DFB-Team

Realistisches WM-Szenario

von Günther Jakobsen11:59 Uhr | 31.05.2006

Der Vergleich mit Japan war nicht dazu angetan, zu einem positiv einstimmenden Gute-Laune-Fußball-Abend zu werden. Es war ein realistischer Vorgeschmack, wie hart die WM-Punkte eingesammelt werden müssen - und so betrachtet eine wertvolle Erfahrung.

Zwei gute Chancen der Japaner (13., Nakata/17.,Yanagisawa), deren erfolgreichem Abschluss Lehmann im Weg stand, waren bereits verbucht, ehe die DFB-Auswahl mittels eines abgefälschten Ballack-Schusses (21.) erstmals das Tor der Gäste bedrohte. Zu diesem Zeitpunkt war schon erkennbar, dass der Asienmeister als homogene Einheit mit technisch beschlagenen, wendigen Spielern auftrat - wahrlich kein Aufbaugegner, eher ein Testpartner unter Turnierbedingungen. Die Klinsmann-Elf versuchte sich mit Pressing, hohem Tempo und kurzen Ballkontakten ein Übergewicht zu verschaffen, was jedoch nur selten in aussichtsreiche Torchancen mündete. Kloses Gelegenheit aus der 24. Minute, als der Bremer Torjäger von der Strafraumgrenze hoch übers Tor schoss, entsprang dem Zufall. Dennoch stand die deutsche Mannschaft, angefeuert vom Leverkusener Publikum, nun besser als in der Anfangsphase und geriet bis zur Pause nur noch einmal in Bedrängnis, doch Nakazawa vertändelte seine Möglichkeit im Strafraum (41.). Ein schnell vorgetragener Angriff über die linke Seite, Schweinsteiger hatte Podolski geschickt, eröffnete dem Noch-Kölner eine Möglichkeit. Kawaguchi hielt den Schuss jedoch sicher (45.).

Personell unverändert startete Deutschland in den zweiten Durchgang; unverändert laufstark und einsatzfreudig machten die Japaner jedoch dem DFB-Team das Spielen schwer. Der immer wieder mit exzellenter Ballbehandlung und guten Ideen auffällige Nakamura brachte Yanagisawa mit einem scharfen Pass in Position - mit gutem Einsatz blockte Jansen den Schuss in letzter Sekunde ab (53.). Zwei Minuten später wurde Metzelder ausgewechselt, für ihn lief Nowotny auf. Der Ex-Leverkusener war kaum auf dem Platz, als er samt der aufgerückten deutschen Abwehr ausgehebelt wurde. Ein abgefangener Eckstoß der Deutschen wurde von den Japanern zu einem schnellen Gegenschlag genutzt. Yanagisawa spielte auf Höhe der Mittellinie dem durchstartenden Takahara in den Lauf und der drosch das Leder von der Strafraumgrenze zum 1:0 in die Maschen (57.). Um den Angriffsschwung seines Teams zu beleben, brachte Bundestrainer Klinsmann den sprintstarken Dortmunder Odonkor, doch das nächste Ausrufezeichen setzten wieder die Japaner. Nach einem in aller Ruhe über die rechte Seite vorgetragenen Angriff kam Takahara knapp außerhalb des Sechzehners an den Ball, kurvte mit einer einfachen Körperdrehung in den Strafraum und vollendete am chancenlosen Lehmann vorbei flach zum 2:0 (65.). Dieser erneute Rückschlag provozierte Pfiffe von den Rängen. Die DFB-Elf ließ jedoch keine Anzeichen von Resignation erkennen, versuchte das Tempo anzuziehen und wirkte in der Schlussviertelstunde konditionell stärker als die Gäste. Zwei Freistoßaktionen brachten schließlich den nicht unverdienten Ausgleich. Zunächst flankte Schweinsteiger von links in den japanischen Sechzehner. Klose behauptete sich gegenüber seinem Gegenspieler und ließ das Leder mit der Innenseite zum 1:2-Anschluss abtropfen (75.). Fünf Minuten später war Schneider der Vorlagengeber aus dem rechten Halbfeld, der Schweinsteigers Kopfballtreffer zum 2:2-Endstand auflegte. Beide Teams hatten noch die Möglichkeit eines weiteren Treffers, letztendlich war das Remis jedoch o.k.

André Schulin



Er nimmt sich selbst nicht so wichtig. Dementsprechend fühlen sich alle in seiner Umgebung sehr wichtig.

— Robin Dutt Stuttgarts Sportvorstand über den neuen VfB-Trainer Jürgen Kramny