Zwei Siege, zwei Niederlagen: Durchwachsen ist die Ergebnisbilanz, die die Frauen-Nationalmannschaft beim 16. Algarve Cup erzielt hat. Platz 4 sprang nach der 0:1-Niederlage gegen Dänemark heraus. Auch spielerisch bleibt festzuhalten: Die Mannschaft von Trainerin Silvia Neid muss sich steigern, will sie ihren Titel bei der im August startenden Euro in Finnland verteidigen.
Schon im Vorfeld des Vorbereitungsturniers an der Algarve hatte Silvia Neid oft genug betont: Sie wolle vor allem junge Spielerinnen testen und sehen, wie sich die Nachwuchskräfte auf internationalem Niveau schlagen. Unter der Prämisse fiel ihre Bilanz positiv aus. Die 18-jährige Kim Kulig vom Hamburger SV avancierte schnell zur „Gewinnerin des Turniers“ (O-Ton Neid), auch Bianca Schmidt (Turbine Potsdam) und Katharina Baunach (Bayern München) zeigten positive Ansätze. Inka Grings Comeback machte sich absolut bezahlt: Die 31-Jährige (und Torjägerin der EM 2005!) könnte sich als große Stütze bei der Euro erweisen – als Torjägerin wie auch als Antreiberin. Neids zuversichtliches Fazit: Die Spielerinnen würden viel mitnehmen und sie selbst habe jetzt mehr Alternativen hinsichtlich der EM. Das ist die positive Nachricht. Doch davon abgesehen zeigte sich in Portugal, dass der Ausfall der Stammspielerinnen – mit Annike Krahn, Ariane Hingst, Kerstin Stegemann, Birgit Prinz und Simone Laudehr waren es gleich fünf Weltmeisterinnen – nicht zu kompensieren ist; dass der Umbau, der nach dem Rücktritt zentraler Spielerinnen wie Renate Lingor, Sandra Minnert und Sandra Smisek vonnöten ist, nicht auf die Schnelle zu bewerkstelligen ist.
Das Team von Silvia Neid startete zwar zunächst gegen Finnland souverän ins Turnier (2:0) und konnte auch gegen die Chinesinnen, nach dem 1:1-Remis neun Tage zuvor in Bielefeld, 3:0 gewinnen. Doch gegen die starken Schwedinnen und damit einem Mitfavoriten bei der Euro zeigten sich klar die Defizite; vor allem in der Abwehrreihe und im Mittelfeld, das mit Kim Kulig und Linda Bresonik auf der Doppelsechs kaum Akzente setzen konnte und große Lücken ließ, die die kombinationsstarken Schwedinnen eiskalt ausnutzten. Die abgezockte Lotta Schelin (Olympique Lyon) bekam die Defensive nicht in den Griff, zur Halbzeit stand es bereits 0:3. Eine derart hohe Niederlage hatte man gegen Schweden zuletzt 1991 hinnehmen müssen und damals 0:4 verloren. So weit kam es nicht, aber einzig überzeugend war am Ende der Kampfgeist der deutschen Mannschaft, die sich auf 2:3 herankämpfte - nach Toren der eingewechselten Inka Grings und von Kim Kulig, die ihren zweiten Treffer aus der Distanz landete.
Eine matte Vorstellung war dann das Spiel um Platz 3 gegen Dänemark (0:1); ein Spiel, arm an Höhepunkten und mit Däninnen, die den Spielfluss weitgehend diktierten. Das Kopfballtor fiel in der 42. Minute – nach einem Stellungsfehler in der deutschen Abwehr. Inka Grings zog in der Spitze einsam ihre Bahnen – hochmotiviert, aber selten in Szene gesetzt. Ihre beste Chance hatte sie in der 75. Minute nach einer Hereingabe von Linda Bresonik, doch der Ball ging übers Tor. Es bleiben also viele Baustellen, im Defensiv- wie Aufbauspiel. Zur nächsten Standortbestimmung lädt die Bundestrainerin am 22. April – dann kommt mit Brasilien ein starker Gegner nach Frankfurt. Dass Neid die Ruhe bewahrt, ist aber vielleicht am Ende auch ein Erfahrungswert: 2007 hatte ihre Mannschaft beim Algarve Cup nach enttäuschenden Leistungen nur Platz 8 belegt – und wurde ein halbes Jahr später Weltmeister.
Astrid Labbert
Wir müssen die Basis fundieren.
— Rainer Bonhof