Nordkorea: Mehr Politik als Offensive

von Günther Jakobsen12:38 Uhr | 01.06.2010

Nordkoreas Fußballspiel ist eine Metapher auf seinen Staat: die Abwehr die Armee, der Strafraum das Hoheitsgebiet. Vor ausländischen Einflüssen können sich die Asiaten schützen, aber nicht vor Drogba, Kaka und Ronaldo.

Sport und Politik sollte man trennen. Die Nordkoreaner tun es jedoch nicht. Denn die meisten Nationalspieler sind beim Militär angestellt, und wenn sie überhaupt einmal Interviews geben dürfen, dann loben sie ihr Land und dessen greisen Diktator Kim Jong-Il. „Er hat uns so viel Unterstützung gegeben. Ohne diese hätten wir uns nicht für die Weltmeisterschaft qualifizieren können“, sagt Kim Jong-Hun. Der Nationaltrainer mag zwar damit Recht haben, aber anders, als er es meint. Denn nachdem Nordkorea in der Qualifikation zur WM 1994 gegen Südkorea 0:3 verloren hatte, ließ King Jong-Il die Nationalmannschaft für einige Jahre an keinen internationalen Wettbewerben mehr teilnehmen.

In der Qualifikation zu dieser Weltmeisterschaft trafen die beiden Bruderstaaten sogar viermal aufeinander. Die Nordkoreaner mussten ihre beiden Heimspiele im neutralen Shanghai austragen, weil sie sich weigerten, die südkoreanische Nationalhymne zu spielen und deren Landesflagge zu hissen. Drei Partien endeten unentschieden, das vierte Spiel gewann Südkorea. Trotz der 0:1-Niederlage löste Nordkorea knapp vor Saudi-Arabien und dem Iran das Ticket nach Südafrika.
Die jüngsten Feindseligkeiten im Korea-Konflikt könnten dafür sorgen, dass die fußballbegeisterten Nordkoreaner von der ersten WM-Teilnahme ihrer Nationalmannschaft seit 44 Jahren ausgeschlossen werden. Eigentlich wollte der südkoreanische Sender SBS wie schon bei der WM 2006 das Fernsehsignal kostenlos in den Norden schicken. „Aber angesichts der jüngsten Provokationen gegen den Süden vertritt die Regierung die Position, dass der Norden einen angemessenen Preis bezahlen muss“, sagt ein Regierungsvertreter.

Wahrscheinlich ist die WM für Nordkorea sowieso nach der Vorrunde schon wieder vorbei. Denn die Gegner in der Gruppe G heißen Brasilien, Portugal und Elfenbeinküste. Alles andere als das Aus nach der ersten Runde wäre eine Sensation. Eine noch größere als die 1966. Damals sorgten die Asiaten gleich bei ihrer ersten WM-Teilnahme für Furore, weil sie in der Vorrunde Italien (1:0) ausschalteten und im Viertelfinale gegen Portugal sogar mit 3:0 führten, bevor sie doch noch mit 3:5 unterlagen.

So viele Tore werden diesmal wohl nicht fallen. Denn Nordkorea ist mit einem Ausputzer, vier Verteidigern und drei defensiven Mittelfeldspielern extrem defensiv aufgestellt. Nach vorne wird nur gekontert. Immerhin ist im Angriff der stärkste Spieler zu Hause: Jong Tae-Se, der mit Wayne Rooney verglichen wird, aber sich selbst eher als zweiten Didier Drogba sieht, ist einer von nur vier Legionären. Er ist in Japan geboren und steht auch in der dortigen J-League bei Kawasaki Frontale unter Vertrag. Allerdings träumt der bullige Angreifer von einem Wechsel in die englische Premier League.

Mögliche Aufstellung: Ri Myong-Guk - Ri Jun-Il - Cha Jong-Hyok, Pak Chol-Jin, Ri Kwang-Chon, Nam Song-Chol - Mun In-Guk, An Yong-Hak, Pak Nam-Chol I - Hong Yong-Jo - Jong Tae-Se

Senthuran Sivananda



Ein ordentlicher Spieler. Nur an der Schnelligkeit mangelt es noch.

— Bastian Schweinsteiger über Bayern-Neuzugang Arjen Robben.