Die deutsche Nationalelf kassierte im Testspiel gegen Australien eine 1:2-Niederlage und durch Carney ihren 1000. Gegentreffer in der Länderspielhistorie. Der radikale personelle Umbruch war mit ein entscheidender Grund für die wenig druckvolle Darbietung.
Im Freundschaftskick gegen die Australier kam das ganze Dilemma zum Ausdruck, das mit derartigen Tests häufig verbunden ist: Eine aufgrund enormer Rotation nicht abgestimmte Mannschaft - gegenüber dem letzten EM-Quali-Spiel war auf acht Positionen gewechselt worden - hatte sich in einem letztlich unbedeutenden Spiel, zu einem Zeitpunkt, in dem die Akteure auf das Ende der Meisterschaftssaison fixiert sind, einem Gegner zu stellen, für den allein das Prestige dieser Begegnung einen ungleich höheren Stellenwert einnimmt. Und dass für die Männer vom Fünften Kontinent Einsatzfreude und Effizienz keine Fremdworte sind, war bekannt. Gleichwohl musste Joachim Löw zugestanden werden, solche Partien zum Erkenntnisgewinn zu benötigen. Dem Unterhaltungswert kam ein geringerer Stellenwert zu.
Somit benötigte das Spiel knapp 20 Minuten, um Betriebstemperatur zu erreichen. Holmans Volleyversuch (19., rechts vorbei) fehlte zwar die Präzision im Abschluss, stellte aber immerhin eine torgefährliche Situation dar. Die DFB-Elf zog nach. Podolskis Freistoß (24., rechts vorbei) war ein erster Warnschuss, die zweite Möglichkeit der Gastgeber, zwei Minuten später, saß. Der überzeugende Schürrle legte das Leder auf Sechzehnerhöhe für Gomez auf, gegen dessen sehenswerten Abschluss Gästekeeper Schwarzer keine Chance hatte. Die kurzfristig aus dem Rhythmus gebrachten „Socceroos“ fingen sich jedoch wieder und ließen vorerst keine weiteren Möglichkeiten der Deutschen zu. Zwei Aktionen Podolskis (46. und 58.) belegten die Überlegenheit der Gastgeber nach Wiederanpfiff; man schien das Spiel zwar mit wenig Glanz, aber doch erfolgreich abschließen zu können. Ein überraschender Durchbruch Carneys (61.) und eine harte Elfmeterentscheidung, nach Träschs Einsatz gegen Kewell, kehrten die Vorzeichen um. Wilkshire verwandelte den Strafstoß eiskalt zum 2:1-Endstand (64.). Enttäuschend war, dass die Gastgeber in der Restspielzeit kaum noch Möglichkeiten herausholten, die eine ernsthafte Bedrohung für Australiens Sieg darstellten. Lediglich Schürrle (69.) und der eingewechselte Klose (78.) tauchten noch gefährlich vor Schwarzer auf, brachten den Ball allerdings nicht am routinierten Schlussmann der Gäste vorbei.
André Schulin
Langsam habe ich das Gefühl, dass mit meinem linken Fuß mehr anfangen kann, als nur Bier zu holen.
— Thomas Müller