Real raus, Manu meisterlich

Das Motto "Geld schießt doch keine Tore" könnte man Real Madrid unter die Nase reiben, nachdem die Spanier trotz massiver Aufrüstung zum sechsten Mal in Folge im Achtelfinale der Champions League hängen blieben. Manchester United dürfte nach dem Erfolg über Milan die Favoritenrolle im Wettbewerb zufallen.
Eine gute Halbzeit war zu wenig. Zweifellos hätte Real Madrid die Gäste aus Lyon dank seiner in den ersten 45 Minuten heraus gespielten Chancen deutlicher als mit der dünnen 1:0-Pausenführung distanzieren müssen. Der Treffer selbst, von Ronaldo in der sechsten Minute aus spitzem Winkel erzielt, war längst nicht die beste Tormöglichkeit der Spanier. Von Higuains Pfostentreffer (25.) abgesehen sprangen gegen die zeitweilig überforderten Gäste mehrere Großchancen heraus, die Kaka, Ronaldo und Higuain jedoch ausließen. Nach Wiederbeginn stellte Lyon eine bessere Grundordnung in seinen Reihen her. In dem Maße, in dem die Franzosen nun stärker wurden, verflachte Reals zuvor druckvolles Spiel. Olympiques Ausgleichstreffer, durch Pjanic abschließend nach einer schönen Kombination erzielt (75.), fiel nicht aus heiterem Himmel - er hatte sich angedeutet. Und er stellte die Gastgeber vor ein unlösbares Problem. Sie brauchten nun zwei Tore, doch nicht eine einzige Großchance entsprang ihrem hilflosen Anrennen der Schlussviertelstunde. Lyon hätte noch zweimal treffen können (müssen!) - die durch Lisandro und Delgado kläglich vergebenen Konterchancen konnten die Gäste sich jedoch leisten.
Sir Alex Ferguson verbarg seine Zuversicht nach dem 4:0-Kantersieg gegen Milan nicht: „Mit dem Team, das mir zur Verfügung steht, ist es egal gegen wen wir in der nächsten Runde spielen“. Dass ManU nach dem 3:2-Hinspielsieg beim AC Mailand eine hervorragende Ausgangsposition hatte, den italienischen Gegner erstmals nach vier vergeblichen Anläufen in der Champions League (bzw. Landesmeister-Cup) auszuschalten, beflügelte die „Red Devils“ von Beginn an. Sie setzten die Gäste enorm unter Druck. Ein haarscharf am rechten Pfosten vorbei fliegender Kopfball Ronaldinhos (8.) hätte - im Erfolgsfall - dem Spiel einen anderen Zuschnitt geben können. Mit einer Kostprobe seiner Kopfball-Qualitäten bei der 1:0-Führung (13.) bahnte der jedoch einmal mehr hervorstechende Rooney den Weg für Manchester. Das 2:0 (46.), nach feiner Vorarbeit Nanis, markierte Rooney ebenfalls und durfte in der 66. Minute unter dem Applaus der Zuschauer seinen Arbeitstag vorzeitig beenden. Kurz bevor der aktuelle ManU-Hero den Platz verließ, durfte der frühere „Red Devils“-Star David Beckham - gleichfalls mit viel Beifall bedacht - im Mailänder Trikot ein Comeback an langjähriger Wirkungsstätte geben. Mit einem gefährlichen Volleyschuss prüfte er ManU-Keeper van der Sar, wie auch Milan durchaus nicht ohne weitere passable Torgelegenheiten blieb. Durchschlagender waren jedoch die Gastgeber, für die Park (58.) und Fletcher mit sehenswerten Treffern den hohen Erfolg vollendeten.
André Schulin