Störende Nebengeräusche aus der parallelen Begegnung der Gruppe D (Griechenland gegen Spanien) konnten nicht entstehen: Russland und Schweden waren im direkten Aufeinandertreffen ihres Glückes eigene Schmiede; jeder konnte aus eigener Kraft das Viertelfinale erreichen. Gegen die leichtfüßigen Russen, die erstmals ihren schnellen Stürmerstar Arshavin einsetzen konnnten, standen die Skandinavier allerdings auf verlorenem Posten.
Mit dem leichten Vorteil, dass ihnen bereits ein Remis zum Erreichen des Viertelfinales genügen würde, stellte sich die schwedische Auswahl dem Match gegen Russland. Größere personelle Sorgen quälten die Skandinavier lediglich durch die angeschlagene körperliche Verfassung (Knieprobleme) ihres Top-Stürmers Ibrahimovic. Die Russen waren in der Pflicht, nur mittels eines Sieges im Turnier verbleiben zu können. Im Sturm durften sie erstmals während der EM ihren besten Stürmer, Arshavin, einsetzen, der in den ersten Begegnungen eine Rot-Sperre absaß. Schon nach wenigen Minuten rissen Guus Hiddinks Mannen die Spielgestaltung an sich. Äußerst lauffreudig verlagerten sie das Geschehen zunehmend in die schwedische Hälfte; im Mittelfeld stießen sie dabei auf wenig Gegenwehr. Die Gefahr für das Tor der Skandinavier wuchs etwa ab der 20. Minute stark an. Eine Volley-Abnahme Zhirkovs rauschte zunächst nur knapp am rechten Pfosten vorbei (21.). Mit einem Tempoangriff über den rechten Flügel, erfolgreich abgeschlossen von Pavlyuchenko, belohnte sich das russische Team für seine Einsatzfreude (24.). Kurz darauf erinnerten die Schweden daran, dass sie auch am Spiel teilnahmen: Larssons Kopfball klatschte an die Querlatte des russischen Gehäuses (27.). Gegen Ende des ersten Abschnitts setzten die Schweden sich kurz in der gegnerischen Hälfte fest und zwangen Akinfeev zwei Rettungstaten ab (43., Ljungberg/45., Nilsson). Dennoch hatten die Russen die ersten 45 Minuten klar beherrscht und Chancen - u. a. ein Lattentreffer Pavlyuchenkos (36.) - zu einer höheren Führung vergeben.
Das Umschalten auf eine offensivere Spielform fiel den Schweden schwer. Und bereits fünf Minuten nach Wiederanpfiff wurde die Angelegenheit noch um Einiges erschwert: Wieder schalteten die Russen schneller als ihre Gegenspieler, nutzten einen schlechten Abschlag Isakssons um das Leder umgehend in den schwedischen Strafraum zurück zu bringen und nach Zuspiel von Zhirkov traf Arshavin zum 2:0. Die Konsequenz daraus war klar: Russland konnte aufgrund des klaren Vorsprungs den Gegner nun kommen lassen und auf seine Konterfähigkeiten setzen. Einer der zahlreichen Gegenstöße der Russen hätte fast zu einem Eigentor der Schweden geführt, als Stoor, von Arshavin bedrängt, Isaksson mit einer verunglückten Rückgabe in Not brachte (67.). Gegen die beweglichen Russen fanden die Schweden kein Mittel, echte Torchancen zu erarbeiten. Hohe Flanken in den Strafraum waren als letztes Stilmittel Ausdruck der Hilflosigkeit - und führten zu nichts. Den Russen musste lediglich der Vorwurf gemacht werden, ihre Torchancen verschwenderisch zu vergeuden. Arshavin, Pavlyuchenko, Saenko und der allgegenwärtige Zhirkov hätten einen Kantersieg herausschießen können - aber der 2:0-Sieg erfüllte seinen Zweck ja auch.
André Schulin
Jung, ich komm aus Bottrop - da wirsse getötet, wenne datt inne Muckibude machs!
— Willi Landgraf beim Step-Aerobic-Training auf die Frage, ob so etwas vorher schon mal gemacht habe