Neustart

Der erfolgreichen Saisonauftaktphase folgte für Aufsteiger 1. FC Köln eine lange Serie sportlicher Nackenschläge. Mit neuer sportlicher Leitung will man in die Spur zurück finden, an deren Ende der Klassenerhalt winkt.
Unerwartete Gesichter
Dass für die Geißböcke im Aufstiegsjahr der Klassenerhalt das erklärte Saisonziel ist, versicherten die Vereinsbosse des traditionell schnell zu Überschwang neigenden 1. FC Kölns zu Saisonbeginn einmütig und glaubwürdig. Auch nach dem sensationellen Start, als nach fünf Spieltagen drei Siege auf dem Konto standen, hob man nicht ab. Die nach außen dargestellte Sachlichkeit blieb auch erhalten, als man die nachfolgende sportliche Talfahrt, die in die Trennung von Manager Rettig und dem mit großen Hoffnungen begrüßten „Konzeptfußball“-Trainer Uwe Rapolder mündete, zu verarbeiten hatte. Deren Nachfolger kann man mit Fug und Recht als überraschende Auswahl bezeichnen: Den bei Borussia Dortmund unfreiwillig ausgeschiedenen Michael Meier, sowie dessen von den Züricher Grashoppers losgeeisten Trainerkandidaten Hanspeter Latour. Meier ist in Köln kein Unbekannter, im Gegensatz zu Latour, dessen Karrierestationen sich ausschließlich auf die Schweiz beschränkten. Als Spieler stand der heute 58-Jährige zwischen den Pfosten des Schweizer Erstligisten FC Thun.
Personalfragen noch nicht geklärt
„Meine Aufgabe ist es, aus dem vorhandenen Potenzial in kürzester Zeit das Maximum herauszuholen“, sagt Latour. Baustellen gibt es einige. Für Sinkala, Mokhtari und Guie-Mien indes dürfte es eng werden, denn dem Trio wurde ein Vereinswechsel nahe gelegt. Halten, und zu altem Leistungsvermögen zurück führen, hingegen will man in Köln das größte deutsche Stürmertalent, Lukas Podolski. Der von allen BL-Spitzenklubs umworbene 20-Jährige blieb unter der Rapolder-Regie klar unter seinen Möglichkeiten; ihm sicherte Latour deshalb eine neu definierte Rolle in der Offensive zu. Dazu zählt, dass mit Marco Streller in der Winterpause eine weitere Stürmeralternative verpflichtet wurde. Die beiden seit Januar zum Kader zählenden Defensivakteure Evanilson und Boris Zivkovic sollen helfen, die Abwehrschwäche (39 Gegentore in der Hinserie) zu reduzieren. Als kurzfristig verfügbare Mittelfeldverstärkung könnte sich Latour noch seinen früheren Grashoppers-Schützling Ricardo Cabanas vorstellen; eine Entscheidung ist in dieser Personalfrage allerdings noch nicht gefallen.
Zu Gast am Bruchweg
Eine andere, gute Nachricht kam aus dem eigenen Lager: Jungnationalspieler Lukas Sinkiewicz verlängerte vorzeitig seinen Vertrag bis 2009. Das ist nicht unbedingt selbstverständlich bei einem Klub, der seit dem fünften Spieltag keinen Sieg mehr feiern konnte und die Winterpause auf einem Abstiegsrang verbrachte. Aber es passt zu einem FC, der nicht mehr so stimmungsanfällig scheint. Der Rückrundenstart führt die Kölner zum Karnevalsklub aus Mainz, gegen den einer der drei Siege gelang. Ein interessanter und schwerer Auftakt.
André Schulin