Portugal setzte sich verdient durch

von Günther Jakobsen23:03 Uhr | 21.06.2012

Portugal zog verdient ins EM-Halbfinale ein. Gegner Tschechien bereitete den Iberern in der ersten Halbzeit Schwierigkeiten, nach der Pause fehlten den Osteuropäern allerdings die Kräfte. Den goldenen Treffer erzielte ausgerechnet Superstar Ronaldo.

Nur in der ersten Halbzeit konnten die Tschechen mithalten - zeitweise sogar mehr als das. Die Osteuropäer, die erneut auf ihren verletzten Kapitän Rosicky verzichten mussten und diesmal dessen Spielmacherrolle nicht Kolar, sondern dem jungen Darida anvertrauten, erwischten den besseren Start in das erste Viertelfinale. Im Gegensatz zu den Portugiesen, deren Angriffe zunächst viel zu oft im Mittelfeld endeten, scheiterten sie mit ihren Offensivbemühungen meist erst an der gegnerischen Innenverteidigung. Ohne Alves und vor allem Pepe als Abfangjäger wäre Tschechien in der Anfangsphase auch zu Torchancen gekommen. Danach wurden die Iberer zwar überlegener, aber sie spielten zu behäbig und zu fehlerbehaftet, um die kompakte gegnerische Defensive zu knacken. Nach einer knappen halben Stunde ließen die Südeuropäer mal ihre Klasse aufblitzen und den Ball schnell laufen. Am Ende einer schönen Kombination scheiterte Ronaldo zwar an Tschechiens Keeper Cech, jedoch war der Angriff sowieso wegen eines Stürmerfouls an Kadlec abgepfiffen worden (25.). Die beiden nächsten Möglichkeiten des Vizeeuropameisters von 2004 waren bezeichnenderweise einer Standardsituation und einer Einzelaktion zu verdanken. Im Anschluss an eine Ecke hob Pepe die Kugel in den Strafraum zu Ronaldo, doch dessen Fallrückzieher verfehlte das Tor deutlich (33.). Und in der Nachspielzeit kam der Vizeweltfußballer gegen gleich zwei tschechische Verteidiger zum Abschluss und traf dann den Pfosten. Zuvor hatten die Portugiesen ihren verletzten Stoßstürmer Postiga durch Almeida ersetzen müssen (40.).

Der ehemalige Bremer Bundesligalegionär besaß nur zwanzig Sekunden nach dem Wiederbeginn die erste Möglichkeit der zweiten Hälfte, aber er köpfte Meireles´ Flanke am Tor vorbei. In der zweiten Halbzeit erhöhten die Portugiesen deutlich die Schlagzahl und wollten die Entscheidung erzwingen. Die Tschechen waren dagegen erst einmal auf Ergebnissicherung bedacht und sorgten kaum mehr für Entlastung. Der Führungstreffer der Iberer schien lediglich eine Frage der Zeit zu sein. Ein Ronaldo-Freistoß traf den rechten Außenpfosten (49.). Meireles´ Volleyschuss flog übers Tor (56.), und Nanis Distanzversuch wurde von Cech pariert (58.). Sekunden später brachte zwar Almeida den Ball im gegnerischen Gehäuse unter, allerdings blieb seinem Treffer wegen Abseits zu Recht die Anerkennung verwehrt (58.). Vor allem in der Schlussphase erinnerte Tschechien an einen Boxer, der in den Seilen hing. Doch der entscheidende Schlag auf portugiesischer Seite gelang weder Moutinho (64., scheiterte an Cech) noch Nani (74., links vorbei). Erst elf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit sorgte Ronaldo für das befreiende, aber auch überfällige Führungstor. Moutinho flankte von der rechten Seite, Ronaldo schlich sich seinem Bewacher Gebre Selassie davon und brachte die Kugel per Kopfballaufsetzer im Tor unter. Nach der Führung zog sich die Seleccao das Quinas etwa nicht zurück, sondern kontrollierte weiterhin das Geschehen. In der 83. Minute hätte Pereira die allerletzten Restzweifel am Einzug Portugals ins Halbfinale beseitigen können, allerdings scheiterte er mit seinem Schuss an Cech. Zittern mussten die Iberer jedoch nicht mehr, denn Tschechien besaß keine einzige Möglichkeit zum Ausgleich.

Senthuran Sivananda



Regeltechnisch müsste man normalerweise in diesem Moment abpfeifen, glaube ich jedenfalls.

— Trainerlegende Ewald Lienen im ZDF zum EM-Halbfinale England - Dänemark (2:1), als ein zweiter Ball auf dem Spielfeld landete.