Der Spielverlauf wies keiner Seite einen klaren Vorteil zu - Brasilien erfüllte seine Favoritenpflicht, weil man die eine gute Möglichkeit nutzte, die in der Schlussphase zur Entscheidung einlud. Südafrikas Auswahl verkaufte sich gut im Halbfinale gegen den Rekordweltmeister und scheint gewappnet für das WM-Turnier im kommenden Jahr.
Das Tröt-Geräusch der Vuvuzelas, jener Plastik-Trompeten, mit denen die Fans in Südafrika das Geschehen auf dem Platz über die gesamte Spieldauer akustisch zu begleiten pflegen, fehlte natürlich auch im Semifinalspiel der Gastgeber gegen Südamerikameister Brasilien nicht. Einige Spieler, wie Brasiliens Robinho und der Spanier Xabi Alonso, hatten ihren Unmut über die ungewohnte Lärmkulisse schon zu Beginn des Turniers geäußert. Selbst Fifa-Präsident Blatter („Sie machen ziemlich viel Lärm“) gestand ein, dass die „Vuvus“ sowohl in den Stadien, als auch für den TV-Zuschauer eine unüberhörbare, und für nichtafrikanische Ohren gewöhnungsbedüftige Begleiterscheinung darstellt. Dass den Brasilianern das Getröte von den Rängen nennenswert zusetzte, dürfte allerdings schwerlich zu belegen sein. Augenscheinlich war jedoch, dass sich ihre anfängliche Überlegenheit im Verlauf der ersten Halbzeit aufzulösen begann. Das mag jedoch eher daran gelegen haben, dass die Südafrikaner sich nicht aus der Reserve locken ließen und in der Abwehr gut standen. Erst in der 13. Minute musste sich Khune bei einem Schuss von Ramires strecken, um die Kugel dann sicher abzufangen. Gefährlicher wurde es auf der Gegenseite, als Südafrika seine erste gute Möglichkeit erspielte, doch Mokoenas Kopfball flog über den Kasten (22.). Der Vergleich spielte sich nun auf Augenhöhe ab; beide Teams neutralisierten sich weitgehend und die jeweiligen Torschüsse blieben zu unplatziert, um die Schlussleute ernsthaft in Gefahr zu bringen.
Wechselnde Szenen mit Torschussversuchen auf beiden Seiten bestimmten auch den Beginn der zweiten Hälfte, richtig Gefahr bringend war zunächst jedoch nur eine Aktion der Gastgeber. Modises Schuss von der Strafraumgrenze wurde von einem Brasilianer noch abgefälscht, so dass Julio Cesar schon einen heftigen Reaktionstest bestehen musste, um die Situation zu entschärfen (58.). Fünf Minuten später hatte Robinho Pech, dass sein Schuss knapp an Südafrikas Kasten vorbei rauschte. Dann versiegte der Spielfluss beiderseitig und man steuerte scheinbar auf eine Verlängerung zu. Kurz vor Schluss bekamen die Brasilianer dann doch noch die Chance zur Entscheidung - und nutzten sie. Mokoena hatte Ramires gefoult; Alves trat den fälligen Freistoß und setzte ihn aus knapp 18 Metern in die Maschen (88.). Der Favorit hatte sich ein wenig glücklich und trotz Vuvuzela-Bedröhnung durchgesetzt.
André Schulin
Er hat eine Gabe, die sich nicht erlernen lässt. Wenn Jürgen einen Raum betritt, wird es automatisch heller. Er schafft es, einen ganzen Verein zum Strahlen zu bringen.
— Hans-Joachim Watzke, BVB-Vorstandsboss, über Jürgen Klopp.