Mexikanisches Drama

von Günther Jakobsen12:46 Uhr | 06.07.2011

Der Verbleib im Turnier lag nicht mehr in Händen der Kickerinnen aus Lateinamerika. Da England im Parallelspiel der Gruppe B Japan bezwang, war Mexikos Aus ohnehin besiegelt. Dass ihnen in letzter Sekunde dann aber auch noch der lange Zeit sicher erscheinende erste WM-Sieg entrissen wurde, provozierte Tränen bei den Mexikanerinnen.

Falls England gegen Japan verlieren sollte, hätte Mexiko mit einem hohen Erfolg über Neuseeland noch ins Viertelfinale einziehen können. „El Tri“ hatte also diese Minimalchance vor Augen und gewann an Zuversicht, als Stephany Mayor, nach präzisem Zuspiel der stark auftrumpfenden Maribel Dominguez bereits in der 2. Minute den Führungstreffer erzielte. Neuseelands Torhüterin Jenny Bindon, ansonsten ein sicherer Rückhalt der „All Whites“, kassierte in dieser Situation einen Tunnel. Die Mexikanerinnen sicherten sich anschließend die Kontrolle über das Spiel und profitierten von zahlreichen Abspielfehlern des Gegners, der zunächst offensiv kaum etwas zustande brachte. Erst in der 26. Minute war Mexikos Keeperin Cecilia Santiago gefordert. Mit beherztem Einsatz parierte sie einen Schuss der durchgebrochenen Rosie White. Wenig später war sie dann mit einem weiten Abschlag am Ausbau der Führung beteiligt. Veronica Perez leitete das Leder direkt weiter auf Dominguez, gegen deren sicher im langen Eck platzierten Schlenzer Bindon ohne Chance war (29.). Mexiko war mit dem 2:0 auf Kurs, derweil Neuseeland erst in der Schlussphase der Halbzeit zu einem besseren Aufbauspiel fand, im Abschluss aber harmlos blieb.

An Brisanz mangelte es nach Wiederbeginn weitgehend. Die Mexikanerinnen zeigten nach wie vor die bessere, individuelle Ballbehandlung, spielten jedoch keine zwingenden Chancen heraus. Gefährlich wurden sie eher schon auf der falschen Seite, als Santiago mit gutem Reaktionsvermögen eine verunglückte Kopfball-Abwehraktion durch Natalie Garcia parieren musste (71.). Möglicherweise bremste auch der Zwischenstand des anderen Spiels - England führte seit der 66. Minute mit 2:0 - den Elan aus. Die Einwechselung der als versierte Balljongleurin gepriesenen Veronica Corral (70.) konnte ebenfalls keine auffällige Veränderung bewirken - somit steuerte die Partie einem scheinbar nicht mehr wichtigen, aber sicheren Erfolg Mexikos entgegen. Die „All Whites“ hatten auch gewechselt - und die Hereinnahme Kirsty Yallops (60.) sollte sich auszahlen. Die Mittelfeldakteurin strahlte bei ihrem ersten WM-Einsatz viel Einsatzfreude aus und spielte eine tragende Rolle im Endspurt. Von ihr kam auch der Eckstoß, den Rebecca Smith per Kopf zum 1:2-Anschluss im Tor der Mexikanerinnen unterbrachte (90.). Neuseeland steigerte sich ausgangs der zweiten Hälfte und zeigte auch noch Biss, nachdem die dreiminütige Zugabe bereits abgelaufen war. Schiedsrichterin Jenny Palmquist ließ eine Verletzungsunterbrechung nachspielen und mit dem letzten Tropfen Spielzeit im Tank brachte Hannah Wilkinson den Ball nach Zuspiel durch Ali Riley zum 2:2 im Kasten der „El Tri“ unter. Neuseelands Spielerinnen lagen sich jubelnd in den Armen, derweil Mexikos Keeperin Santiago, wie andere aus ihrem Team, ihre Tränen der Enttäuschung zu verbergen suchten.

André Schulin



Es fühlt sich tatsächlich für uns wie eine Meisterschaft an. Der Pokal ist nicht da, aber wir nehmen irgendwelche Blumenvasen und haben Biergläser in der Hand.

— Max Eberl zum Erreichen der Champions-League-Qualifikation.