Natürlich Brdaric

von Günther Jakobsen12:25 Uhr | 16.09.2006

Wolfsburg bestätigte die Form der letzten Wochen und pendelte sich im unteren Mittelmaß ein. Für den ersten Saisonsieg hatten die Wölfe den falschen Gegner eingeladen, denn Hannovers Profis wollten sich dem neuen Trainer beweisen und spielten erheblich konzentrierter als zuletzt. Wie so oft war es ein Ausgemusterter, der seinen Ex-Klub erlegte.

Von Beginn an war zu erkennen, dass beide Teams nicht auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft lagen. Hannover war nach elf Gegentreffern zuvorderst auf Sicherheit bedacht, wobei sich die Gäste dafür keinen angenehmeren Spielpartner wünschen konnten. Denn Wolfsburg hatte bislang erst ein Tor bejubeln dürfen, und das hatte auch noch der Gegner erzielt. Dieter Hecking vertraute im Wesentlichen der gleichen Elf wie im DFB-Pokal, spielte also wieder ohne den mühsam verpflichteten Fahrenhorst und erneut auch mit Brdaric, den selbst ernannten Gewinner des Trainerwechsels. Streng genommen war Hannover im ersten Durchgang auch die bessere Mannschaft. Im Gegensatz zu den Wölfen hatte 96 immerhin eine Torchance, die Brdaric und Bruggink aber gemeinsam vergaben, als sie an Stajners Flanke vorbeirauschten (39.). Der Rest der Halbzeit war trostlos, fad und mager. Keine Spur von einem rassigen Derby, die Angst vor einem Gegentor war auf beiden Seiten einfach zu groß.

Überraschend änderte sich das nach dem Seitenwechsel. Durch schönen Drehschuss von Brdaric, der plötzlich doch Engagemant zeigen konnte, ging Hannover in Führung (51.), was die Wölfe aber nicht wie befürchtet aus der Bahn warf. Direkt nach dem Anstoß hastete Hanke auf dem Flügel nach vorn und flankte auf Klimowicz. Dessen Fallrückzieher blieb zwar brotlose Kunst, doch der Abpraller landete bei Krzynowek, der Kugel in gewohnter Manier ins Tor donnerte (52.). Das erste eigene Saisontor vermochte die Wölfe aber nur kurz aus der Lethargie zu reißen. Wie unsicher die Hintermannschaft war, zeigte sich kaum zehn Minuten später. Hannover setzte sich am Strafraum fest, und Wolfburg kam nicht zum entscheidenden Befreiungsschlag, Da spielte Zuraw auf Stajner, der klug in die Mitte legte und wieder Thomas Brdaric bediente. Der schob sicher zum 1:2 ein und hatte seinen Ex-Klub damit im Alleingang besiegt, denn Wolfsburg fand diesmal nicht die passende Antwort, sondern wartete bis zum Ende auf eine zündende Idee. Damit blieb der VfL weiter sieglos und seinem Publikum weiterhin vieles schuldig, während Dieter Hecking in seinem ersten Ligaspiel alles richtig gemacht hatte.

Maik Großmann



Der FC Tirol hat eine Obduktion auf mich.

— Peter Pacult