An der Moral und vor allem am Ergebnis gab es aus deutscher Sicht nichts zu bemängeln, an der über weite Strecken gezeigten Passivität schon. Die Niederländer machten zu wenig aus der drückenden Überlegenheit der ersten Halbzeit.
Die bemerkenswertesten personellen Umstellungen gegenüber den Confed-Cup-Spielen im deutschen Team waren die von Bundestrainer Klinsmann verordnete Schonphase für Jungstar Lukas Podolski, dafür war Miroslav Klose wieder dabei, sowie die Rückkehr von Christian Wörns und Dietmar Hamann. Bemerkenswert umgestellt, allerdings in wenig wünschenswerter Weise, ging die DFB-Auswahl den Härtetest gegen die Oranjes taktisch an. Mit den Freiheiten eines respektablen Sicherheitsabstandes ausgestattet konnten sich die Schützlinge von Bondscoach Marco van Basten die Kugel zuschieben und kaum ernsthaft angegriffen durch die deutsche Hälfte kombinieren. Die frühe Führung durch Arjen Robben (3.), den eine missglückte Abwehraktion von Wörns in Ballbesitz brachte, war zudem Wasser auf die niederländischen Mühlen. Einbahnstraßenfußball pur in Richtung Kahn-Tor war in den folgenden 25 Minuten zu besichtigen; hauptsächlich darin begründet, dass ein durchdachtes deutsches Aufbauspiel überhaupt nicht stattfand und die ungenau nach vorn gespielten Bälle schnell wieder beim Gegner landeten. Großchancen die Niederländer blieben bei diesem Powerplay nicht aus, doch der von Robben ideal angespielte van Nistelrooy setzte das Leder bei seinem Schrägschuss um Haaresbreite am Pfosten vorbei (15.), Landzaat lupfte, völlig freistehend, den Ball nur an die Latte (19.) und Kuijt köpfte nur knapp neben den Kasten (36.). Erst nach etwa einer halben Stunde gelang es den Deutschen, die Belagerung aufzulösen und gelegentlich bis in die Nähe des gegnerischen Strafraums vorzudringen. Ein technisch ansehnlicher, aber zu druckloser Fallrückzieher von Michael Ballack verschaffte van der Sar zur Chance, aktiv am Spiel teilzunehmen. Im Anschluss an einen Eckball hatte die DFB-Elf noch eine Riesenmöglichkeit zum Ausgleich. Friedrichs Schuss war jedoch zu hoch angesetzt und ging klar übers Gehäuse (45.).
Kaum war die zweite Halbzeit angepfiffen, schlug die Kugel erneut im deutschen Tor ein. Der dribbelstarke Robben drang über links in den Strafraum ein und tunnelte Wörns mit seinem Schuss ins lange Eck. Oliver Kahn machte sich lang und hatte noch die Fingerspitzen dran, konnte aber den Einschlag nicht verhindern (46.). Ballacks schneller Anschlusstreffer per Kopf, nach einer Ecke des eingewechselten Deisler, hielt das Klinsmann-Team im Spiel, wenngleich die Niederländer aufgrund ihrer besseren Technik weiterhin dominierten. Van Basten hatte jedoch in der Pause vier Spieler auf einmal ausgetauscht, was dazu führte, dass das Spiel in die Spitze seltener funktionierte. Allerdings standen die Deutschen in der zweiten Halbzeit auch etwas besser in der Defensive, blockten gefährliche Situationen (63., van Persie) rechtzeitig ab. Ein überraschender, aber nichtsdestotrotz klasse heraus gespielter Treffer Asamoahs brachte den 2:2-Ausgleich. Borowski hatte auf der rechten Seite einen scheinbar schon verlorenen Ball erobert, passte, unerwartet für einen niederländischen Abwehrspieler, steil auf Asamoah und der Schalker legte das Leder am herauslaufenden van der Sar vorbei. Mit letztem Einsatz schaufelte der Schalker aus spitzem Winkel die Pille über die Linie (81.). Neben der indiskutablen ersten halben Stunde, wo nichts funktionierte, fiel negativ auf, dass die Stürmer über die Gesamtspielzeit kaum einmal mit verwertbaren Anspielen versorgt wurden. Positive Aspekte, neben dem Resultat: Man gab sich nicht auf und steigerte sich im zweiten Spielabschnitt.
Ich wünsche mir noch mehr Titel. Ich habe ja so kleine Hamsterzähne, das sieht man ja, und ich würde gern Titelhamster sein.
— Julian Nagelsmann, Trainer des FC Bayern, nach dem ersten Titelgewinn, DFL Supercup bei Borussia Dortmund.