Platz fünf im Fadenkreuz

Nachdem die vier Erstplatzierten dem Feld schon deutlich entrückt sind, balgt sich eine eng beieinander liegende Vierergruppe um Rang fünf. Gemein ist dem auf den UEFA-Cup-Platz spekulierenden Quartett zudem, dass am Wochenende alle Aspiranten Auswärtsaufgaben zu lösen haben. Hertha gastiert bei Aufsteiger Frankfurt, Stuttgart und Gladbach haben es mit Teams aus dem Tabellenkeller zu tun, und Dortmund hat die Mutter aller Derbys auf dem Plan, den Kick gegen Schalke.
Verpatzte Stürmersuche
Mit Ruhm bekleckerte sich Hertha nicht, als man im Endspurt der Transferphase den brasilianischen Wunschkandidaten Christian vom Haken lassen musste, da jener in dieser Saison schon für zwei Klubs gespielt hatte - ein drittes Engagement ist laut FIFA-Statuten nicht erlaubt. So vollzog man unter Zeitdruck den zuvor schon angedachten, aber zunächst geplatzten Stürmertausch mit Ligakonkurrent Mönchengladbach - Rafael gegen Sverkos - doch noch. Mit drei Treffern im ersten Training entlockte Sverkos Hertha-Trainer Falko Götz die Bemerkung: „Es ist lange her, dass einem Stürmer so was bei uns gelungen ist.“ Nach lediglich zwei Zählern aus den drei letzten Spielen laufen die ambitionierten Berliner Gefahr, sogar ihrer UEFA-Cup-Chancen verlustig zu werden. Von den beiden letzten Ausflügen nach Frankfurt kehrten sie allerdings nicht mit leeren Händen zurück (ein Sieg, ein Remis).
Dänen lügen nicht
Langsam aber stetig arbeitet sich der VfB Stuttgart in der Tabelle nach vorn. Bislang. Der verpatzte Rückrundenstart gegen Duisburg (0:1) aus der Vorwoche hatte keine Auswirkung auf die Platzierung. Das geringe Tempo der Fortschritte sowie die taktische Spielausrichtung missfällt allerdings einigen VfB-Akteuren. Ob die Kritik der beiden dänischen Neuzugänge Tomasson und Grönkjaer, die eine zu defensive Spielweise anprangerten, auf fruchtbaren Boden fällt, ist indes zweifelhaft. Der Schweizer Angreifer Marco Streller durfte in der Winterpause, ohne ersetzt zu werden, gehen. Was möglicherweise für weiteres böses Blut bei den Schwaben sorgen könnte, sollte Streller für Köln - dem Stuttgarter Widersacher des Spieltages - erfolgreich sein.
Wunschspieler zu teuer
Gladbachs Manager Peter Pander kommt zum ersten Mal mit den Fohlen zu dem Klub, dessen Bundesligaaufstieg ganz eng mit der Personalie Pander verbunden ist: dem VfL Wolfsburg. Panders Versuch, den von ihm einst nach Wolfsburg geholten Andres D`Alessandro zu den Westdeutschen zu lotsen, scheiterte am Geld. Ein Kreativspieler mit dem Potenzial des Argentiniers - mangelhafte Defensivarbeit hin oder her - hätte den Borussen nicht schlecht zu Gesichte gestanden, wie in manch einer BL-Partie deutlich wurde. So auch beim letzten Gastspiel in Wolfsburg im Oktober 2004, als Gladbach mit 1:2 unterlag. Dieses Spiel, erst eineinhalb Jahre her, ist auch stellvertretend für die Schnelllebigkeit des Bundesligageschäftes. Von den damals 14 eingesetzten Gladbachern sind nur noch sechs im Verein. Und der damalige Coach, Holger Fach, hat bereits seinen nachfolgenden Job, beim VfL Wolfsburg, hinter sich.
Das Derby - 68. Auflage
An ihren letzten Auftritt beim Erzrivalen denken die Schwarz-Gelben gern zurück. Der 2:1-Erfolg in Gelsenkirchen beendete eine lange sieglose Serie gegen Schalke. Vom traditionellen „Klassenfeind“ trennen die Dortmunder derzeit aber noch zehn Punkte, sowie eine anfälligere Abwehr, was die Schalker in der Hinserie zur Revanche nutzten. Immerhin, das junge Dortmunder Team wies in den nachfolgenden Spielen eine wachsende Stabilität nach und rangiert in Schlagweite der UEFA-Cup-Ränge. Spielmacher Tomas Rosicky erklärte, am Saisonende definitiv zu wechseln (mutmaßlich zu Atletico Madrid); auf seine Spielfreude wirkte sich diese Entscheidung jedoch nicht negativ aus. Auch Sebastian Kehl, wie Christian Wörns und (abhängig vom Gesundheitszustand) Christoph Metzelder noch mit WM-Ambitionen, ließ einen Formanstieg erkennen. Passiert nichts Ungewöhnliches (Stichwort: Kreuzbandriss) ist der BVB ein ernstzunehmender Anwärter für Rang fünf.
André Schulin