Zauberfußball gab es diesmal nicht im Weserstadion, weil Levski zur strengen Verteidigung angereist war und ein ansehnliches Spiel arg erschwerte. So hatte Werder große Mühe, fuhr aber trotzdem einen nie gefährdeten Sieg ein. Das Überwintern im Europapokal war damit so gut wie sicher.
Thomas Schaaf hatte schon vorher gewusst, was nach und nach auch die 36.000 im Stadion erfuhren. Levski Sofia war ein anderes Kaliber als die jüngsten Opfer in der Bundesliga, denn die Bulgaren hatten niemals mehr als einen Punkt im Sinn und waren ausschließlich aufs Verteidigen programmiert. Werder wollte dennoch munter loslegen und kam durch Klose zur ersten gefährlichen Aktion, doch sein Schrägschuss strich knapp über die Latte (3.). Das Spiel verflachte früher als erwartet, denn Levski machte Werder das Leben schwer, und die Bremer ließen es sich gefallen. Erst nach 20 Minuten ergab sich die nächste Gelegenheit durch Hunt, den Klose mit starkem Einsatz bediente. Nach Schulzens Distanzschuss, der noch den Pfosten rasierte (27.), kam auch Sofia mal vors Tor. Aber Yovovs Versuch aus der Halbposition war nicht gut genug. Je länger das Spiel dauerte, desto deutlicher war Levskis Gesicht zu erkennen. Schon mit der ersten Hälfte waren sich die Gäste des Zeitspiels nicht zu schade; vor allem Keeper Petkov machte sich mehrfach unbeliebt bei den Zuschauern. Dass die Bulgaren dann trotzdem in Rückstand gerieten, war eher unglücklich. Nach einem Foul an Hunt kam Naldo zu einem Freistoß herangeeilt. Knapp 20 Meter vor dem Kasten trat der Brasilianer halb in den Boden und traf dennoch so glücklich in die Mauer, dass ein Bulgare den Ball noch an den Innenpfosten und damit ins Tor lenkte (45.). Das 1:0 zur Pause wirkte eher wie eine Strafe für Levski denn wie ein Lohn für hohe Bremer Fußballkunst.
Fast wäre Sofia direkt nach Wiederbeginn ins Spiel zurückgekehrt. Vranjes spielte einen schlimmen Pass in der eigenen Hälfte, den Domovchijski abfing und direkt auf Tor nagelte. Allerdings einen Meter daneben (46.). Es war schon die letzte Gelegenheit der Gäste, die für den Fall eines Rückstandes überhaupt nicht ausgerüstet schienen. Levski mauerte weiter, obwohl sich Werders Druck in überschaubarem Rahmen hielt. Tüchtiger waren die Gastgeber aber allemal, allein schon den Fans zuliebe, die zunehmend maulig wurden und an das Sahnespiel gegen Barca zurückdachten. Nachdem Hunt (57.) und Diego (59.) dann die wenigen Chancen versiebt hatten und ohne Not eine bange Schlussphase drohte, erzwang Werder doch noch die Entscheidung. Die eingewechselten Andreasen und Klasnic spielten Diego sehr geschickt vor dem Tor frei, und aus zehn Metern brachte der den Ball sicher unter (74.). Wie erwartet kam von den Bulgaren auch jetzt keine Antwort. So pendelte das Spiel langsam aus und ersparte den Bremern am Ende noch wertvolle Kräfte. Es war der bislang schwächste Auftritt, der Werder den ersten Königsklassen-Sieg der Saison bescherte, allerdings auch gegen den mit Abstand schwächsten Gegner. Umso kostbarer aber waren die Punkte, denn zumindest die Teilnahme am UEFA-Pokal wurde damit nahezu sichergestellt.
Maik Großmann
Wir können nichts für die Unfähigkeit anderer Klubs.
— Paul Breitner über die Überlegenheit des FC Bayern in der Bundesliga.