Richtungsweisend

Zum gleichen Zeitpunkt der vorigen Saison stand Bielefeld, wie aktuell, auf Rang zwölf, hatte allerdings vier Zähler mehr auf dem Konto. Stuttgart konnte sich seinerzeit noch berechtigte Hoffnungen auf die CL-Teilnahme machen. Das ist passé, aber der VfB versucht zumindest noch einen Platz im internationalen Geschäft zu erreichen, derweil die Arminia Abstiegssorgen vermeiden will. Beider Aufeinandertreffen könnte weichenstellend sein.
Noch ausreichende Pufferzone
Gut gespielt, und doch nur einen Punkt gesammelt - Arminia Bielefelds rechnerische Rückrundenbilanz der ersten drei Spiele ist dürftig. Dabei ist allerdings nicht zu verkennen, dass die Arminen in den CL-Aspiranten Werder und HSV, sowie der Auswärtsaufgabe beim FSV Mainz, einen harten Einstieg in die zweite Hälfte der Saison hatten. Das wider Erwarten gute Abschneiden bis zur Winterpause - schließlich hatte kein anderes Team einen vergleichbaren Kaderumbruch zu bewältigen - sicherte der Arminia einen Platz oberhalb der Abstiegsnot. Dies beizubehalten, steht aktuell für das Team von Thomas von Heesen an. Noch trennen Bielefeld beruhigende fünf Punkte von Rang 16.
Kontinuität
Die erfolgreiche Integration der Neuzugänge Zuma, Kobylik, Westermann und Korzynietz, die den Sprung in die Stammelf schafften, ist dem Geschick von Heesens zuzuschreiben. Mit Rückkehrer Artur Wichniarek, dessen Torjägerqualitäten bei seinem ersten Bielefelder Engagement (1999-2003, 50 Tore in 101 Spielen) zum Tragen kamen und dem 22-jährigen Talent Ioannis Masmanidis erweiterten zwei während der Winterpause transferierte Wunschspieler des DSC-Trainers den Kader. Nachteil der guten Arbeit in Bielefeld, die auch ohne den Konzept-Ex-Trainer Uwe Rapolder gut anzuschauenden Konterfußball produziert: Die Konkurrenz wird aufmerksam. Ein wichtiger Spieler, der sich in Bielefeld einen Namen machte, wird am Saisonende zur Konkurrenz nach Frankfurt wechseln: Michael Fink, der als Allrounder im defensiven Mittelfeld alle Saisonspiele bestritt.
Team ohne Alibi
Mit dem VfB Stuttgart kommt nicht gerade ein Lieblingsgegner der Ostwestfalen auf die Alm. Fast doppelt so viele Niederlagen (13) wie Siege (7), bei sieben Remis, kassierte Bielefeld gegen die Schwaben. In den letzten acht Spielen gelang kein Sieg mehr. Aber auch der VfB hat so seine Probleme und steht nach der Trennung von Trainer Giovanni Trapattoni vor einer Neuorientierung. „Jetzt gibt es keine Alibis mehr für die Mannschaft“, setzt Teammanager Horst Heldt auf einen veränderten VfB. Der neue Coach, Armin Veh, gilt als Verfechter einer offensiven Spielweise - entspricht in dieser Hinsicht also den Forderungen, die große Teile des VfB-Kaders öffentlich formulierten. Abgesehen von der wenig ansprechenden Anmutung einer defensiven Ausrichtung: Mit der bescheidenen Torausbeute von 21 Treffern hechelt man den Topklubs hoffnungslos hinterher. Sogar die Schlusslichter aus Köln (28) und Kaiserslautern (27) sind torgefährlicher. Somit trifft auf der Alm (Schüco-Arena) ein konterstarker Gastgeber auf ein Team, das unter neuer sportlicher Leitung beweisen will, dass es zu mehr als dem 13. Saisonremis fähig ist.
André Schulin