Polen ausgeschieden

von Günther Jakobsen23:01 Uhr | 16.06.2012

Mit Polen war der erste Gastgeber bei dieser Europameisterschaft schon ausgeschieden. Nach einer guten Anfangsphase verloren die Weiß-Roten den Faden und das entscheidende Spiel gegen Tschechien mit 0:1. Der Vizeeuropameister von 1996 zog damit sogar als Gruppensieger ins Viertelfinale ein.

Vor dem Spiel wurden erst einmal zwei wichtige Personalentscheidungen geklärt. Bei den Tschechen blieb der an der Achillessehne angeschlagene Kapitän und Spielmacher Rosicky nur auf der Bank, bei den Polen Tyton im Tor. Dabei stand der etatmäßige Stammkeeper Szczesny nach abgesessener Rotsperre wieder zur Verfügung. Polen brauchte unbedingt einen Sieg, um das Viertelfinale zu erreichen. Tschechien dagegen hätte im besten Fall auch ein Remis gereicht. Der EM-Gastgeber ergriff gleich die Initiative und erarbeitete sich schnell ein überdeutliches Chancenplus heraus. Dudka traf nach einem Freistoß (2.), und Obraniak mit einem Freistoß das Außennetz (6.). Zwischendurch hatten auch die Tschechen eine gute Möglichkeit besessen. Nachdem sich Gebre Selassie auf dem rechten Flügel gegen Boenisch durchgesetzt hatte, konnten die Gastgeber von Glück reden, dass in der Mitte Pilar über den Ball trat (3.). Ansonsten war der EM-Finalist von 1996 in den ersten zwanzig Minuten in der Defensive gebunden und sah zu, wie die Polen einen Ball nach dem anderen auf das gegnerische Tor abfeuerten. Die Schüsse der Bundesliga-Legionäre Lewandowski (10.), Boenisch (11.) und Polanski (15.) verfehlten das Gehäuse. Boenisch zwang mit einem Distanzversuch Tschechiens Weltklassekeeper Cech zu einer Parade (22.). Danach war die Drangperiode Polens schon wieder vorbei. Tschechien bekam immer mehr Spielanteile, wollte jedoch bis zum Pausenpfiff nur das Ergebnis sichern und die Partie beruhigen. Aber weil Griechenland in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit gegen Russland das Führungstor erzielte, brauchten die Tschechen nun ebenfalls einen Sieg, um weiterzukommen.

Nach dem Wiederbeginn agierte Tschechien zielstrebiger, während Polen sich schwertat, überhaupt wieder in die Partie zurückzufinden, und kaum mehr an den Ball kam. Nicht nur im Angriff hatte der EM-Gastgeber den Faden verloren, sondern auch in der Abwehr. Die polnische Viererkette verursachte viele Freistöße. Ein solcher ruhender Ball führte nach einer guten Stunde zum Kopfball von Sivok, den der Schlussmann Tyton mit etwas Glück entschärfen konnte (65.). Sieben Minuten später machte es aber Jiracek besser und brachte seine tschechische Mannschaft nicht nur in Führung, sondern auch ins Viertelfinale. Ausgerechnet bei einem eigenen Angriffsversuch verlor Murawski den Ball im Mittelfeld und leitete damit den gegnerischen Konter ein. Baros spielte einen Pass zu Jiracek, dessen Gegenspieler Wasilewski ausrutschte, und so brauchte der Wolfsburger den Ball lediglich an Tyton vorbei ins Tor zu schieben. Die Hausherren holten anschließend die Brechstange raus und versuchten alles nach vorne zu werfen. Erst in den letzten Zügen des Spiels kamen sie wieder zum Abschluss. Ein Wasilewski-Kopfball (86., übers Tor) wurde wegen Abseits abgepfiffen, ein Lewandowski-Kopfball flog um ein paar Meter am rechten Pfosten vorbei (89.), und in der letzten Minute der vierminütigen Nachspielzeit klärte Kadlec gegen Blaszczykowski auf der Linie. Der Ausgleichstreffer hätte zwar den Polen nicht geholfen, aber dafür den Russen, die dann statt Tschechien ins Viertelfinale eingezogen wären.

Senthuran Sivananda



Ich war schon vor zwei Jahren in Nantes, und es ist immer noch dasselbe, außer dass alles völlig anders ist.

— Kevin Keegan