Das schwarzgelbe Ensemble war in einem hochklassigen Spiel fraglos der gefühlte Gewinner - bis eine harte Elfmeterentscheidung den Erfolg reduzierte. Hart, Manchesters Keeper, war ebenfalls ein Grund für die Punkteteilung.
Roberto Mancini versuchte es nicht mit Schönfärberei: „Wir hätten es verdient drei oder vier Tore zu kassieren. Dortmund ist zurzeit wohl ein besseres Team als wir“, erklärte Manchester Citys Manager auf der Pressekonferenz und vergaß auch nicht zu erwähnen, dass sein Keeper Joe Hart den größten Anteil daran trug, dass die Gastgeber mit einem blauen Auge davon gekommen waren. In den ersten 45 Minuten zeichnete sich noch nicht ab, wer das Spiel in den Griff bekommen würde. Von Beginn aber lieferten sich die beiden Meister ihrer Landesverbände einen temporeichen Schlagabtausch mit zahlreichen Torchancen hüben wie drüben. Bei den Citizens lief sehr viel über Silva, von dessen Vorarbeit hauptsächlich Aguero profitierte. Dessen gefährliche Schüsse wurden aber allesamt von Weidenfeller pariert (8./27./35.), der wie sein Gegenüber Hart, zu großer Form auflief. Citys Keeper bekam bei zwei Schüssen des ungemein agilen Götze noch die Fingerspitzen dran und lenkte das Leder an Pfosten (12.) und Querbalken (34.) ab. Selbst in der Nachspielzeit offerierte das rassige Spiel noch zwei Höhepunkte, als zunächst Silva aus kurzer Distanz einen schwer zu nehmenden Volley über den BVB-Kasten setzte. Im Gegenzug scheiterte Gündogan bei einem Konter an Hart. Auch ohne Tore begeisterte diese erste Halbzeit, und Dortmunds lautstarker Anhang auf den Rängen trug mit seinen Gesängen stimmungsvoll zum Spektakel bei.
Ein exzellenter Angriff der Schwarzgelben ermöglichte den Gästen die erste Chance nach Wiederbeginn - Götzes abschließender Schuss aufs lange Eck wurde aber erneut durch Hart entschärft (54.). Dortmunds frühes Stören im Mittelfeld begann sich verstärkt auszuwirken und als Rodwell in der Abwehr mangels vorn stehendem Anspielpartner einen Querpass kurz außerhalb des 16ers anbrachte, schaltete sich Reus ein. Trotz Bedrängnis ließ er sich die Kugel nicht mehr abnehmen, stürmte in Citys Strafraum und konnte auch Hart, der die Finger nicht mehr entscheidend dran bekam, überwinden (61.). Wenige Minuten später hatte Reus nach einem klasse Zuspiel das 2:0 auf dem Fuß, aber diesmal konnte Hart den Schuss des Dortmunders blocken (65.). Sensationell angelte der Brite auch Gündogans Schlenzer aus dem rechten Winkel (67.) - längst war Hart der Grund dafür, dass Manchester nicht hoffnungslos hinten lag. Den Gastgebern fiel mittlerweile kaum noch etwas ein, um gefährlich vor das BVB-Tor zu kommen. Die Borussen beherrschten das Mittelfeld, Silva war abgetaucht, bestenfalls von Aguero gingen sporadisch Gefahrenmomente aus. Gündogans überragende von rechts ausgehende Vorarbeit hätte dann endgültig das Spiel entscheiden müssen, aber Lewandowski setzte den Ball in der Zentrale mit dem Außenrist links vorbei (76.). ManCitys erste Torgelegenheit seit langem war dann allerdings hochkarätig, doch Weidenfeller klatschte Agueros Kopfball mit einer klasse Parade weg (87.). Dann die 88. Minute, die den BVB schmerzen sollte. Manchester hatte sich nach einem Eckball kurz am Strafraum der Gäste festgesetzt. Im Sechzehner zog Aguero aus der Drehung ab und schoss dem direkt hinter ihm stehenden Subotic an den Arm. Schiedsrichter Kralovec gab Elfer - eine diskussionswürdige Entscheidung. Dass Weidenfeller, der den Schützen Balotelli mit ein paar Worten zu irritieren versuchte, und der Italiener, der sich nach dem erfolgreichen Versuch mit einer Geste revanchierte, beharkten - geschenkt. Ärgerlicher war, dass dem BVB ein verdienter Sieg auf den vorletzten Drücker entglitten war. Reus hatte in der Nachspielzeit noch eine Volleychance (drüber), auch Lewandowski gab noch einen satten Schuss ab (Hart parierte), aber die Krönung ihres starken Auftrittes blieb den Schwarzgelben versagt.
André Schulin
Im Großen und Ganzen war es ein Spiel, das, wenn es anders läuft, auch anders hätte ausgehen können.
— Eike Immel