Das Duell der abstiegsbedrohten Teams aus Wolfsburg und Stuttgart versprach nicht nur aufgrund der Tabellensituation einiges an Spannung. Nur 48 Stunden nach seiner Entlassung auch Schalke hatte Felix Magath bei dem Club angeheuert, den er 2009 mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft verlassen hatte. Der Rückkehrer wurde in Wolfsburg wieder als Trainer, Manager und Geschäftsführer eingestellt, was auch die Entlassung des bisherigen Managers Dieter Hoeneß zur Folge hatte. In sportlicher Hinsicht sah im Spiel gegen Stuttgart alles nach einem erfolgreichen Comeback aus, ehe die Heimmannschaft in der Nachspielzeit ausgleichen konnte.
Sowohl der gastgebende VfB Stuttgart, als auch der VfL Wolfsburg hatten Punkte bitter nötig. Nach den Samstagsspielen lag Wolfsburg weiter auf Platz 17; Stuttgart war auf den 15. Rang gefallen. Ein Sieg bedeutete für beide Teams also nicht nur Punkte im Kampf gegen den Abstieg, sondern gleichzeitig die Niederlage eines direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt. Beide Teams begannen die Partie bedächtig, überlegte Angriffe waren Mangelware. Ein Spielfluss war nicht zu erkennen und beide Mannschaften beschränkten sich in der Offensive auf Distanzschüsse oder Standards. Viele Fouls, Stellungsfehler und Fehlpässe stellten das dar, was vor zwei Jahren wohl niemand geglaubt hätte: Die Meister der Jahre 2007 und 2009 befanden sich mitten im Abstiegskampf. Nach der ersten nervösen Viertelstunde wurde Wolfsburg mutiger und übernahm die Kontrolle, die erste große Chance hatten in der 24. Minute allerdings die Stuttgarter. Torwart Lenz, der den verletzten Diego Benaglio im Tor der Wölfe vertrat, konnte Timo Gebharts Schuss jedoch per Faustabwehr klären. Auf der anderen Seite hätte Diego nach Zuspiel von Grafite das 1:0 für die Gäste erzielen müssen, der Brasilianer scheiterte aus drei Metern an Keeper Ulreich (26.). In der Folgezeit entwickelte sich ein temporeiches Spiel, in dem beide Mannschaften forsch nach vorne spielten, ohne dabei jedoch zu größeren Chancen zu kommen. In der 39. Minute musste auf Stuttgarter Seite Zdravko Kuzmanovic nach einem Zweikampf mit Diego ausgewechselt werden, für ihn kam Elson. Nur wenige Momente nach dem Wechsel, ging der VfL Wolfsburg in Führung. Celozzi wollte an der eigenen Torauslinie klären, schoss beim Versuch jedoch Hasebe an. Vom Wolfsburger Mittelfeldspieler prallte der Ball zu Grafite, der sich schön gegen Tasci und Niedermeyer durchsetzte und aus wenigen Metern zur Gästeführung einschoss (40.). Im Gegenzug verweigerte Schiedsrichter Gräfe im Duell der Japaner dem Stuttgarter Okazaki einen Elfmeter, als er im Zweikampf mit Hasebe zu Boden ging.
Der zweite Durchgang begann, ähnlich dem ersten, mit vielen Fehlern und Fouls auf beiden Seiten. Wolfsburg beschränkte sich vorerst aufs Verteidigen, Stuttgart fiel aber nichts ein, was den Abwehrriegel der Gäste hätte knacken können. Nachdem direkt nach der Pause bereits Polak für Hasebe gekommen war, wechselte Felix Magath nach einer Stunde den Koreaner Ja-Cheol Choo ein, was eindeutig dafür sprach, dass der Wölfetrainer wieder mehr auf Offensive setzen wollte. Der VfB Stuttgart hatte zu diesem Zeitpunkt völlig die Kontrolle verloren und agierte nervös, fast unbeholfen, während Wolfsburg seine Führung geschickt verteidigte. Die nächste große Chance hatten demzufolge auch die Niedersachsen, mit einem schier unmöglichen Reflex rettete Ulreich gegen Polak. Der Winterneuzugang hatte eine zu kurz geratene Kopfballabwehr des VfB nutzen wollen, scheiterte aus wenigen Metern jedoch am glänzend reagierenden Torwart. Nach 67 Minuten stellte Schwabentrainer Bruno Labbadia auf totale Offensive um und brachte mit Sven Schipplok den Stürmer, der am vergangenen Spieltag gegen St. Pauli noch das späte Siegtor erzielen konnte. Schipplok kam für Verteidiger Celozzi, was in der Defensive die taktische Umstellung auf eine Dreierkette zur Folge hatte. Ganz anders Wolfsburg: Statt die eigene Überlegenheit und die Nervosität des Gegners auszunutzen und den Versuch zu starten, die knappe Führung auszubauen, wechselte Magath in der 74. Minute den offensiven Mittelfeldspieler Josue aus und brachte mit Madlung einen weiteren Innenverteidiger. Zwölf Minuten vor dem Abpfiff hatte dennoch der VfL Wolfsburg die nächsten Chancen, Grafite scheiterte jedoch zuerst mit einem missglückten Abspiel auf Riether (78.) und dann an Molinaro und Ulreich (82.). Die Unfähigkeit der Wolfsburger, ihre Überlegenheit in Tore umzumünzen, wurde in der letzten Minute der Nachspielzeit bestraft, als Niedermeier nach Boulahrouz-Freistoß aus kurzer Distanz zum 1:1 einschießen konnte. Im direkten Gegenzug hatte wieder einmal Grafite die Möglichkeit, den Spielstand wieder zugunsten der Gäste zu verändern, doch Ulreich verhinderte zum wiederholten Male einen Doppelpack durch den Brasilianer.
Lisa Ramdor
Über Spieler, die bei anderen Vereinen unter Vertrag stehen, werde ich kein Wort verlieren. Aber er ist ein junger deutscher talentierter Spieler, der schon die Nummer eins ist. Er hat einen feinen Fuß und ist wirklich ein sehr guter Spieler.
— Bayern Münchens Sportdirektor Hasan Salihamidzic über Schalkes Torhüter Alexander Nübel und ein mögliches Interesse .