DFB-Team

Optimaler Start der Tricolores

von Günther Jakobsen10:36 Uhr | 20.06.2006

Das drittplatzierte Team aus der Südamerika-Qualifikation war für die meisten Experten nicht mehr als ein Farbtupfer, ein Außenseiter schon in der Gruppenphase. Nach zwei Spielen steht Ecuador jedoch an der Spitze der Gruppe A und hat gemeinsam mit der DFB-Elf - mit der es noch keinen Länderspielvergleich gibt - das Achtelfinale bereits gesichert.

Echter Heimvorteil
Der am Äquator gelegene Andenstaat Ecuador bietet eine enorme Landschafts- und Klimavielfalt. Dazu zählen die für ihre einzigartige Fauna berühmten Galapagos-Inseln, Berge von mehr als 6.000 Metern Höhe, feucht-heißes Urwaldtiefland und - Hochebenen. Quito, die Landeshauptstadt, liegt in einer solchen Hochebene (ca. 2.850 Meter) und war Austragungsort aller WM-2006-Qualifikationsspiele der Inka-Nachfolger. Im Estadio Olimpico Atahualpa (Atahualpa, übersetzt: „Der tapfere Truthahn“, war der letzte Inka-Kaiser) kam kein Besucher ungerupft davon. Lediglich Peru und Uruguay konnten sich in der dünnen Luft jeweils ein torloses Unentschieden sichern. Die großen Fußballnationen Argentinien (0:2) und Brasilien (0:1) gingen ebenso geschlagen vom Platz wie Venezuela, Kolumbien, Bolivien, Chile und Paraguay. Ecuadors Heimstärke war der Schlüssel zur erfolgreichen Qualifikation; auswärts fuhr das Team des Kolumbianers Luis Fernando Suarez nur einen Sieg (2:1 in Bolivien) und zwei Remis ein.

Zweite WM-Teilnahme in Folge
Wie die beiden ersten WM-Gruppenspiele zeigten, wäre es jedoch unklug, Ecuadors Auswahl außerhalb ihrer, sie zweifellos begünstigenden Heimat, zu unterschätzen. Die Siege gegen Polen (2:0) und Costa Rica (3:0) sicherten vorzeitig das Erreichen des Achtelfinales, was den größten internationalen Erfolg für Los Tricolores (die Dreifarbigen) bedeutet. 2002 war das Team erstmals bei einer WM vertreten, musste jedoch schon nach der Gruppenphase die Koffer packen. Zur WM 1962 beteiligte sich Ecuador erstmals an der Qualifikationsrunde, unterlag aber in zwei Spielen jeweils klar gegen Argentinien. Bei der Ausscheidung zur Weltmeisterschaft 1966 in England verdarb die 1:3-Niederlage gegen Chile im letzten Gruppenspiel die Teilnahme.

Hinten Routine, vorne hungrige Goalgetter
Luis Fernando Suarez, dessen größter Erfolg als Aktiver 1989 mit seinem kolumbianischen Klub Atletico Nacional der Sieg bei der Copa Libertadores (südamerikanischer Vereinswettbewerb, vergleichbar mit der Champions League) war, übernahm 2004 die Nationalelf Ecuadors. Die erfolgreiche WM-Qualifikation kommentierte er wie folgt: „Ich kam mir vor wie ein Kind, das gerade ein neues Spielzeug geschenkt bekommen hat.“ Acht Aktive aus dem aktuellen Kader hatten ihm dieses Erlebnis voraus, sie waren bereits 2002 dabei. Darunter Abwehrspieler Ulises de la Cruz, der als einer der wenigen Ecuadorianer in Europa (Aston Villa) seine Brötchen verdient. Vom Rekordmeister des Landes, Barcelona SC (13 Titel, 1925 von spanischen Aussiedlern gegründet, in Guayaquil ansässig) hat nur Mittelfeldspieler Edwin Tenorio den Sprung in den Kader geschafft. Routiniertester Kicker des Teams ist Kapitän Ivan Hurtado (Al-Arabi). Der Abwehrspieler hat neben verschiedenen Stationen im Heimatland in Mexiko und Spanien (Real Murcia) gespielt. Schon vor dem WM-Anpfiff hatte er 132 Länderspiele in den Schuhen. Da können die Angreifer Augustin Delgado (LDU Quito) und Carlos Tenorio (Al-Sadd) noch nicht mithalten, statt dessen spielten sie sich jedoch mit jeweils zwei Treffern in den beiden ersten Gruppenspielen in den Vordergrund. Die Spezialisten für Spiele in dünner Luft, aus dem Lande des „Tapferen Truthahns“ sind gewiss keine lahmen Enten.

André Schulin



Ich würde gerne vieles versprechen. Aber ich verspreche nur das, was ich halten kann.

— Hertha-Trainer Bruno Labbadia zu einem möglichen Sieg gegen Mönchengladbach, der Leverkusen noch die Qualifikation für die Champions League gebracht hätte.