Platztausch möglich

Zuletzt sieben sieglose Spiele führten Eintracht Frankfurt an den Rand der Abstiegsregion. In Hamburg treffen die Hessen auf einen Gegner, der sich gerade anschickt, der ungemütlichen Umgebung den Rücken zu kehren. Ausgerechnet Ex-HSV-Stürmer Naohiro Takahara tritt mit der Empfehlung von sieben Saisontreffern als erfolgreichster Schütze der Hessen an, Frankfurts Talfahrt bei seinem alten Verein zu stoppen.
Vollbremsung oder ein Satz in die Nesseln
Lang ist’s her - zwischen 1965 und 1969 - da lohnte sich der Wochenendtrip des Bundesligisten Eintracht Frankfurt zum Konkurrenten nach Hamburg regelmäßig. Vier Auswärtssiege am Stück reihten die Hessen seinerzeit auf der Habenseite ihrer Bilanz gegen den HSV ein. Danach waren die Erfolge deutlich rarer gesät. Im Gesamtvergleich haben die Hanseaten die Nase klar vorn (35 Siege, 24 Niederlagen, 18 Remis). Selten jedoch war ein Erfolg im direkten Bundesligaduell für beide Klubs so wichtig wie derzeit. Der HSV könnte seinen Aufwärtstrend fortsetzen und mit einem Dreier an der Eintracht vorbeiziehen, die in dem Fall erstmals in der Saison einen Abstiegsplatz belegen könnte - je nachdem, wie das Kellerduell der mit Frankfurt punktgleichen Westklubs Bochum gegen Aachen endet. Noch zur Winterpause war mit einer solchen Malaise der Eintracht nicht zu rechnen, die als Zehnter im Mittelfeld etabliert schien.
Ein Japaner mit guter Ortskenntnis
Frankfurts Trainer Friedhelm Funkel gab jedoch nicht viel auf die vermeintliche Sicherheit: „Wir hatten nie solch eine große Distanz zu den Abstiegsplätzen, dass wir nicht mehr hätten nach hinten blicken müssen“, sagt er und führt das Abrutschen seiner Elf auf eine Schwäche zurück, die das Team schon in der vergangenen Saison beschäftigte: Den Torabschluss. Im letzten Jahr konnte Ioannis Amanatidis mit seinen zwölf Treffern noch wesentlich dazu beitragen, dass Frankfurt in der Rückrunde immer ein kleines Polster zu den Abstiegsrängen wahrte; auch Mittelfeldmann Alex Meier leistete einen respektablen Beitrag in der Endverwertung (sieben Treffer, neun Torvorlagen). Amanatidis wurde im Dezember durch einen Bänderriss gestoppt, fand danach nicht zu alter Stärke zurück und muss gegen Hamburg erneut pausieren (Probleme am Sprunggelenk). So wird vermutlich der Ex-Hamburger Naohiro Takahara als einzige Frankfurter Sturmspitze versuchen, an ehemaliger Wirkungsstätte ins Schwarze zu treffen. Sieben Saisontreffer hat er im ersten Jahr für die Hessen bereits markiert - besser lief es für den Japaner in seinen vier Hamburger Jahren nie.
Defensive hat Priorität
Das Comeback des Langzeitverletzten Jermaine Jones währte nicht lange. Eine Meniskusoperation des Amerikaners zwang Funkel, im Mittelfeld zum wiederholten Mal umzustellen. Meier rückte allein in die Zentrale, Michael Thurk und Albert Streit übernahmen die Außenpositionen. Der im letzten Jahr herausragend disponierte Innenverteidiger Chris - ebenfalls nach langer Zwangspause auf der Suche nach seiner Bestform - fungiert als Absicherung neben Benjamin Huggel im Rückraum. Dies scheint dringend geboten, denn in den letzten sieben Spielen kassierte Frankfurt 18 Gegentreffer. Gepaart mit den suboptimalen Abschlussproblemen erklärt dies den Sturz in der Tabelle. Funkels Prioritäten für die kommenden Wochen sind klar: „Wir müssen die Gegentore eindämmen und die Defensivarbeit in den Vordergrund stellen.“ Mit Keeper Markus Pröll (Rippenprellung) und Außenverteidiger Christoph Spycher (Rotsperre) stehen zwei Defensivstammkräfte nicht zur Verfügung. Vielleicht hilft statt dessen in Hamburg der Aberglaube ein bisschen mit: Die Frankfurter reisten bereits einen Tag vor dem Spiel an. „Wir haben in der Vergangenheit gute Erfahrungen damit gemacht“, sagt Funkel, und meint die Auswärtserfolge in Aue (2. Liga), Cottbus und Duisburg.
André Schulin