"Brutal", "unbeschreiblich", "einfach irre": Auch einen Tag nach dem "Elf-Tore-Triller" von Bukarest herrschte bei der deutschen U19-Nationalmannschaft noch Fassungslosigkeit. "Man hat ja gedacht, man hätte im Fußball schon alles erlebt - aber man wird immer wieder eines Besseren belehrt", sagte DFB-Geschäftsführer und Augenzeuge Andreas Rettig bei Sky.
Deutschland hatte im EM-Halbfinale gegen Spanien bis zu 90. Minute 2:1 geführt, war in der Nachspielzeit 2:3 in Rückstand geraten und hatte sich durch ein Eigentor in der 99. Minute doch noch in die Verlängerung gerettet. Dort ging es spektakulär weiter: 3:4, 4:4, 5:4, 5:5, 5:6 - Deutschland war nach dem torreichsten Spiel der U19-EM-Geschichte ausgeschieden.
"Es war wirklich ein unglaubliches Spiel. Das war irre", sagte Rettig. Torhüter Konstantin Heide meinte nur: "Es war brutal. Für jeden auf dem Platz, auf der Bank, für die Zuschauer." Schon in der Gruppenphase hatte Deutschland mit dem 5:5 gegen England nach 5:1-Führung für ein Spektakel gesorgt.
Gegen Spanien standen Trainer Hanno Balitsch wegen Sperren und Verletzungen zudem nur 14 Feldspieler zur Verfügung, in der Schlussphase machten sich die Torhüter für einen Einsatz auf dem Rasen warm. Balitsch wiederum verfolgte die Partie nach zwei Gelben Karten in vorherigen Spielen nur von der Tribüne aus.
Auch dort fieberte Balitsch voll mit. "Ich musste den UEFA-Delegierten ab und zu mal bei Laune halten und etwas in Gespräche verwickeln", sagte sein Sitznachbar Rettig bei Sky: "Hanno hat auf der Tribüne eine Emotionalität an den Tag gelegt, die derjenigen der Mannschaft in nichts nachstand."
Trotz der Niederlage überwog am Ende aber der Stolz. "Ich habe das gestern Abend, nachdem die Tränchen getrocknet waren, auch nochmal einmal gesagt. Natürlich nehmen wir keinen Pokal mit aus Rumänien, aber wir nehmen ganz wertvolle Erfahrungen und dann auch Erinnerungen mit", sagte Rettig: "Und ich glaube, dass uns gestern auch trotz der Niederlage viele Herzen zugeflogen sind."
(sid)
Ich habe gehört, Christoph Daum soll Präsident werden.
— Stephan Engels, Ex-Trainer des 1. FC Köln, zur Frage nach einem möglichen Nachfolger.