Durch die Hintertür war der HSV in den UEFA-Cup gekommen und entledigte sich auf ähnliche Weise auch seiner ersten Aufgabe. Beim Gruselspiel in Lovech waren die Hanseaten von zwei schwachen Teams das eindeutig schwächere, siegten durch ein Duseltor aber mit 1:0 und hatten am Ende alles richtig gemacht.
Nach dem heißen Tanz von Frankfurt erwartete die Hamburger nun eine andere Welt. Vor 6.000 Zuschauern gab es von Beginn an keinen Schönheitspreis zu gewinnen, Lovech bemühte sich um ein drangvolles Spiel, war in seinen Mitteln aber zu eng begrenzt, um Hamburg etwas aufzuzwingen. Die Gäste wiederum standen nur hinten drin und ließen Litex gewähren. Nach zwei Minuten tauchte Jungstar Popov einmal vor Frank Rost auf, kam aus spitzem Winkel aber nicht mehr gefährlich zum Abschluss. Er war die zentrale Figur im Spiel des bulgarischen Vorjahresvierten und als solche auch erheblich präsenter als auf der anderen Seite van der Vaart. Dem deutschen Vertreter allerdings lag die Offensive auch nicht sonderlich am Herzen. Als Torchance ging allenfalls ein verunglückter Atouba-Schuss durch, den Todorov mit einem müden Lächeln zunichte machte. Ansonsten saß der HSV einfach nur seine Zeit ab.
Der geringe Aufwand des ersten Durchgangs hatte die Hamburger fehlmotiviert. Kaum erhöhte Litex ein wenig die Schlagzahl, kamen die Gäste gehörig ins Schwimmen und konnten in den ersten Minuten nach Wiederbeginn von Glück reden, nicht in Rückstand zu geraten. Gleich mehrmals vernaschte Tom auf seiner rechten Seite Atouba und kam mindestens zweimal auch gefährlich zum Schuss (51./55.). Der bis dahin unauffällige Sandrinho, ebenfalls Brasilianer, nötigte Frank Rost gar eine gute Parade ab (67.). Was sich in keiner Weise abgezeichnet hatte, ereignete sich neun Minuten später auf der anderen Seite. Von van der Vaart eingesetzt, mogelte sich Castelen bis zum Strafraum vor und schoss aus schrägrechter Lage aufs Tor. Den nicht sehr harten Schuss bekam Todorov mit den Fingerspitzen noch zu fassen, minderte aber lediglich den Drall und war machtlos, als das Leder weiter bis in die hinterste Torecke kullerte. Das Unglück verdarb den Bulgaren derart die Laune, dass sie keinen Mut mehr zu Gegenangriffen aufbrachten. Mit regelmäßigen Auswechslungen nahm Huub Stevens dem Spiel seinen letzten Fluss und nahm den seltsamen 1:0-Sieg so mit nach Hause.
Maik Großmann
Wir sind eine Integrationsmaschine, das letzte Lagerfeuer der Gesellschaft.
— DFB-Präsident Fritz Keller bei seinem Amtsantritt 2019.