Mit Rückenwind in die Rückrunde

von Günther Jakobsen17:44 Uhr | 30.01.2007

Als möglicher Titelkandidat wurde Bayer Leverkusen vor Saisonstart kaum genannt, wohl aber als Aspirant für einen UEFA-Cup-Platz. Diese Einschätzung scheint sich zu bestätigen. Wie in den zwei Jahren zuvor ließ die Mannschaft jedoch in der Frühphase der Saison viele Punkte liegen.

Boden verloren
Für den Kampf um die UEFA-Cup-Ränge ist Leverkusen mit seiner spielerischen Potenz in der Bundesliga zweifellos konkurrenzfähig - der Anschluss an die absoluten Spitzenränge indes scheint abgerissen. Der FC Bayern mit seiner Sonderstellung im deutschen Fußball, Werder Bremen mit seiner glänzenden Entwicklung seit der Inthronisierung des Duos Schaaf/Allofs und die ehrgeizigen, mit Gazprom-Rückendeckung ausgestatteten Schalker sind die enteilten Vorreiter, denen allenfalls zwischenzeitliche Ausrutscher, aber keine entscheidenden, den CL-Kurs gefährdenden Formtiefs zu unterstellen sind. Dafür sind die Kader zu gut besetzt. Wenn man dann, wie Leverkusen, bereits am Saisonanfang zu viel Boden verliert, geht es eben nur noch um die Plätze vier oder fünf.

Spätstarter
Abgesehen von der Katastrophensaison 2002/03, als die Bayerkicker erst in letzter Sekunde, sprich: am letzten Spieltag, aus dem Fahrstuhl in die zweite Liga sprangen, platzierte sich die Werkself im neuen Jahrhundert immer auf Rängen, die zur Teilnahme im internationalen Geschäft berechtigten.

2006: Rang 5.
2005: Rang 6.
2004: Rang 3.
2003: Rang 15.
2002: Rang 2.
2001: Rang 4.
2000: Rang 2.

Auffällig jedoch ist, dass Leverkusen - die aktuelle Saison einbezogen - nun schon im dritten Jahr in Folge bereits in der Hinserie alle Chancen einbüßte, in den Kampf um die CL-Plätze einzugreifen. Zweimal musste zuletzt eine starke Rückrunde herhalten (31 Punkte 2005/33 Punkte 2006), die UEFA-Cup-Qualifikation zu retten. Die überzeugende Vorstellung in Aachen (3:2), aber auch schon die letzten Partien vor der Winterpause lassen vermuten, dass Skibbes Team in der zweiten Saisonhälfte erneut eine Steigerung hinlegen kann. Das Spiel gegen Bremen (Bilanz: 13 Leverkusener Siege, 19 Niederlagen, 21 Remis) wird ein Gradmesser.

Steigerungsfähig
Clemens Fritz, Jacek Krzynowek und vor allem Dimitar Berbatov waren die Stammkräfte, die es zu Saisonbeginn zu ersetzen galt. Dem zu den Tottenham Hotspurs abgewanderten Bulgaren trauerte das Leverkusener Publikum besonders nach, wie der Mannschaft bei dessen Rückkehr in der UEFA-Cup-Gruppenphase schmerzlich verdeutlicht wurde, als „Berbatov“-Sprechchöre durchs Stadion hallten. Bayers Abschlussprobleme bekamen die Stürmer zunächst nicht so recht in den Griff. Andrej Voronin (6 Treffer) und Neuzugang Sergej Barbarez (4 Treffer) zeigten starke spielerische Momente, viel Einsatz und standen auch da, wo Stürmer stehen müssen - dass sie oftmals jedoch beim Abschluss unglücklich agierten, ist nicht zu leugnen. Stefan Kießling brachte seine Nervosität um einen besseren Einstand im Bayerteam, auch der Tunesier Karim Haggui zeigte Licht und Schatten in seiner ersten Halbserie als Innenverteidiger Leverkusens. Der Abwehr insgesamt ist mit 26 Gegentreffern ebenfalls keine Spitzenleistung zu attestieren. Trotz allem - die Entwicklung ist positiv. Dass Bayer in der Winterpause keinen Neuzugang verpflichtete, spricht auch für sich.

André Schulin



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