Dass sich am Ende die „üblichen Verdächtigen“ durchsetzen, liegt immer noch im Bereich des Möglichen. In der Frühphase der EM-Qualifaktion jedoch wirbeln einige verblüffende Resultate Staub auf und setzen so manchen Arrivierten unter Druck.
Die Gruppe A, mit den drei ehemaligen Sowjetrepubliken Kasachstan, Armenien und Aserbeidschan als Schlusslichter, kam noch ohne größere Überraschungen aus. Serbiens 1:0-Erfolg über Belgien führte die Balkankicker, die bei der WM so arg enttäuschten und nach Petkovics Rücktritt vom Spanier Javier Clemente trainiert werden, vorläufig an die Tabellenspitze. Die noch ein Spiel zurückhängenden Portugiesen könnten allerdings mit einem Sieg die Serben von der Spitze verdrängen - und damit ihrer Favoritenstellung gerecht werden.
Ganz anders die Gruppe B, deren hochkarätige Zusammensetzung eine Menge Brisanz verspricht. Dass nach drei Spielen die Schotten ungeschlagen die Tabelle anführen, darf mindestens als bemerkenswert bezeichnet werden. Zumal nach dem Spiel gegen den WM-Zweiten Frankreich, das Abwehrspieler Gary Caldwell mit seinem Treffer aus der 67. Minute zugunsten des klaren Außenseiters entschied. Weltmeister Italien verbuchte gegen die Ukraine mit späten Treffern von Oddo und Toni seinen ersten Quali-Dreier. Litauen, das im September mit der 1:1-Punkteteilung in Italien überrascht hatte, hielt sich mit einem knappen 1:0-Erfolg bei den Färöern auf Augenhöhe mit den Azzurri.
Das 2:2-Remis Moldawiens gegen Bosnien-Herzegowina warf die mit den Bundesligaprofis Barbarez, Misimovic und Bajramovic angereisten Bosnier zurück. Die nur vier Zähler aus drei Spielen reichen gerade zu Platz vier in Gruppe C, hinter den jeweils mit sechs Punkten vorn rangierenden Teams aus Norwegen, Griechenland und der Türkei. Allerdings haben Griechen und Türken noch ein Spiel in Hinterhand, was beiden die Chance bietet, sich abzusetzen. Die Türkei imponierte bei ihrem 1:0-Sieg in Ungarn, derweil Griechenland größere Mühen hatte, die Norweger mit 1:0 niederzuringen.
Den 13:0-Erfolg der Deutschen gegen San Marino konnten die Tschechen nicht toppen; sie schlugen die Semiprofis des Kleinstaates lediglich mit 7:0 und übernahmen vorläufig Rang eins der Gruppe D. Die DFB-Auswahl könnte am Mittwoch mit einem Dreier vorbeiziehen - Voraussetzung dafür wäre jedoch ein Sieg in der Slowakei, die einen abgebrühten, fein herausgespielten 5:1-Erfolg in Wales feierte. Der Waliser Schlussmann Paul Jones machte allerdings bei zwei Treffern keine allzu glückliche Figur. Noch erstaunlicher als der deutliche Sieg der Slowaken war jedoch das 5:2 Zyperns gegen Irland. Bei den Gästen fehlten der auf die Tribüne verbannte Trainer Steve Staunton, Stammkeeper Shay Given sowie die Fähigkeit, den in der zweiten Halbzeit auftrumpfenden Zyprioten Paroli zu bieten.
Aus der 0:1-Hinspielniederlage gegen England aus dem September hatte Mazedonien seine Lehren gezogen und düpierte das Mutterland des Fußballs mit einer 0:0-Punkteteilung im Old Trafford. Der nach einer Sperre wieder spielberechtigte Wayne Rooney hatte sein Temperament zwar im Griff, konnte aber nicht für den erhofften Angriffsdruck sorgen. Israel profitierte von der Abschlussschwäche der Russen und kam in Moskau zu einem glücklichen 1:1-Remis, das der Mannschaft von Trainer Dror Kashtan hinter den punktgleichen Engländern Platz zwei in Gruppe E erhielt. Kroatien, das den erwarteten Kantersieg gegen Andorra verwirklichte (7:0), könnte jedoch - da erst mit zwei Spielen auf dem Konto - an beiden vorbeiziehen.
Mit dem 2:0-Sieg gegen Spanien sicherte sich Schweden als einziges Team der Gruppe F nach drei Partien die maximale Neun-Punkte-Bilanz. Die Spanier, bei denen erstmals seit zehn Jahren Stürmeridol Raúl nicht nominiert wurde, mussten nach dem 2:3 in Nordirland ihre zweite Pleite in Folge hinnehmen und fielen auf den fünften Rang zurück, hinter Schweden, Dänemark, Nordirland und Lettland. Die Letten, denen schon mit ihrer EM-Qualifikation 2004 - wo sie den Deutschen in der Gruppenphase ein 0:0 abtrotzten - eine Überraschung gelang, wischten Island glatt mit 4:0 weg. Die Nordmänner erspielten sich zwar auch Chancen, aber Lettlands Keeper Kolinko parierte fehlerlos.
Das 1:1-Remis der Bulgaren gegen die Niederlande verwehrte den Gästen, für die van Persie nach Petrovs Führungstreffer den Ausgleich sicherte, den Sprung an die Tabellenspitze der Gruppe G. Rumänien haute, begünstigt durch frühe Treffer von Mutu (7.) und Marica (10.), einen 3:1-Erfolg gegen Weißrussland raus und verteidigte die Tabellenspitze. Die Weißrussen lauen Gefahr, nach nur einem Punktgewinn nach drei Spielen (beim enttäuschenden Heim-2:2 gegen Albanien), vorzeitig den Anschluss zu verlieren. Slowenien betrieb Pflichterfüllung gegen Luxemburg (2:0) und wahrte, da noch ein Spiel in Hinterhand, die Chance, vorne mitzumischen.
André Schulin
Jetzt lernt Ailton den Teuro kennen.
— Werder Bremens Manager Klaus Allofs, nachdem der Brasilianer Ailton wieder mal zu spät aus dem Urlaub kam.