Realistische WM-Hoffnungen

von Günther Jakobsen13:36 Uhr | 02.09.2005

Mit bedingungslosem Einsatz der slowakischen Profis gegen die DFB-Elf ist trotz der prestigeträchtigen Gelegenheit, sich international zu profilieren, nicht zu rechnen. Vier Tage später steht ein wichtiges WM-Qualifikationsspiel an, und die Slowakei ist nicht chancenlos, erstmals die Endrunde eines großen Turniers zu erreichen.

Neuanfang nach langjähriger „Zwangsehe“
Schon vor dem ersten Zusammenschluss mit Tschechien (1918-1939) hatte sich in der Slowakei der Fußballvirus ausgebreitet. Bestes Beispiel dafür ist der amtierende slowakische Meister FC Artmedia Bratislava, dessen Historie das Jahr 1898 als Gründungsjahr ausweist. Von 1945 bis 1992 wurden Slowaken und Tschechen in der Tschechoslowakei erneut in ein gemeinsames Staatswesen gezwängt, das sich erst nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Ostblocks friedlich wieder auflöste. So konnte die Länderspielgeschichte einer selbständigen Slowakei erst Ende 1992 beginnen, mit dem 1:0-Auswärtserfolg im Freundschaftsspiel gegen Litauen. Während die ehemaligen Weggefährten aus Tschechien ihren Weg in die erweiterte Weltspitze antraten (derzeit FIFA-Rang 4), blieb der kleinere Partner deutlich zurück (aktuell Rang 45).

Endrundenteilnahme greifbar nah
Während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) wurden fünf Länderspiele zwischen der damals politisch stark von Deutschland beeinflussten Slowakei und Deutschland ausgetragen, die mit einer 4:1-Bilanz an die Deutschen gingen. 2001 traf man sich zuletzt zu einem Freundschaftskick im Bremer Weserstadion; da gewann die DFB-Elf mit 2:0. Zur Endrundenteilnahme an einem großen Turnier hat es für das kleine Land noch nicht gelangt, trotz der außerordentlichen Fußballbegeisterung (ca. 5,4 Mio. Einwohner, 2.417 Fußballklubs). In der WM 2006-Qualifikation liegt das Team von Nationaltrainer Dusan Galis noch gut im Rennen. Zwar haben die Slowaken (18 Punkte) ein Spiel mehr absolviert als die in Gruppe 3 führenden Portugiesen (20 Pkt.) und die drittplatzierten Russen (15 Pkt.), doch sind die Chancen, zumindest als Zweiter die Relegation zu erreichen, intakt. Das Restprogramm setzt sich aus einem Auswärtsauftritt in Lettland und den abschließenden beiden Heimpartien gegen Estland und Russland zusammen. Zudem müssen Russen und Portugiesen noch gegeneinander antreten.

Bundesligalegionäre als Schlüsselspieler
Dusan Galis, seit Januar 2001 Trainer Slowakiens, war während seiner Aktivenzeit ein erfolgreicher Torjäger (226 Ligaspiele, 89 Tore) mit Auslandsengagements in Spanien und Belgien. Seine Nationalelfkarriere fiel mit einem Torerfolg in acht Spielen weniger opulent aus. Seine Nationalauswahl rekrutiert Galis nahezu ausschließlich aus Legionären, darunter die in der Bundesliga spielenden Miroslav Karhan (VfL Wolfsburg, 2002 „Spieler des Jahres“ in der Slowakei), dem Kapitän der Slowaken, sowie den Club-Akteuren Robert Vittek und Marek Mintal (2004 „Spieler des Jahres“). Vittek spielt, wie beim 1. FC Nürnberg, als Sturmspitze und steuerte in der WM-Qualifikation bereits fünf Treffer bei. Marek Mintal, Bundesligatorschützenkönig der vergangenen Saison (24 Tore), ist der Nationalelf stärker in seine Mittelfeldposition eingebunden als im Verein, konnte aber auch schon drei Tore zum WM-Traum der Slowaken beitragen. „Wenn nicht direkt, dann über das Play-off“, ist der 27-Jährige von der WM-Teilnahme seiner Mannschaft überzeugt.

André Schulin



Der liebe Gott in seinem Zorn / schickt Bielefeld statt Paderborn.

— Günter Klein (Münchner Merkur) nachdem Bielefeld mit einem 4:0-Sieg über Dynamo Dresden den Aufstieg nahezu perfekt machen konnte, während Paderborn in der 1. Liga abgeschlagen auf Rang 18 rangierte.