Nach schwachem Spiel glücklich einen Punkt gerettet - ein anderes Fazit blieb für die DFB-Elf nach dem Auftritt in Reykjavik nicht. Konnte man in der ersten Halbzeit noch Feldüberlegenheit und Chancengleichheit konstatieren, ging in Durchgang zwei aufbautechnisch noch weniger zusammen als vorher und Island kam zu hochkarätigen Tormöglichkeiten.
Wenig überraschend und ohne allzu hohes Tempo baute sich ein Spielverlauf nach folgendem Muster auf: Der DFB-Auswahl kam die Rolle des Spielgestalters zu, Gastgeber Island stand tief gestaffelt und hoffte auf Konter. Da jedoch im deutschen Spiel zu wenig Bewegung war um Lücken zu reißen und Sigurvinssons Nordländer sich partout nicht aus der Reserve locken ließen, neutralisierten sich die beiden Teams in einem zähen Ballgeschiebe zwischen den Strafräumen. Die Folge - kaum einmal attraktive Aktionen und keine Torchancen aus dem Spielverlauf heraus. Einen Ballack-Kopfball im Anschluss an eine Ecke (20.) fing Islands Keeper Arason sicher ab. Kurz darauf stürmte Neuville mit dem Ball am Fuß frei auf Islands Schlussmann zu. Klose hatte seinen Stürmerkollegen schön per Kopfballverlängerung auf die Reise geschickt. Außenverteidiger Larus Sigurdsson konnte das Leder im letzten Moment wegspitzeln und vereitelte die beste (und neben Ballacks Kopfball einzige) Torchance der Deutschen vor der Pause. Fünf Minuten vor dem Halbzeitpfiff bot sich Eidur Gudjohnsen die Riesengelegenheit zur Führung. Island hatte den Ball in der eigenen Hälfte abgefangen, Thodur Gudjohnsson bediente seinen in die Gasse gestarteten Mitspieler und der kam im rechten Sechzehner-Bereich frei zum Schuss. Kahn stellte den Raum bestmöglich zu und parierte das Leder indem er angeschossen wurde.
Der zweite Durchgang begann zunächst mit einem Kopfballversuch von Klose, der jedoch das Tor verfehlte (50.). Dann ein Freistoß für die Gastgeber - Gudjohnsen zirkelte die Kugel aus 25 Metern knapp übers Dreieck (52.). Gleich anschließend die Doppelchance für Island. Sigurdsson mogelte den Ball im Strafraum in Kahn vorbei, Baumann erwischte das Leder noch und wollte es wegdreschen, schoss jedoch den zurückgeeilten Wörns an. Der Abpraller kam zu Helguson, der sofort aufs Tor köpfte. Wörns klärte, ebenfalls per Kopf, auf der Linie. Dann verflachte die Partie wieder. Dem in der zweiten Halbzeit eingewechselten Kuranyi gelang in der 65. Minute eine sehenswerte Aktion, als er zunächst den Ball im Lauf mit Links annahm und sein nachfolgender Schrägschuss nur knapp über die Latte strich. Wie schon in Hälfte eins war es jedoch den Isländern vorbehalten, eine letzte große Tormöglichkeit zu erspielen. Diesmal hatte Johannes Gudjonsson aus gut zwölf Metern freie Schussbahn, doch er jagte das Leder deutlich über den Kasten (81.).
Wenn ich das Foul vom Carlos sehe gegen Dänemark, da lache ich mich kaputt. Warum werden wir Deutschen immer bestraft, das ist einfach nicht gerecht!
— Jürgen Kohler nach dem deutschen WM-Aus 1998 gegen Kroatien (0:3) und seinem letzten Länderspiel.