In den ersten 45 Minuten des Spiels war der Vergleich zwischen Portugal und Mexiko ein unterhaltsames, temporeiches Fußballvergnügen. Dann fiel das Niveau ab. Beim Abpfiff konnten beide Teams dennoch zufrieden sein: Die bereits zuvor qualifizierten Portugiesen hatten beim verdienten 2:1-Sieg Kraft gespart, und Mexiko langte die knappe Niederlage, um ebenfalls das Achtelfinale zu erreichen.
Die bereits gesicherte Achtelfinalteilnahme veranlasste Portugals Coach Scolari, seine Gelb-vorbelasteten Stammspieler Deco, Ronaldo, Nuno Valente, Pauleta und Costina außen vor zu lassen. Mexiko benötigte mindestens einen Punkt, um ebenfalls die K.o.-Runde zu erreichen - dementsprechend offensiv gingen die Lateinamerikaner das Spiel an. Ein Linksschuss Fonsecas markierte die erste große Tormöglichkeit, Portugals Keeper Ricardo ließ sich aus spitzem Winkel jedoch nicht bezwingen (2.). Portugal schaute sich den hektischen Beginn der Mexikaner an und konterte mit einem schnell über die linke Seite vorgetragenen Angriff. Abschließend passte Simao in den Lauf von Maniche und der vollendete sicher aus zehn Metern zum 1:0 (6.). Die Südeuropäer übernahmen nun die Spielgestaltung und wurden vom mexikanischen Abwehrspieler Rafael Marquez unterstützt, der bei einem portugiesischen Eckball dummerweise die Hand zum Leder führte. Mexikos Keeper Sanchez versuchte mit wildem Herumspringen auf der Linie Simao zu irritieren - vergebens. Nach 23 Minuten lag Mexiko 0:2 zurück. Die Mannen von Trainer Lavolpe gaben jedoch nicht klein bei. Als Fonseca nach einer Ecke in der 29. Minute den Anschlusstreffer markierte, lag ein Punktgewinn wieder im Bereich des Machbaren. Portugal lieferte indes die reifere Spielanlage ab und ging zurecht mit der knappen Führung in die Pause, wenngleich Mexiko kurz vor dem Seitenwechsel noch einmal Dampf gemacht hatte.
Die Riesenchance zum Ausgleich ließ Omar Bravo kläglich aus. Nach einem Foul von Miguel an Perez hatte der Schiri auf den Punkt gedeutet. Der in dieser Situation überforderte mexikanische Stürmer donnerte die Pille hoch drüber (58.). Doch damit nicht genug der Fehlleistungen: Nur drei Minuten später versuchte Perez mit einer Schwalbe einen weiteren Strafstoß zu schinden. Die dafür gezückte Gelb-Rote Karte des Unparteiischen brachte die Mexikaner in Unterzahl. Nun geriet die Achtelfinalteilnahme der Lateinamerikaner ins Wanken, denn Angola - Konkurrent um Platz zwei in der Gruppe - war inzwischen gegen den Iran in Führung gegangen. Nur die bessere Tordifferenz sprach noch für Mexiko, und die Stimmung der Fans gefror im Gelsenkirchener FIFA-WM-Stadion. Erst als die Kunde vom Ausgleich des Irans durchsickerte, entspannte sich die Lage für Mexiko wieder. Das Spiel bot in der zweiten Halbzeit nicht mehr das durchaus ansprechende Format der ersten 45 Minuten. Portugal hatte überhaupt keinen Grund sich ein Bein auszureißen und spulte ein solides Pflichtprogramm herunter; Mexiko reichte die knappe Niederlage, um ebenfalls in die Runde der besten 16 Teams einzuziehen.
André Schulin
Ich mache kein böses Gesicht, sondern ein enttäuschtes.
— Weltmeister Fritz Walter nach einem BL-Aufstiegsspiel mit dem SV Alsenborn.