherte Mainz dann die komplette Wende: Ivanschitz behielt die Nerven und verwandelte den Elfmeter souverän zum 2:1 (60.). Mit gegnerischer Hilfe - Bungerts verunglückte Kopfballabwehr konnte Wetklo nur mit Mühe noch über die Latte lenken (63.) - hätte der VfB kurzfristig wieder ins Spiel zurückfinden können, doch das nächste Highlight blitzte wieder auf der Gegenseite auf. Ivanschitz ebnete als Vorbereiter per Kopf den Weg für Ujah. Der Nigerianer legte den Ball im Sechzehner an Ulreich vorbei und vollstreckte dann zum 3:1 (64.). Bruno Labbadia reagierte mit zwei Spielerwechseln auf die veränderte Lage und seine Mannschaft stemmte sich gegen die Niederlage. Ein Foulspiel Polanskis am Mittelkreis gegen Hemlein brachte dem Mainzer zurecht die Rote Karte ein (83.) und den Gastgebern eine Schlussphase in Unterzahl, die sie jedoch unbeschadet überstanden. Nach dem Abpfiff ereiferte sich Maza über die Schiedsrichterleistung - die Quittung erfolgte in Form einer Gelb-Roten Karte.
André Schulin
,,Yeboah hat gesagt: Das System ist nicht verstanden worden." - ,,Yeboah hat Schwierigkeiten, sich zu artikulieren."
— Jupp Heynckes, Trainer von Eintracht Frankfurt, bei SAT 1, nach einem 0:3 gegen Bayer Uerdingen.