Auch im fünften Turnierspiel blieb Deutschland ohne Gegentor und zog auf dem Rücken des alten Rivalen ins Finale ein. Wie gegen Nordkorea gelang das 1:0 noch überraschend, nach dem Wechsel aber hatte Norwegen nichts mehr zu melden und bekam am Ende noch eine deutliche Abfuhr. Beim 3:0 hätte es nicht bleiben müssen.
Der Klassiker des Frauenfußballs begann mit der erwarteten Intensität. Norwegen war offensiver aufgestellt, verzahnte sich aber ebenso wie die deutschen Damen zunächst in den engen Duellen im Mittelfeld. Zu verschenken gab es auf beiden Seiten nichts. Nach einer Viertelstunde vergab Smisek die erste echte Möglichkeit, als sie eine Hereingabe Lingors aus der Drehung übers Tor köpfte. Die Antwort der Skandinavierinnen fiel in Distanzschüssen aus, die jedoch bei weitem nicht gefährlich genug waren, um Nadine Angerer zu bezwingen (18./19.). Vier Minuten später musste die Torfrau allerdings schon beherzter zupacken, als Gulbrandsen die bisher beste Chance der Partie vergab. Ohnehin war es bald eher Norwegen, das im schwungvollen Hin und Her den Spielfluss bestimmte, besonders im Eckenverhältnis deutlich die Nase vorwärts bekam. Ohne weitere Ansage ging aber trotzdem das DFB-Team in Führung, indem Birgit Prinz von der linken Seite scharf nach innen flankte und Trine Ronning zum Eigentor zwang (41.). Wie selbstverständlich lag der der Weltmeister zur Pause mit 1:0 vorn, obwohl in den Restminuten das deutsche Tor noch unter Dauerbeschuss geriet.
Der zweite Durchgang begann mit fragwürdigen Eingriffen des norwegischen Trainers, der verstreut auf zehn Minuten sein gesamtes Wechselkontingent erschöpfte und der eigenen Mannschaft so den Spielfluss nahm. Die Kontrolle lag derweil klar in deutscher Hand, wobei besonders über Prinz und die fleißige Garefrekes immer wieder brenzlige Situationen entstanden. Renate Lingor versuchte es auch aus dem Hinterhalt (67.). Vier Minuten später schoss dann Norwegen einmal wieder aufs Tor. Als hätte es das aber besser nicht getan, warf Deutschland sich sofort wieder in die Offensive und kam auch prompt zum Erfolg. Schirmfrau des Tores war erneut Birgit Prinz, die im Strafraum gleich mehrere Gegnerinnen auf sich zog und im rechten Moment auf Kerstin Stegemann passte. Deren Schuss fälschte wieder eine Norwegerin ab, so dass er sich nicht zu halten ins lange Ecke senken konnte (72.). Spätestens jetzt war die Finaltür weit geöffnet, denn Norwegen wehrte sich nicht mehr, brach körperlich und nervlich zunehmend ein. Einen schlimmen Fehler Nordbys nutzte Müller eiskalt zum 100. Tor des Turniers (75.); Bajramaj traf bald darauf noch das Lattenkreuz, ein Lingor-Schuss rauschte knapp am linken Pfosten vorbei. Als Nadine Angerer noch einen Flachschuss parierte (90.), war auch die Null wieder gesichert und damit vom Eröffnungsspiel direkt bis ins Finale nach Shanghai getragen. Ein letztes Mal hat die Welt dort die Gelegenheit, das deutsche Team von der Titelverteidigung abzuhalten.
Maik Großmann
Da muss man aufpassen! Weil ich bin einer, der lässt sich das nicht gefallen, Freunde der Sonne!
— Stefan Effenberg in seiner legendären Pressekonferenz in München.